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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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unsre offne Hand.
Ach, köstlich ist's, zu trocknen Kummerzähren,
Dem hart Betroffnen hilfreich beizustehn.
Dies stille Glück euch allen zu vermehren,
Laßt mich auch heute nicht vergebens flehn!
    Nun hob sich eine zweite Gardine und ließ ein lebendes Bild sehen. Im Hintergründe ein brennendes Haus, das durch eine grellrote bengalische Flamme den Anschein der Wirklichkeit erhielt; zu beiden Seiten mit Retten beschäftigte Leute, vorn auf den Trümmern ihrer Habe kniete eine Bäuerin, an die ihr Kind sich angstvoll klammerte, während sie selbst die gefalteten Hände flehend zum Himmel emporhob. Das Kind war das wirkliche Lieschen, die Frau wurde durch Marie dargestellt, die sehr hübsch und ansprechend aussah. Dazu erklang hinter der Scene das Engelterzett, in welchem ein anderes junges Mädchen meine Stimme übernommen hatte. Lautlose Stille unter den Zuschauern – der Vorhang fiel, die letzten Töne verhallten, dann brach lebhafter Beifall aus, und da-capa-Ruf wurde laut. Hierauf betrat Dr. Kron eine kleine Estrade, die seitwärtsaufgestellt war, und hielt seinen Vortrag, den er der Gelegenheit sehr hübsch und fein angepaßt hatte. Er knüpfte daran an, daß die Gegend hier noch zum großen Teil von Polen bewohnt sei, daß es also nicht uninteressant erscheinen dürfte, dieser Nation und ihrem Geistesleben einige Aufmerksamkeit zu schenken. Die von mir übertragenen Bruchstücke waren der lichtvollen Darstellung slavischer Kulturzustände eingefügt, und den Schluß bildeten einige kleinere Gedichte, denen sich, wie Illustrationen, mehrere lebende Bilder anschlössen. Besondern Beifall fand folgende Dichtung:
    Die Berberitze. (Aus dem Polnischen)
    Im Hain an des blauen Baches Rand
Eine schlanke Berberitze stand.
Der Tau ihre Speise, der Regen ihr Brunn,
Sie badet ihr Laub in der Maiensonn',
    Und als der Sommer gekommen war,
Da flocht sie sich rote Korallen ins Haar
Und schmückte sich hold, wie ein Mägdelein,
Und schaut' in des Wassers Spiegel hinein.
    Es kämmt ihr der Wind das lange Haar,
Es wascht ihr der Tau die Äuglein klar.
Und Hans am Rande des Baches sitzt
Und sich eine Flöte aus Weiden schnitzt.
    Drauf bläst er lange wundersam,
Gelehnt an der Berberitze Stamm,
Er sang ein Lied so schwermutsvoll,
Das leis durch den tauigen Morgen scholl.
    Die Berberitze im grünen Gewand
Gleich einem Mädchen lauschend stand.
Doch im Herbst, da senkte im dunklen Schrein
Mit schwarzem Kreuz den Hans man ein.
    Wie hat ihn die Berberitze geliebt!
All' ihre Blätter ins Grab sie ihm giebt,
Ins Wasser warf sie voll Leid die Korallen –
Sie wollte nun keinem mehr gefallen!
    Das Bild stellte einen Wald dar; in seinem Schatten saß, in Träumerei versunken, ein hübscher Bauerbursche und blies die Flöte. Hinter ihm ragte aus dem grünen Dickicht ein liebliches Köpfchen hervor, die Dryade des Busches verkörpernd; die blonden Locken mit einem vollen Kranz hochroter Berberitzen geschmückt, um die Schultern eine grüne Guirlande. Der Finger war lauschend auf die Lippen gedrückt, der Kopf ein wenig vorgeneigt, wie um keinen Ton zu verlieren. Ein grünliches Licht wob einen märchenhaften Schleier um die reizende Gruppe, die lebhaft applaudiert wurde. Zuletzt wurde die Feuerscene noch einmal gewünscht, sie bildete mit dem schönen Terzett wirklich einen hübschen, harmonischen Abschluß. Als das Publikum seine Sitze verließ, stellten Rose und ich uns mit Tellern an den Eingang des Platzes und nahmen die Spenden in Empfang, die reichlich flossen. Nach dem Abendessen wandelte man im Garten auf und nieder und genoß den wunderbar schönen Abend, als plötzlich eine neue Überraschung sich aufthat, nämlich ein reizendes Feuerwerk, das Herr v. Rothenburg heimlich besorgt hatte und durch einen Sachverständigen abbrennen ließ, während ein paar Spielleute ihre Weisen dazu hören ließen. Zuletzt zog man noch einmal ins Zimmer, und es begann ein munterer Tanz, derbis Mitternacht dauerte. Alle versicherten, es sei ein reizender Abend gewesen.
    Heute erhielten wir mehrere freundliche Briefchen, die mit Gold und Silber beschwert waren; unser Schatz beträgt gegen 80 Mark; das ist eine hübsche Summe, und sollte sie zur Anschaffung der Kuh noch nicht ganz ausreichen, so wird für den Rest wohl noch Rat werden.
    Den 26. Juli.
    Der Juli geht mit starken Schritten seinem Ende entgegen und mein hiesiger Aufenthalt auch; täglich erwarte ich Nachricht von Dir, wann Du zu Hause einzutreffen gedenkst. O geliebte Mama, wie

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