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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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war es ruhig. Obwohl Shana sich bemühte, einzuschlafen, wollte es ihr nicht gelingen. Wenn sie in Palo Alto war und nicht schlafen konnte, dann stieg sie ins Auto und fuhr ein bisschen herum.
    Leise schlich sie ins Wohnzimmer und sah sich nach Lilys Autoschlüsseln um. Offenbar waren sie noch in ihrer Handtasche, und die Handtasche lag vermutlich im Schlafzimmer. Sie überlegte, ob sie Chris’ Volkswagen nehmen sollte, doch auch dessen Autoschlüssel konnte sie nicht finden. Dann fiel ihr ein, dass sie ja direkt am Strand wohnten, ein Spaziergang wäre bestimmt noch entspannender als eine Autofahrt. Sie sollte sich ohnehin mehr bewegen, das Studium hatte ihr viel zu wenig Zeit für so etwas gelassen. Im kommenden Studienjahr würde sie es anders machen und sich die Zeit nehmen, jeden Tag ein wenig Sport zu treiben.
    Auf dem Weg zur Tür hielt sie inne und dachte an Alex. Vermutlich war es keine gute Idee, allein hinauszugehen. Andererseits hatte Karen keine Zweifel, dass er tot war. Doch selbst wenn Karen sich irrte und Alex seinen eigenen Tod auf irgendeine Weise vorgetäuscht hatte, würde er wohl kaum in der Nacht zu Fuß herumstrolchen. Vielleicht war er ohnehin längst weitergezogen oder zu seiner verrückten Mutter und dem Rest seines Clans zurückgekehrt, um sich zu verstecken. Wenn er ihr etwas hätte antun wollen, hätte er in Whitehall jede Gelegenheit gehabt. Sie hatte sogar mit dem Kerl geschlafen.
    »Zum Teufel mit dir, Alex«, murmelte sie. Nicht noch einmal sollte ein Mann ihr Leben zerstören und ihr ein Dasein als Einsiedlerin aufzwingen.
    Man konnte nicht direkt vom Balkon an den Strand gehen, weil er ein ganzes Stück über dem Boden lag. Shana schaltete die Alarmanlage aus und verließ das Haus durch die Eingangstür. Es würde Spaß machen, durch die Nacht zu spazieren. Sie ging an der Straße entlang, betrachtete die Blumen in den Vorgärten und schaute in die Fenster der Häuser; vielleicht würde sie ein Paar beim Sex erwischen oder jemanden, der nackt am Fenster vorbeiging. Doch es war eine ruhige Wohngegend. Die meisten der großen, dicht aneinandergedrängten Häuser lagen im Dunkeln, nur ein paar Außenlampen brannten.
    Sie trottete den Pfad zum Strand hinunter und hörte plötzlich ein Geräusch hinter sich. Es klang, als wäre jemand auf eine Eichel getreten. Als sie sich umdrehte, konnte sie niemanden entdecken. Vermutlich war es ein Hund oder irgendein anderes Tier gewesen, vielleicht auch ein Eichhörnchen.
    Vor sich sah sie das Wasser und hörte die Brandung. Wunderschön glitzerte das Meer im Mondlicht, riesig und geheimnisvoll. Sie war romantisch veranlagt und eine Einzelgängerin, eine Seite, die niemand von ihr kannte. Jahrelang hatte sie angenommen, dass es daher rührte, dass sie Einzelkind war und ihre Mutter selten sah. Doch später war ihr klargeworden, dass es ein Teil ihres Charakters war. Die meisten Menschen enttäuschten einen. Manchmal war es besser, allein zu sein, als verletzt zu werden. Bei Brett hatte sie nicht genug Vorsicht walten lassen, und was war daraus geworden?
    Shana stieg die lange Steintreppe hinunter, die bis zum Sandstrand führte. Den Blick auf das Wasser geheftet, atmete sie tief die frische Salzluft ein und genoss den Wind, der ihr ins Gesicht blies.
    Plötzlich begann ihr Magen zu grummeln. Chris hatte sie zum Mexikaner eingeladen, und manchmal vertrug sie das Essen nicht. Sie blickte zurück zur Treppe, an deren oberen Ende die öffentliche Toilette war. Unter dem Vordach brannte eine kleine Lampe, um die Mücken und Fliegen schwärmten. Im Inneren des Gebäudes war kein Licht. Sie zögerte, doch das Rumoren im Magen wurde schlimmer.
    »Bestimmt gibt es kein Klopapier«, sagte sie und nahm zwei Stufen auf einmal. Es wurde immer dringender. »Auch wenn’s dunkel und gruselig ist«, redete sie sich laut Mut zu, »was sein muss, muss sein.« Sie überlegte, ob sie sich in die Büsche am Wegesrand hocken sollte, doch dann fielen ihr die Kojoten ein, die an der Küste lebten. Die Vorstellung, von einem Kojoten in den Hintern gebissen zu werden, war noch weniger einladend als das Toilettenhäuschen. Sie stand an der Tür und blickte ins Dunkle. Schließlich siegte die Verzweiflung, und mit einem großen Schritt trat sie hinein.
    Einen Augenblick später war sie in der Kabine, die durch den Gestank leicht zu finden war. Sie ließ die Hose hinunter und hockte sich hin. Sie war schon einmal tagsüber hier gewesen und wusste, dass es keine richtigen

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