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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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Toiletten waren, auch wenn sie Sitze hatten, sondern einfach nur Löcher im Boden und eine Jauchegrube darunter.
    Immer wieder hörte Shana Geräusche, ganz leise, doch nicht weniger beunruhigend. Sie versuchte, sich zu beeilen. Längst hatte sie keine Lust mehr, am Strand spazieren zu gehen. Wenn sie nur heil nach Hause käme! Jeden Augenblick konnte etwas Schreckliches aus dem Loch im Boden heraufkriechen.
    »Ich habe dich gesucht, Shana.«
    Die Stimme kam aus dem Inneren des Waschraums. Sie war so laut, dass sie beinahe übernatürlich klang, verstärkt durch die Spannung, die die Angst, ihre wilde Angst, auslöste. »Was, zum Teufel!« Shana sprang auf die Füße, riss die Hose hoch, stolperte und prallte an die Kabinentür. Sie stand wieder auf und versuchte, die Tür zu öffnen. Die bewegte sich nicht. Wie war es möglich, dass sie von außen verriegelt war?
    »Wer ist da?«, schrie sie. »Bist du’s, Chris? Hör auf. Lass mich raus, verdammt. Ich bin doch kein Kind, das man dafür bestraft, weil es unerlaubt rausgegangen ist.«
    Shana warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie bewegte sich ein paar Zentimeter, doch mehr nicht. Shana hörte ein heiseres Krächzen. Jemand lehnte sich an die Tür und hielt sie hier drinnen gefangen. Lieber würde sie sterben, als dass noch einmal ein Mann sie vergewaltigte.
    »Beruhige dich, Shana«, sagte der Mann. »Ich mache die Tür auf, aber du musst mir versprechen, dass du nicht schreist. Du musst ganz leise sein, so verlangen es die Regeln.«
    Shana erstarrte, vor Entsetzen nicht einmal in der Lage, Luft zu holen. Das war nicht Chris’ Stimme. Es musste Alex sein. Sie wollte schreien, doch ihre Stimmbänder waren wie gelähmt. Innerhalb von Sekunden war sie schweißgebadet.
    Langsam ging die Tür auf. Durch das Licht der Außenlampe konnte sie die Körperumrisse ausmachen, doch sein Gesicht lag im Schatten. Shana wich zurück, bis sie an den Toilettensitz stieß, und blieb dann stehen.
    »Keine Angst, Shana. Ich bin’s. Du kennst mich doch.«
    »Alex?« Keuchend stieß sie den Namen hervor. »Alex?« Herrgott, Alex hatte sie gefunden. War er es tatsächlich, oder war es sein Geist? Ein betäubender Geruch lag in der Luft, widerlich und grauenhaft. Sie machte einen Schritt nach vorn, und ein Arm packte sie und warf sie mit Wucht gegen die Kabinenwand.
    Eine gewaltige Erschütterung schien das Gebäude zum Wanken zu bringen, so schnell, dass sie der Bewegung nicht folgen konnte. Türen klapperten, und die Wände zerbarsten wie unter einer Explosion. Die Raserei des Mannes brach sich Bahn, als sei sie ein eigenständiges Wesen.
    »Hilfe«, kreischte Shana. Die Schattenfigur erstarrte kurz, dann trat Shana mit den Füßen wild gegen Kloschüsseln und Waschbecken. Shana hörte von irgendwoher Wasser hervorschießen. Ein Rohr war gebrochen.
    Shana schoss zur Tür, doch der Mann legte eine Hand über ihren Mund und hielt sie mit dem anderen Arm im Genick fest. Das konnte unmöglich Alex sein! Bestimmt war es ein wahnsinniger Vergewaltiger und Mörder. Ihre Augenlider zuckten. Sie rang nach Luft. Der Druck an ihrem Hals verstärkte sich. Sie hörte nichts als ihren Herzschlag und seine tiefe, gespenstisch monotone Stimme. Einen winzigen Moment lang glaubte Shana, dass es zwei Angreifer waren, dass zwei Männer mit ihr im Raum waren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es einen Menschen mit einer so gewaltigen Kraft gab.
    »Ich tu dir nicht weh. Wir müssen nur einen Transformationsprozess durchlaufen. Du willst doch deine Mutter sehen, nicht wahr, deine wahre Mutter?«
    Mit dem Fuß trat er die Tür auf und zerrte Shana den Hang hinauf zur Straße. Am Ufer brachen sich die Wellen. Auf dem Harbor Boulevard nur wenige Meter entfernt rasten die Autos vorbei.
    »Sobald deine Mutter bei uns ist, werden wir alle fortgehen. Wir werden als Familie fortgehen, so wie wir es schon vor Jahren hätten tun sollen.«
     
    Alex öffnete den Kofferraum des blauen Chryslers und blickte sich um, dann hob er Shana vorsichtig hoch und legte sie auf einen Stapel von Decken. »Ich mache die Klappe zu, aber du brauchst keine Angst zu haben. Du wirst genug Luft zum Atmen haben. Wir werden nicht weit fahren, dann hole ich dich wieder raus. Wir können uns über unsere Reise unterhalten, Pläne schmieden und etwas zu essen holen. Deine Mutter wird schon bald bei uns sein.«
    Shana war nicht bei Bewusstsein und dem Tode nah. Durch den Würgegriff hatte ihr Gehirn keinen Sauerstoff mehr bekommen.

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