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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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eine Boa constrictor um ihren Hals gelegt. Ohne den Hauch eines Zweifels erkannte sie, dass ihr ganzes Leben auf diesen einen Moment ausgerichtet gewesen war. Die Vergewaltigung war nichts dagegen gewesen. Auch Whitehall war nichts gewesen. Dieser Augenblick konnte sich mit nichts messen.
    Ihre Organe versuchten verzweifelt, sie am Leben zu erhalten. Ihr Herz jagte und drohte jeden Augenblick stillzustehen. Ihr Überlebensinstinkt überschwemmte ihren Körper mit Adrenalin, das wie ein reißender Strom durch ihre Blutbahnen schoss. Und ihr Gehirn, das in der Panik unter Hochspannung stand, versuchte, sich aus der Wirklichkeit auszuklinken.
    Shana versank in dunkler Umnachtung. Ihr Verstand wählte den einzigen Ausweg, den er hatte.
    Als sie erwachte, lag sie in einem Doppelbett. Sie versuchte, sich zu regen, doch es gelang ihr nicht. Eine weiße Leinenplane mit metallenen Ringen an beiden Enden, so ähnlich, wie man sie über Zelten aufspannte, war straff und bis ans Kinn über ihren Körper gespannt. Nur ihren Kopf konnte sie zur Seite drehen. Davon abgesehen, konnte sie sich nicht bewegen.
    »Shana«, sagte Alex, »du hast aber lange geschlafen.« Er hatte einen Stuhl ans Bett gestellt und blickte auf sie herab. Aus seinem Mundwinkel hing eine Zigarette, und über ihm kringelte sich der Rauch wie ein schmutziger Heiligenschein. Energisch drückte er seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Tut mir leid, Shana. Ich weiß, dass du Zigaretten nicht magst. Nikotin ist eine furchtbare Sucht.«
    »Wo … wo … bin ich?«, stammelte Shana schwerfällig und verwirrt.
    Alex stand auf, trat mit wenigen Schritten an ein Fenster und sagte: »Du bist ganz in der Nähe deiner Mutter. Sie ist gleich gegenüber. Schau.« Er drehte sich um, damit sie hinsah, und deutete hinaus. »Gleich da drüben ist dein Haus.«
    Shanas Gedanken begannen zu rasen. Sie blickte sich in dem dunklen Zimmer um und versuchte zu erkennen, wo sie waren. Wenn sie in der Nähe von Lilys Haus waren, mussten sie sich in dem Wohnhaus am Hinterausgang befinden. Sie musste fliehen. Alex war verrückt. Sie sah es, und sie roch es. Von seinem Körper ging ein Verwesungsgeruch aus, als habe er seit Monaten nicht gebadet. Wenn sie nicht entkam, dann bedeutete das ihren Tod.
    Sie stellte fest, dass sie ihre Hände bewegen konnte, wenn sie ihren Atem so weit wie möglich einsog und ihren Bauch ganz fest anspannte. Doch es genügte nicht, die Hände ein paar Zentimeter zu bewegen. Sie musste ihn dazu überreden, dass er die Plane entfernte. »Warum tust du mir das an? Ich dachte, du magst mich, liebst mich. Ich dachte, wir wollten zusammen fortgehen und ein neues Leben beginnen.«
    Alex schoss herum, und sein Blick huschte durch das Zimmer, bis er auf Shana fiel. »Bald hole ich deine Mutter.« Er wartete ab, dann sah er ihr gequältes Gesicht und lächelte. »Keine Angst. Wir werden alle beisammen sein. Du musst dir um deine Mutter keine Sorgen machen. Ihr seht euch so ähnlich. Ich war verblüfft, als ich euch beide am Strand sah. Ich konnte euch kaum auseinanderhalten.«
    Shana wollte etwas sagen, aber Alex kam auf sie zu. Er setzte sich wieder auf den Stuhl am Bett und steckte sich eine weitere Zigarette an. »Tut mir leid. Ich kann nicht anders. Das Rauchen, meine ich.« Er folgte ihrem Blick zum Nachtkästchen, auf dem eine Einwegspritze, eine kleine Ampulle und ein Päckchen Wattebäusche lagen. »Das … nun, das ist Demerol. Es ist ein Narkosemittel. Es war schon immer eines meiner Lieblingsmedikamente. Leider macht es abhängig. Heutzutage ist alles, was Spaß macht, ungesund. Das Leben ist schon ungerecht, nicht wahr?«
    Shana starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er fuhr fort: »Damit fühlt man sich gut. Vertrau mir. Es wird dir gefallen.«
    »Ich … nein … mach mich los. Bitte, lass mich gehen.« Tränen sammelten sich in Shanas Augen. Sie fing an, sich unter der Plane hin und her zu werfen. Warum war sie nachts allein aus dem Haus gegangen, obwohl sie wusste, dass ihr Alex auf der Spur war? Das hier war ein Alptraum, der Wirklichkeit geworden war.
    »Deine Mutter hätte dich im Krankenhaus besuchen sollen«, erklärte Alex, ging ins Bad und kehrte mit einem Taschentuch zurück. Er wischte ihr die Nase ab und warf das Taschentuch in den Mülleimer. »Ich weiß, ihr vertragt euch wieder, ich habe gesehen, wie ihr euch am Strand umarmt habt. Ich hätte mir euch beide gleich dort schnappen können, aber es waren zu viele Leute in der Nähe,

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