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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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vorgefallen war, würde sie womöglich genau dort landen, wo sie gerade herkam, wenn auch nicht in Whitehall, so doch an einem ähnlichen Ort. Litt sie unter Halluzinationen, oder hatte sie Alex tatsächlich gesehen?
    Sie stand auf und zog sich an, weil sie nicht wollte, dass Lily sie um diese Zeit im Bett vorfand. Vor ihrem Abflug aus San Francisco hatten sie ein paar von Shanas Sachen aus dem Apartment geholt. Sie zog ihren Laptop aus der Tasche und stellte ihn auf den kleinen Schreib- und Schminktisch. Auf der Homepage der Zeitung San Francisco Chronicle stöberte sie im Archiv. Der Artikel erschien auf ihrem Bildschirm, und sie betrachtete das Bild des Mädchens, das viel deutlicher war als auf dem zerknitterten Zeitungsausschnitt aus Alex’ Brieftasche. Das Mädchen sah so jung und zerbrechlich aus. Shana begann, den Artikel durchzulesen, und entdeckte dabei ein weiteres Foto am Ende der Seite. Darauf war ein junger Mann mit dichtem dunklem Haar abgebildet, der neben einem Polizeibeamten stand. Der Mann blickte zu Boden und bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Sie vergrößerte die Aufnahme, doch es war unmöglich, die Gesichtszüge auszumachen. War es Alex? Sie wusste es nicht.
    Den Anfang des Artikels kannte sie bereits, also fuhr sie ein paar Absätze weiter unten mit dem Lesen fort.
    »Der achtzehnjährige Adam Pounder wurde in einem hiesigen Hotel gefasst, nachdem der Polizei Schüsse gemeldet worden waren. Als die Polizei eintraf, hielt er die Tote Ms. Rondini in seinen Armen, die Tatwaffe lag ganz in seiner Nähe. ›Ich hab es nicht geschafft‹, sagte er zu den Beamten. ›Ich habe es ihr versprochen, aber ich habe es nicht geschafft.‹«
    Shana lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Adam Pounder«, sagte sie. Es war unverkennbar, wie ähnlich er dem Namen Alex war. In einer Fernsehsendung hatte sie einmal gehört, dass Menschen, die sich Pseudonyme gaben, diese oft an ihren echten Namen orientierten. Beide Namen begannen mit einem »A« und bestanden aus vier Buchstaben. Sie las weiter.
    »Pounder und Rondini hatten sich in der psychiatrischen Klinik von Camarillo kennengelernt. Pounder sagte aus, dass sie einen Selbstmordpakt geschlossen hatten, nachdem Rondini ihr neugeborenes Baby getötet und in der Toilette des Greyhound-Busbahnhofs abgelegt hatte. Allerdings erfüllte Pounder seinen Teil des Pakts nicht mehr, nachdem er Rondini erschossen hatte.
    Nach Aussage der Polizei war der Tatverdächtige nach einem Gerichtsbeschluss in Camarillo eingewiesen worden, weil er einer Mitschülerin an der Highschool im Chemielabor Säure ins Gesicht geschüttet hatte. Damals wurde er vom Gericht für unzurechnungsfähig erklärt und in die staatliche Psychiatrie überstellt. Nur wenige Monate später war er entlassen worden. Die verletzte Mitschülerin will unerkannt bleiben, auf Anfrage erklärten sich ihre Eltern jedoch entsetzt und aufgebracht darüber, dass Pounder so kurz nach seinem brutalen Angriff auf ihre Tochter freigekommen war. ›Es ist ein schreckliches Versäumnis‹, sagte der Vater, ›wenn ein so gefährlicher Mensch wie Adam Pounder nach so kurzer Zeit in die Öffentlichkeit entlassen wird. Meine wunderbare Tochter wird ihr Leben lang gezeichnet bleiben. Ist das gerecht? Nein, sage ich, aber immerhin ist meine Tochter am Leben. Jetzt hat er auch noch jemanden getötet.‹
    Auf die Frage, ob er die Schuld an dem neuerlichen Verbrechen dem Rechtssystem zuschreibe, sagte der Vater des Opfers: ›Und ob ich das tue. Die sollten den Kerl einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Wie viele Menschen soll er denn noch zum Krüppel machen oder töten, bis er aufgehalten wird?‹«
     
    Shana ertrug das Gefühl, im Haus eingesperrt zu sein, nicht länger und fuhr mit dem Volvo ihrer Mutter los. Sie betrachtete die Gesichter in den entgegenkommenden Autos. Jeder Einzelne von ihnen konnte gefährlich sein. Man mochte gewöhnlichen Verbrechern ihre Neigung vielleicht ansehen, nicht jedoch den psychisch Kranken. Dafür war Alex das beste Beispiel. Er wirkte so normal, so vernünftig. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass er gefährlich sei. Menschen wie Alex hatten Jobs und Familien und waren trotzdem tickende Zeitbomben, die jederzeit explodieren konnten, die mit einer Flinte aus dem Fenster auf unschuldige Menschen zielen, eine komplette Familie auslöschen oder dem Nachbarn mit einer Axt den Kopf abschlagen konnten.
    Waren Adam Pounder und Alex Purcell, das war der Name auf der Telefonkarte

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