Maenner fuers Leben
Abendbrottisch Erdnussbutter stand, von einer anderen Marke als die bei uns zu Hause. Das hatte nichts mit Verunsicherung zu tun oder mit Ärger oder Sorge, um Margot etwa. Er weckte in mir nur ein unbestimmtes … Heimweh. Heimweh wonach? Das wusste ich nicht.
Aber trotz allem war ich entschlossen, auf einer nicht nur oberflächlichen Ebene eine Beziehung zu Webb aufzubauen. Oder zumindest ein entspanntes Verhältnis, das es mir erlaubte, allein mit ihm in einem Zimmer zu sein, ohne herumzulavieren und darauf zu hoffen, dass bald wieder eine dritte Person dazukäme.
Und als Margot jetzt das Telefon an Webb weitergibt und sein zuversichtliches «Hey, wie geht’s?» aus dem Hörer dröhnt, drehe ich meine eigene Lautstärke hoch, um seinem Überschwang zu begegnen, und schmettere begeistert: «Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich so für euch!»
«Ja, wir freuen uns auch, seit – oha – seit fünfundvierzig Sekunden! Sie verschwendet wirklich keine Zeit, was?»
Ich lache und frage mich, ob er sich ärgert oder eher amüsiert ist über unsere telefonische Standleitung und das Versprechen, uns mindestens einmal im Monat zu besuchen. «Ich freue mich darauf, euch am nächsten Wochenende zu sehen», sage ich. «Das müssen wir feiern.»
«Ja, das wird ein Fest», sagt er. «Und du, Andy und ich werden in den sauren Apfel beißen und für Margot mittrinken müssen.»
Gezwungen lache ich noch einmal und sage, ja, das werden wir wohl müssen. Dann gibt Webb das Telefon wieder Margot, und sie sagt, sie liebt mich. Ich dich auch, sage ich. Andy sagt, ich soll ihr sagen, er liebt sie auch, und wir beide sagen, wir lieben das Baby, das jetzt unterwegs ist. Ich lege auf und sinke zu Andy zurück. Wir schauen uns an, und unsere Füße berühren sich. Sein Hand liegt auf meiner Hüfte, dicht unter dem Rand meines Oversize-T-Shirts. Wir lächeln uns an, aber wir sagen nichts; die große Neuigkeit müssen wir beide erst verarbeiten. Eine Neuigkeit, die mir größer vorkommt als, sagen wir, die Begegnung mit einem Ex-Freund auf der Straße.
Und zum ersten Mal, seit ich diese Straßenkreuzung überquert habe, sehe ich wieder eine Perspektive. Eine Perspektive, die sich nicht durch Sex eröffnet hat. Nicht durch ein vergnügtes Essen im Restaurant. Nicht durch eine Nacht im Bett neben meinem anbetungswürdigen Mann, in der ich alle paar Stunden aufwache und sein gleichmäßiges, beruhigendes Atmen höre. Leo hat keinen Platz in diesem Augenblick, denke ich. Er spielt keine Rolle in Andys Familie. In unserer Familie.
«Willst du auch eins?», fragt Andy. Er schiebt die Hand um mich herum und massiert mir das Kreuz.
«Ein was?», frage ich, obwohl ich weiß, was er meint.
«Ein Baby», sagt er. «Ich weiß doch, dass Margot und du immer gern alles gemeinsam macht.»
Ich weiß nicht, ist das ein Witz oder ein Vorschlag oder nur eine theoretische Frage, und deshalb brumme ich nur: «Eines Tages.»
Andys Hand wird langsamer und ist dann ganz still. Er schließt die Augen, um noch ein paar Minuten zu schlafen, und ich sehe zu, wie seine Lider flattern, und denke an diesen einen Tag und jeden Tag mit Andy.
Sieben
Der Gedanke an Leo verblasst im Laufe der nächsten Woche fast vollständig. Ich schreibe es meinem zufriedenen Leben mit Andy, Margots aufregenden Neuigkeiten und vielleicht vor allem meiner Arbeit zu. Es ist schon erstaunlich, was eine produktive und befriedigende Arbeitswoche für die Psyche leisten kann, und ich schätze mich glücklich (oder, wie Margot sagen würde, «gesegnet» – eine hübsche, spirituelle Wendung zum Ursprung des Glücks), dass ich einen Beruf habe, in dem ich mich fröhlich verlieren kann. Ich habe mal gelesen, wenn die Stunden wie im Nebel vergehen, während man arbeitet, dann weiß man, dass man seinen Beruf gefunden hat, und auch wenn nicht jeder Tag so verläuft, ist mir dieses Gefühl des Eintauchens nicht fremd.
Ich habe jetzt meine eigene Eine-Frau-Firma als freiberufliche Fotografin. Ich habe eine Agentin, die Aufträge für mich akquiriert – von Werbefotos gegen fettes Honorar (manchmal ein paar tausend Dollar für zwei Wochen Arbeit) bis zu kleinen redaktionellen Aufträgen, die mir unter kreativen Gesichtspunkten eigentlich besser gefallen.
Porträtfotos mache ich am liebsten – vielleicht, weil ich nicht besonders extrovertiert bin. Ich komme nicht leicht mit Fremden ins Gespräch, obwohl ich gern so wäre, und wenn ich jemanden porträtiere, eröffnet mir das einen
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