Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
Vom Netzwerk:
gemeldet?«
    »Welche Freunde?« Shana blickte zu Boden. »Ich bin doch schon ewig in Stanford und war zwischendurch nie zu Hause. Alle, die ich kannte, sind entweder aus Ventura weggezogen oder längst verheiratet. Ich habe versucht, ein paar Leute von der Highschool über Facebook und MySpace zu kontaktieren, aber bisher ohne Erfolg.«
    Chris schaltete sich ein. »Lasst uns reingehen. Ich bin extra früh aus der Arbeit weg, damit wir vielleicht ins Kino gehen können, falls ihr zwei das goutieren würdet.«
    »Das klingt gut«, sagte Lily lächelnd. »Ich schau nach, was läuft, dusch mich schnell und bin in einer halben Stunde fertig.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Vielleicht möchtest du ja den Film aussuchen, Shana.«
    »Mach ich«, sagte Shana, der es nur recht war, rauszukommen, noch dazu an einen Ort, an dem ihre Mutter schweigen musste. Ihr fielen die Blutreste ein, die sie vom Fenster in Alex’ Zimmer gekratzt hatte, und sie beschloss, am folgenden Tag Detective Lindstrom anzurufen und nachzufragen, ob die Polizei seine Fingerabdrücke geprüft hatte. Sie würde ihm auch anbieten, ihm die Blutreste und den Zeitungsartikel zukommen zu lassen.
    Sie sahen sich einen Film mit Renée Zellweger an,
My One and Only.
Er war gut, aber Shana konnte sich nicht richtig darauf konzentrieren. Wütend und verwirrt starrte sie ins Dunkel des Kinosaals. Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie sich alles nur einbildete, nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    Wenn Alex Purcell tatsächlich Adam Pounder war, warum, in aller Welt, war er dann in Freiheit? Konnte ein Mensch einem Mädchen Säure ins Gesicht schütten, ein zweites Mädchen erschießen, erfolgreicher Geschäftsmann werden und einen weiteren wehrlosen Kerl mit einem Messerstich in den Hals töten und trotzdem frei herumlaufen? Es war der reine Wahnsinn.
    Shana seufzte, den Blick auf die Leinwand gerichtet, aber tief in Gedanken versunken. Eine Richterin zur Mutter zu haben und ihr eigenes Jurastudium hatten sie einiges gelehrt. Früher hatte man sich vielleicht noch mit Unzurechnungsfähigkeit herausreden können, doch heutzutage war das nicht mehr möglich. Sie dachte an John Hinckley, den Mann, der ein Attentat auf Reagan verübt hatte. Er würde das Gefängnis niemals verlassen. Alex erinnerte sie sogar ein wenig an Hinckley, beiden gemeinsam war ein mächtiger familiärer Hintergrund und der Reichtum. Doch Hinckley selbst hatte nicht den Erfolg gehabt, den Alex für sich beanspruchte. Das alles gab es nur in den Vereinigten Staaten, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, der Möglichkeit, wieder und wieder zu töten.
    Nach der neuen Gesetzgebung konnte selbst der größte Spinner für zurechnungsfähig erklärt werden. Kein Mensch konnte sich auf eine Geisteskrankheit berufen und damit der Bestrafung entgehen. Einzige Voraussetzung war, dass der Angeklagte sich darüber bewusst gewesen war, dass sein Verhalten eine strafbare Handlung darstellte. Da jedem klar sein musste, dass es ungesetzlich und falsch war, einem Menschen ein Messer in den Hals zu rammen oder ihn zu erschießen, war es so gut wie ausgeschlossen, in der Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Wenn ein Angeklagter zum Zeitpunkt der Verhandlung unter Psychosen litt, wurde der Prozess einfach so lange vertagt, bis er verhandlungsfähig war. Das Pendel hatte in die entgegengesetzte Richtung ausgeschlagen.
    Es war wirklich schade, denn bei dem Versuch, einen Fehler zu korrigieren, hatten die Gerichte das Offensichtliche übersehen: Manche dieser armen Kreaturen konnten sich nicht beherrschen, obwohl sie wussten, dass ihr Verhalten falsch war. Was würde sie tun, wenn sie einen ernsthaft kranken Menschen liebte? Durfte man einen Menschen, der im Wahn ein Verbrechen verübte, und einen Psychopathen, der in voller Absicht gewalttätig war, wirklich einander gleichstellen? Sollten sie Seite an Seite und unterschiedslos im selben Gefängnis leben? Gab es für dieses entsetzliche Problem überhaupt eine Lösung?
    Doch im Augenblick war diese Frage unerheblich, sagte sich Shana. Jetzt war nur eines von Bedeutung, und es ließ sie schaudern. Sie wusste, dass es stimmte. Sie hatte ihn gesehen.
    Alex war am Leben und hielt sich in Ventura auf.

[home]
    32
    Dienstag, 2 . Februar
Ventura, Kalifornien
    F ür einen Toten war Alex ziemlich geschäftig. Karen aber war auf seiner Beerdigung gewesen, solche Missverständnisse gab es einfach nicht.
    Hinter der

Weitere Kostenlose Bücher