Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
nicht, ob sie noch hellwach war oder im Tiefschlaf.
Sie schien zu schlafen, was mir sehr entgegen kam. Ich zog mir die Hose aus und ein anderes T-Shirt an. Dann warf ich mich aufs Bett und konnte einschlafen, ohne noch einmal an Henning denken zu müssen.
Herrlich, was Alkohol für Wunder wirken konnte.
Kapitel 13
Schon am nächsten Morgen ging das Leben weiter, wie es immer weiter geht. Und es ging immer so weiter und weiter. Die nächste Woche glich der letzten, die übernächste der nächsten und die Woche danach und die danach glichen denen davor.
Vor allem für mich hatte sich nichts verändert.
Ich dachte jede Sekunde an Henning. Ich stellte mir vor, wie schön es wäre, ihn neben mir zu haben, seine Hand zu halten und neben ihm im Bett zu liegen.
Wenn ich ihn in der Schule sah, dann nur auf die Ferne. Wenn wir uns auf den Gängen begegneten, musste ich mich wirklich anstrengen, mit starrem Blick weiterzugehen. Jedes Mal hatte ich schwitzige Finger, einen heftigeren Herzschlag und Gefühle extremer Nervosität.
Ich war jeden Tag ein bisschen verliebter und jeden Tag ein bisschen unglücklicher.
In der Schule hatte ich schon zu viel versäumt, als dass ich es mir hätte leisten können, auch nur noch eine weitere Stunde abwesend zu sein.
Und so saß ich von Montag bis Freitag auf meinem Platz, versuchte mich so wenig wie möglich anzustrengen und beteiligte mich hin und wieder mal am Unterricht, damit kein Lehrer mir sagen konnte, ich hätte nicht mitgemacht. Deshalb hatte ich - ein paar Wochen später - als die blauen Briefe bevorstanden, nichts zu befürchten.
Bei Lara und Lukas sah es da zwar anders aus, aber in diesem Jahr war sowieso alles anders.
Ich hatte kein Interesse mehr an meinen Freunden. Der Einzige, für den ich Interesse hatte, war Henning. Ich sah ihn ja fast täglich, aber gesprochen hatte ich seit Sarahs Party nicht mehr mit ihm.
Sarah und Henning hingegen waren das Traumpaar der ganzen Schule. Wahrscheinlich waren sie auch das glücklichste und verliebteste Paar. Der Verliebteste und Unglücklichste aber war und blieb ich.
Es war mal wieder Donnerstag, wobei das für mich eigentlich keine Bedeutung hatte. Für mich waren nicht nur die Donnerstage untereinander gleich. Seit Henning das Zentrum meines Lebens gebildet hatte, war ein Tag wie jeder andere.
Meine Mutter hatte Spätdienst und ich vergeudete den Nachmittag mit Computerspielen und Fernsehsendungen, wobei ich in Wahrheit keine Sekunde lang nicht an Henning dachte.
Als es an der Tür klingelte, ahnte ich auch nichts Böses. Mein erster Gedanke war der Paketdienst. Die Freunde meiner Mutter wussten, dass sie nicht zu Hause war und es gab niemanden mehr, der mich besucht hätte.
Abgesehen davon hatte ich bei jedem Türklingeln, bei jedem Klingeln des Telefons und jeder eingehenden SMS die leise Hoffnung, Henning würde mir doch noch sagen, wie sehr er mich liebt.
Klar, dass es bei einer Hoffnung blieb und als ich ohne böse Vorahnung die Tür öffnete, dauerte es keine Sekunde, bis Lara in unserem Flur stand.
„Raus!“, schrie ich sie an. Doch sie blieb ungewöhnlich ruhig.
„David, du musst mir helfen.“
Was konnte die schon für Probleme haben. Ich war doch ihr einziges Problem und mich deswegen um Hilfe zu bitten - dafür war selbst Lara nicht doof genug.
„Was ist denn los?“, fragte ich sie in einem gleichgültigen Ton, damit sie gar nicht erst das Gefühl bekam, willkommen zu sein.
„Ich hab Stress wegen der Schule. Ich hab einen blauen Brief für vier Fächer gekriegt. Wenn ich in Mathe, Latein, Bio und Erdkunde nicht besser werde, dann bleib ich sitzen.“
Ich dachte nach. Natürlich wäre es mir sehr entgegen gekommen, nicht mehr mit Lara in einer Stufe zu sein. Darüber hinaus sah ich so gut wie keinen Grund, ihr bei ihren schulischen Problemen zu helfen, wo sie mich doch ständig belästigte und damit wahnsinnig machte. Dass sie nicht kapierte, dass unsere Beziehung vorbei war!
Aber da ich überzeugt war, dass ihr eh nicht mehr zu helfen war, entschied ich mich, das zu tun, was ich tun konnte, ohne mich in irgendeiner Weise zu überanstrengen.
„Von deinen Fächern bin ich auch nur in Latein gut. Willst du mal mit mir auf mein Zimmer kommen? Dann können wir mal gucken“, sagte ich. Sie schien sich zu freuen, oder zumindest erleichtert zu sein. Sie sollte nur nicht damit rechnen, dies als billige Masche für ihre Anmachen nutzen zu können.
Mein Kummer mit Henning hatte
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