Maedchenjagd
werde mein Auto gleich wegfahren.«
Nachdem er eine halbe Stunde lang in der Gegend herumgefahren war, entdeckte er schließlich ein Telefonhäuschen und blieb stehen, um Nadine anzurufen. Er benutzte kein Handy, weil dessen Signale nachverfolgt werden konnten. Doch öffentliche Telefone wurden immer seltener, über kurz oder lang müsste er eine andere Kommunikationsmöglichkeit finden. Er hatte daran gedacht, ein Telekommunikationssystem zu entwickeln, dass den Standort eines Mobiltelefons nicht verriet. Die Menschen hatten etwas mehr Privatsphäre verdient.
»Wo bist du?«, rief Nadine. »Mein Gott, was ist nur passiert? Gott, steh uns bei, steh uns bei!«
Durch die Sonneneinstrahlung herrschten im Telefonhäuschen Saunatemperaturen, und Alex begann zu schwitzen. Er drückte seine Stirn an die kühle Glasscheibe. »Nadine, du überraschst mich. Du hast mir schon mit fünf Jahren erzählt, dass es keinen Gott gibt. Ich vermute mal, dass du ihn damit beleidigt hast und er dir jetzt nicht helfen wird.«
»Du musst nach Hause kommen.« Nadine ignorierte seine sarkastische Bemerkung. »Wir sind alle da. Gestern wurden unsere Möbel angeliefert, alles ist ausgepackt. Ich habe auch einen Arzt gefunden, der dir die neuen Pillen verschreiben wird, die du so gerne magst. Dein Bruder macht sich kundig, in welche Klinik in der Gegend du gehen kannst, falls das jemals nötig sein wird. Wir machen es genauso wie bisher. Alles wird ganz sicher so sein, wie du es magst. Bitte, mein Schatz, komm nach Hause.«
»Nach Hause?«
»Wir sind deine Familie, mein Lieber. Wir mussten aus San Francisco weg wegen der Ermittlungen in Whitehall, aber das bedeutet doch nicht, dass wir dich nicht lieben und unterstützen wie eh und je.«
»Es ist vorbei«, erklärte er. »Das hast du selbst gesagt.«
»Aber nein«, widersprach Nadine. »Wir können alles neu aufbauen. Mit deinem Talent wird uns alles gelingen. Ich habe von der Rothaarigen im Krankenhaus gesprochen, auf die du so versessen warst. Um deinetwillen wollte ich nicht, dass du dich mit ihr einlässt. Du weißt, was damals passiert ist, und nur, weil wir aufgepasst haben, weiß es kein anderer. Jetzt nach unserem Umzug wird es kein Mensch jemals erfahren. Wir sind in Sicherheit, mein Sohn. Du bist tot, hast du das vergessen? Wir haben dich begraben. Es war ein perfekter Plan, und er hat reibungslos funktioniert.«
Er öffnete die Tür des Telefonhäuschens und zog das Telefonkabel in die Länge, damit er an der frischen Luft sein konnte. »Es ist so schön hier, Mutter. Es ist so sauber, so friedlich. Beinahe wie im Paradies. Ich wünschte, du könntest es sehen.«
Ihre Stimme wurde dringlicher, ihre Sätze kurz und hart. »Pass auf. Wir brauchen dich, aber du brauchst uns auch. Bilde dir ja nicht ein, dass du es ohne uns schaffst. Sie werden dich schnappen und ins Gefängnis stecken. Vielleicht kriegst du die Todesstrafe. Komm sofort nach Hause.«
»Ich bin schon tot.« Er ließ den Telefonhörer fallen, und das Kabel schnappte zurück ins Innere des Häuschens, wo der Hörer an die Glasscheibe prallte.
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33
Dienstag, 2 . Februar
Ventura, Kalifornien
A ls sie den Make-up-Behälter, die Telefonkarte und die getrockneten Blutreste im FBI -Büro abgegeben hatten, wendete Lily den Volvo und fuhr nach Hause. »Ach, ich habe ganz vergessen zu fragen, ob du überhaupt nach Hause willst oder irgendwo anders hin.«
»Lass uns am Strand spazieren gehen, am liebsten am McGrath-Strand. Dort ist der Sand schöner.«
Sie parkten und stiegen die steilen Stufen hinunter an den Strand. Die Sonne war hinter einer Wolke verschwunden, und der Himmel war bewölkt und grau. Einige Surfer warteten auf eine gute Welle, und hier und da lagen Leute auf Handtüchern und hofften darauf, dass die Sonne wieder zum Vorschein käme. Durch die Santa-Ana-Winde stiegen die Temperaturen im Januar manchmal auf dreißig Grad, doch heute war es kühl, und Lily vermutete, dass es Touristen waren, die meinten, in Südkalifornien wäre es das ganze Jahr über warm.
Shana lief nah an der Brandung entlang, und Lily folgte ihr. »Ich weiß, wen du anrufen könntest«, sagte Lily. »Greg Fowler. Erinnerst du dich an ihn?«
»Natürlich, aber ich habe keine Lust, mit ihm zu reden. Klar, er ist ein netter Kerl, aber er ist ein schrecklicher Kiffer. Er steckt sich seinen ersten Joint an, kaum dass er aufsteht, und ist den ganzen Tag über dicht. Außerdem will er unbedingt, dass man mit zum Surfen geht. Ich
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