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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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gar nicht gewesen.«
    »Und Ihnen ist es auch nach wenigen Tagen, als wären Sie nie hier gewesen.«
    »O nicht doch!« rief ich, »ich habe hier zu viel Gutes gelernt und zu viel Freundlichkeit empfangen, um jemals dieses Haus zu vergessen, samt all den lieben Menschen, die darin wohnen.«
    »Von dieser gütigen Versicherung nehme ich einen bescheidenen Anteil auch für mich in Anspruch. Darf ich mir erlauben, Ihren Eltern meine Aufwartung zu machen, wenn ich nach M. komme?«
    »Sie werden sich sicher sehr freuen, Sie zu sehen,« erwiderte ich; »meiner Mutter werden Sie kaum noch einFremder sein, sie hat durch meine Briefe schon viel von Ihnen gehört.«
    »Wirklich?« sagte er und machte ein so vergnügtes Gesicht, daß ich fast erschrak; hatte ich zu viel gesagt? Ich fragte schnell, wie lange er noch hier zu bleiben gedenke?
    Im Herbst geht meine Lehrzeit hier zu Ende, dann will ich noch einige größere Reisen nach England und Frankreich machen, um die dortige Landwirtschaft praktisch zu studieren. Ein Jahr später soll ich nach dem Wunsche meines Vaters einen Teil seiner Güter übernehmen und mich an die Scholle binden. Früher erschien mir diese Aussicht wenig lockend, jetzt denke ich anders.«
    Mich überkam allmählich ein Gefühl, daß dieses lange tête-á-tête nicht ganz passend sein könnte, daher stand ich auf und sagte, ich müsse nach Hause. Er seufzte und meinte, die schönen Augenblicke im Leben wären immer so kurz und flüchtig, doch machte er zu meiner Beruhigung keinen Versuch, mich zu begleiten. Ich eilte, so schnell ich konnte, um Rose die Bereicherung unseres Schatzes zu zeigen; als wir das Papier öffneten, fielen zehn Goldstücke heraus.
    »Hundert Mark!« rief sie staunend und schlug die Hände zusammen; »nun können wir außer der Kuh noch den ganzen Hausrat kaufen! Rothenburg ist doch ein herrlicher Mensch, und dies zeigt ihn wieder in seiner ganzen Glorie! o, ich will ihn verehren und lieben nach Herzenslust, wenn er mich auch gar nicht leiden kann, er kann es mir doch nicht wehren!«
    Morgen ist Jahrmarkt im nächsten Städtchen, da sollen die Einkäufe gemacht werden. Der Inspektor will uns dieKuh aussuchen, Fräulein Lietzner, die ohnehin Besorgungen zu machen hat, will für den Rest des Geldes das Nötigste zur Einrichtung des Hauses kaufen; Rose begleitet sie, ich bleibe hier.
    Den 27. Juli.
    Reich mit Schätzen beladen kamen unsere Damen gestern nach Hause. Tische, Stühle, ein Schränkchen, dann Schüsseln, Töpfe, ein Butterfaß und manches andere noch hatten sie für Neßlers gekauft, es war eine ganze Ausstattung. Alles wurde in einer Stube aufgestellt, Frau Klingemann fügte ein Bett hinzu, auch kleine Vorräte von Speck, Mehl und Grütze. Heute vormittag kam der Mann, um Frau und Kind abzuholen; er hat sein Häuschen einigermaßen hergestellt, gute Nachbarn haben ihm dabei geholfen. Frau Neßler ist gesund zu nennen, die gute Pflege hat ihre Kräfte wunderbar gestärkt; sie fand selbst, daß sie den gütigen Herrschaften nicht länger zur Last fallen dürfe. Der Mann sprach seinen Dank in hübscher Weise aus und wollte sein Lebewohl daran knüpfen, als ihn Rose plötzlich beim Arme ergriff und ihm sagte, hier sei noch einiges für ihn mitzunehmen. Fräulein Lietzner folgte mit der Frau, ich mit Lieschen; die Kinder liefen daneben, und so führten wir die Familie vor die aufgebauten Schätze. Es dauerte lange, bis sie begriffen, daß dies alles wirklich für sie sein sollte; dann hatte das Entzücken keine Grenzen, und Frau Neßlers Thränen flossen so reichlich, daß mir bange wurde. Nun brachten wir sie vor die Thür, die Knaben führten die Kuh vor, die einen Kranz auf den Hörnern undeine Glocke am Halse trug. Laut jubelnd sprang Lieschen auf sie zu und klopfte sie voller Freude; dem Manne traten die Thränen in die Augen, die Frau aber war ganz überwältigt, sie ließ sich auf die Bank sinken, schlug die Hände vors Gesicht und sagte nur immer vor sich hin: »es ist zu viel, es ist zu viel.« Fräulein Lietzner setzte sich neben sie und redete ihr freundlich, aber bestimmt zu, sich zu fassen, die Freude dürfe sie doch nicht krank machen.
    »O, liebes Fräulein«, sagte sie, »wie soll ich nur jemals genug für all das Gute danken?«
    »Danken Sie allein dem lieben Gott dafür«, versetzte Tante Emma in ihrer energischen Weise, »aber thun Sie es mit frohem Herzen und nicht mit lauter Thränen. Die Herrschaften, die neulich hier waren, haben zusammengelegt, um Ihnen

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