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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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und illoyal vor, und das wurde noch schlimmer, als Suzanne nachfragte. «Wieso? Vernachlässigt sie dich seinetwegen?»
    «Nein, nie», sagte ich, und das war die Wahrheit. «So ist sie nicht.»
    «Was ist es dann …? Verunsichert er dich?»
    «Nein», antwortete ich hastig, und ich merkte, dass ich in die Defensive geriet. Ich liebte meine Schwester, aber diese Dynamik war nichts Ungewöhnliches zwischen uns, seit ich nach New York gezogen und sie in unserer Heimatstadt geblieben war: Sie attackierte mich auf subtile Weise, und ich verteidigte mich gleich. Es war fast, als verübelte sie mir, dass ich Pittsburgh für immer verlassen hatte. Oder, was noch schlimmer wäre, sie nahm an, dass ich mich überlegen fühlte, was aber keineswegs der Fall war. In jeder wichtigen Hinsicht war ich noch genau derselbe Mensch, der ich immer gewesen war. Nur die Einflüsse, denen ich ausgesetzt war, hatten sich verändert. Das Leben in der Großstadt – und offen gestanden auch der Umgang mit den Grahams – hatten mir eine gewisse Selbstsicherheit und Weltgewandtheit verliehen. «Warum sollte er mich einschüchtern?»
    «Keine Ahnung. Durch sein Aussehen? Sein Geld? Die ganze gelackte Nummer als Tennis Boy und Agent?»
    «Er ist eigentlich nicht gelackt», sagte ich und versuchte mich zu erinnern, was ich Suzanne in der Vergangenheit von Webb erzählt hatte. Sie hat ein unfehlbares Gedächtnis, das sie oft gegen mich verwendet. «Tatsächlich ist er sogar ziemlich bodenständig.»
    «Ein bodenständiger Multimillionär, ja?»
    «Ja, das ist er tatsächlich.» Ich hatte schon lange gelernt, dass man nicht alle Leute mit Geld in einen Topf werfen konnte. Die Reichen waren genauso unterschiedlich wie die Unterdrückten. Manche arbeiteten schwer, andere waren faul. Manche hatten es selbst zu etwas gebracht, andere waren mit einem Silberlöffel im Mund zur Welt gekommen. Manche waren bescheiden und zurückhaltend, andere laut und angeberisch. Aber Suzannes Ansichten hatten sich nicht geändert, seit wir zusammen Dallas und Denver Clan und Traumschiff gesehen hatten (meine Schwester und ich haben als Heranwachsende viel ferngesehen, im Gegensatz zu Andy und Margot, denen nur eine halbe Stunde täglich erlaubt war). In Suzannes Augen waren «Reiche» (eine Bezeichnung, die sie höhnisch verwendete) alle gleich: verweichlicht, selbstsüchtig und höchstwahrscheinlich «ein elender Republikaner».
    «Na, okay», sagte sie. «Also schüchtert es dich vielleicht nur ein, dass er zu Margots Welt gehört und du … du eben nicht.»
    Ich fand es engstirnig, so etwas zu behaupten, und das sagte ich ihr auch. Solche jugendlichen Unsicherheiten hätte ich längst hinter mir, fügte ich dann hinzu, und mit Schüchternheit sei es irgendwann nach dem Aufnahmefest der Studentinnenverbindung zu Ende gewesen, als Margot von einer Flut von blonden, BMW-fahrenden Debütantinnen weggespült worden war und ich zu Unrecht befürchtet hatte, ihr Eintritt in die Verbindung könnte unsere Freundschaft beeinträchtigen. Außerdem, erklärte ich meiner Schwester, gehörte ich eindeutig doch zu Margots Welt. Sie sei meine beste Freundin und Mitbewohnerin, und höchstwahrscheinlich würde ich ihren Bruder heiraten, Herrgott nochmal.
    «Okay. Tut mir leid», sage Suzanne, aber es hörte sich keineswegs so an, als tue es ihr leid. Achselzuckend biss sie in ihren Burger. Sie kaute und schluckte langsam, sog ausgiebig am Strohhalm in ihrer Coke und sagte gereizt und sarkastisch: «Es war ja nur eine Theorie. Bitte verzeih mir.»
    Ich verzieh ihr, denn ich kann Suzanne nie lange grollen, aber ich vergaß es nicht so schnell. Im Gegenteil, als Andy und ich das nächste Mal mit Webb und Margot essen gingen, befürchtete ich, meine Schwester könnte recht haben. Vielleicht war ich doch das fünfte Rad am Wagen. Vielleicht würde Margot endlich zur Besinnung kommen und erkennen, wie verschieden wir beide waren, und dann würde Webb sie mir endgültig wegnehmen. Vielleicht war Webb doch ein elitärer Snob und konnte es nur gut verbergen.
    Aber im Laufe des Abends beobachtete ich ihn und seine Manierismen aufmerksam, und ich kam zu dem Schluss, dass Suzanne wirklich falschlag. Webb hatte nichts Unsympathisches an sich. Er war ein durch und durch guter Kerl. Es war nur so, dass uns nichts verband. Sprach ich mit Webb, überkam mich das gleiche Gefühl wie damals, als ich ein Kind war und bei einer Freundin übernachtete und die Wohnung so fremd roch und auf dem

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