Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
noch übertraf.
Sie rannte auf mich zu, sicherlich in der Absicht, mich aufs Sofa zu schmeißen und wieder auf mir zu liegen, doch diesmal reagierte ich schneller. Ich hielt ihr die offene Handfläche entgegen - Faust schien mir zu drastisch - und wehrte ihren Angriff in der richtigen Sekunde mit einem kräftigen Schlag ab.
„Das hättest du nicht machen dürfen“, brüllte sie mich an. „Du wirst noch sehen, was du davon hast.“
Auf einmal beruhigte sie sich. Ich bekam sogar das Gefühl, sie weine.
Ein paar kleine Tränen kullerten aus ihren Augen, als sie mein Zimmer und schließlich unser Haus verließ. Ich hörte die Tür knallen und ich sah ihr durch das Fenster hinterher.
„Auf Nimmerwiedersehen, du widerliche Schlampe“, murmelte ich. Mit Mitleid meinerseits konnte sie selbstverständlich nicht rechnen.
„Die dachte doch allen Ernstes, die könnte mich verarschen. Die wirkte ganz ernsthaft, als die hier ankam.“
Am Abend erzählte ich meiner Mutter von dem Erlebten.
„Und was hast du dann gemacht, als die sich auf dich geschmissen hat?“
„Ich hab mich gewehrt. Ich wollte ihr ja nicht wehtun, aber es kann doch nicht angehen, dass die mich unter sich gefangen hält.“
„Klar, aber hat sie sich denn verletzt?“
„Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Hauptsache, die kommt nie wieder.“
„Ich verspreche dir, ich kümmere mich drum, wenn sie noch mal irgendwas macht.“
Noch mehr, als ich es zuvor getan hatte, ignorierte ich Lara fortan in der Schule, so wie meine große Liebe mich ignorierte.
Wegen Henning litt ich jeden Tag mehr.
Warum gab es diesen Henning überhaupt? Gab es ihn nur, um mich zu zerstören? Er hatte mein Herz gestohlen und wollte es mir nicht wiedergeben. Ich wollte es auch gar nicht zurück.
Niemals würde ich jemand anderes lieben. Es wird niemals jemanden geben, mit dem mein Leben zu teilen ich bereit gewesen wäre.
Niemals wird jemand mir das geben können, was Henning mir hätte geben können.
Ich war überzeugt, dass es keinen schöneren Menschen auf dieser Welt gab.
Und wie ich so meinen veränderten Alltag lebte, kam irgendwann der Punkt, an dem ich anfing, die Wochen bis zu den Sommerferien zu zählen.
Kapitel 14
Laras kleiner Überfall auf mich war fast zwei Wochen vorbei, als ich mal wieder heftig geschockt wurde. Diesmal war es aber auf eine Weise, die ich nicht erwartet hätte.
Es war Dienstagnachmittag und als es an der Tür klingelte, öffnete meine Mutter.
„David, komm mal runter“, rief sie.
Ich ging die Treppe hinunter in den Flur und sah zwei mir völlig unbekannte Gestalten - einen Mann und eine Frau.
„Das sind zwei Kollegen von der Kripo. Die wollen mit dir sprechen. Ich schlage vor, wir gehen alle ins Wohnzimmer.“
„Silke, ich glaube es wäre besser, wenn wir alleine mit deinem Sohn sprechen.“
„Kommt nicht in Frage. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“
Da hatte sie zwar nur eingeschränkt Recht, aber ich glaubte kaum, dass es ein Verbrechen war, in Henning verliebt zu sein. Deshalb willigte ich ein.
„Meine Mutter kann hier bleiben.“
„Also schön“, sagte die Frau.
„Ich bin Oberkommissarin Steg und das ist mein Kollege Kemper.“
Ich nickte.
„Was ist denn jetzt los?“, wollte ich wissen.
„Du bist David Kreutzer, richtig?“
„Ja, und?“
„Es ist Anzeige gegen dich erstattet worden. Wegen Vergewaltigung.“
Peng! Das war ein Schock. Es war totenstill im Raum. Da ich mir keiner Schuld bewusst war, wäre ich selbstverständlich in der Lage gewesen, angemessen zu reagieren, allerdings kam mir meine Mutter da zuvor.
„Und wen soll mein Sohn bitte schön vergewaltigt haben? Wie lautet der Name des Opfers?“
Sie war aufgestanden und ihren Kollegen gefährlich nahe gekommen.
„Lara Prunkmann. Ihre Mutter war heute Nachmittag mit ihr bei uns. Sie haben angegeben, dass du Lara am Donnerstag vor zwei Wochen hier in diesem Haus vergewaltigt hast.“
Lara? Dieses Ungeheuer. Sie war noch unberechenbarer, als ich je gedacht hatte.
Meine Mutter stieß einen lachenden Schrei aus.
„Vor zwei Wochen? Findet ihr nicht, dass ihr da ein bisschen spät seid?“
„Wie gesagt, die Anzeige wurde erst heute erstattet. Das Mädchen gab an, sich so sehr geschämt zu haben, dass sie erst gestern Abend mit ihrer Mutter darüber sprach.“
Diese falsche Schlange.
Der Kommissar, der bisher geschwiegen hatte, übernahm das Wort.
„Der Hausarzt von Lara Prunkmann hat übrigens bestätigt,
Weitere Kostenlose Bücher