Maedchenjagd
ihr. »Der Mann, in den du laut Dr. Morrow verliebt warst.«
»Mom, ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass ich mit Morrow nie darüber geredet habe, dass ich in den Mann verliebt war. Aber es stimmt, das ist der Mann, der gestorben ist. Sein Name war Alex, und wir waren befreundet.«
»Wie alt war er?«
»Mitte dreißig«, antwortete Shana und starrte aus dem Fenster. Als sie am Abend nach Hause kamen, begrüßte Chris sie mit einer Umarmung und ging dann ins Schlafzimmer, um sich die Nachrichten anzusehen. Das Haus war klein, und im Wohnzimmer war kein Platz für den Fernseher. Im Gegensatz dazu war das Schlafzimmer riesig, also hatten sie zwei Sessel angeschafft und einen Plasmabildschirm an der Wand angebracht. Für Chris und Lily genügte das, Shana jedoch fühlte sich nicht wohl dabei, nur ein paar Schritte von dem Bett, in dem die beiden Sex hatten, fernzusehen. Außerdem gab es nur zwei Sitzgelegenheiten, und Chris musste aus der Küche einen Stuhl holen, der modern und unbequem war. Lily hatte Shana angeboten, einen Fernseher für das Gästezimmer zu besorgen, aber Shana hatte gesagt, dass sie ohnehin den Lernstoff aufholen sollte.
Es klingelte an der Tür, und Lily bat Shana, aufzumachen. Vor der Tür stand der Transporter eines Blumengeschäfts, und ein junger Bote hatte eine Vase voller weißer Rosen im Arm. »Bitte warten Sie einen Moment«, sagte der Junge und reichte ihr die Vase. »Im Wagen sind noch mehr.«
»Mom«, rief sie. »Komm und hilf mir. Jemand hat dir Blumen geschickt.«
Als sie alle Vasen hereingeschleppt hatten, ging Lily ins Schlafzimmer und setzte sich Chris auf den Schoß. »Ach, du bist so hoffnungslos romantisch. Du musst ein Vermögen für all die Blumen ausgegeben haben. Es sind so viele.« Sie küsste ihn auf den Mund. »Danke, Schatz. Du bist einfach der Beste.«
Steif saß Chris da, doch Lily bemerkte es nicht. Sie rannte zurück in die Küche, um zu überlegen, wo sie alle Sträuße unterbringen sollte. Insgesamt waren es fünf Vasen, und in allen waren weiße Blumen. Weiße Lilien, weiße Nelken, weiße Tulpen sowie vierundzwanzig weiße Rosen.
Als Shana den Rosenduft einsog, fiel ihr die einzelne weiße Rose ein, die sie im Flugzeug bekommen hatte. Die Stewardess hatte den Mann nicht gesehen, der die Blume hinterlegt hatte. Vielleicht war sie ja von Chris und eigentlich für ihre Mutter gedacht gewesen. Immerhin hießen sie beide Forrester. Wie dumm, wenn sie von Chris gewesen war!
Chris kam herein und starrte Lily an. »Die Blumen sind nicht von mir.«
»Was?«
»Diese Blumen sind nicht von mir, Lily.«
Lily und Shana durchsuchten die Sträuße, doch nirgends war eine Karte. »Das ist ein Scherz«, sagte Lily. »Von wem sollten sie sonst sein?«
»Das ist kein Scherz«, sagte Chris mürrisch. »Ich habe nichts mit diesen Blumen zu tun. Wie oft soll ich dir das noch sagen!«
Shanas Herz vollführte wilde Sprünge. Es war ihr unangenehm, Zeugin eines Streits der beiden zu sein. Außerdem waren die Blumen genau das, was sie Alex zutrauen würde, wenn er noch am Leben wäre. Sie nahm die Visitenkarte des Blumengeschäfts und rief die Nummer an, doch der Laden hatte bereits geschlossen, und sie legte unauffällig wieder auf.
»Vielleicht sind sie ja von deinem Liebhaber«, sagte Chris eifersüchtig.
»Schatz, bitte rege dich nicht auf.« Lily hob die Hand. »Der Blumenladen muss sich mit der Adresse vertan haben.« Sie blickte Shana an. »Hast du dort gerade angerufen?«
»Sie haben schon geschlossen.« Shana wandte sich an Chris. »Ich wollte eigentlich nichts sagen, aber ich glaube, die Blumen sind für mich. Da war dieser Mann, den ich im Krankenhaus kennengelernt habe. Er war total auf mich fixiert. Er hat mir schon zweimal eine weiße Rose geschickt, es kann also gut sein, dass auch die hier von ihm sind. Ich rufe gleich morgen früh im Blumenladen an. Lasst sie uns bis dahin doch einfach genießen.«
»Geht es um den Mann, den Morrow erwähnt hat?«
»Ja«, sagte Shana. »Ich war so einsam und allein im Krankenhaus, da habe ich ein bisschen mit ihm geflirtet. Er sah fantastisch aus und schien völlig normal. Erst später habe ich erkannt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, und habe die Beziehung beendet.«
»Hast du dem Kerl unsere Adresse gegeben?«
»Ich weiß es nicht, Mutter.« Shana war gereizt. »Sie haben mich mit Medikamenten vollgepumpt, schon vergessen? Keine Ahnung, was ich ihm alles erzählt habe. Er wird nicht plötzlich an der Tür
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