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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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in den Sinn, als das laute Klingeln in unserem Schlafzimmer weitergeht. Andy stöhnt, als der Anrufer schließlich aufgibt, ein paar Sekunden wartet und es dann noch einmal versucht.
    «Lass es auf die Voicemail gehen», sage ich, aber Andy langt über mich hinweg und nimmt das Telefon von meinem Nachttisch. Um den Übeltäter dingfest zu machen, wirft er einen Blick auf die Nummernanzeige, was aber völlig überflüssig ist. Wenn es sich nicht wirklich um einen Notfall handelt, kann es nur Margot sein. Und richtig, der Name ihres Mannes – Webb Buffington – leuchtet auf dem Display, und darunter steht «Atlanta, Georgia»; dorthin sind sie zu meiner großen Enttäuschung im letzten Jahr zurückgegangen. Ich wusste immer, dass dieser Umzug unausweichlich war, erst recht, nachdem sie Webb kennengelernt hatte, der ebenfalls aus Atlanta stammt. Sosehr Margot New York und ihre Karriere liebt, im Grunde ihres Herzens ist sie ein Südstaaten-Mädel, und sie sehnte sich verzweifelt nach all dem Drum und Dran eines großbürgerlichen Lebens. Außerdem hatte Webb, wie er selbst sagte, «die Stadt so was von über». Er wollte Golf spielen, Auto fahren, er wollte Platz für sein schickes elektronisches Spielzeug haben.
    Margot und ich sprechen immer noch jeden Tag miteinander, aber es ist schade, dass wir es nicht mehr von Angesicht zu Angesicht tun können. Es ist schade, dass wir die Stadt nicht mehr miteinander teilen können – und ein paar Freunde außerdem. Andy vermisst sie auch – nur nicht in Augenblicken wie diesem, wenn sie seinen Schlaf stört.
    Er drückt mit dem Daumen auf die grüne Taste und kläfft ins Telefon: «Verflixt, Margot. Weißt du, wie spät es ist?»
    Ich kann ihre hohe Stimme hören. «Ich weiß. Ich weiß. Es tut mir wirklich leid, Andy. Aber diesmal hat es seinen Grund, ich schwör’s dir. Gib mir Ellen. Bitte.»
    «Es ist nicht mal sieben Uhr», sagt er. «Wie oft muss ich dich bitten, uns nicht zu wecken? Das einzig Anständige an meinem Job ist, dass ich nicht im Morgengrauen im Büro antanzen muss. Würdest du das auch tun, wenn Ellen nicht gerade mit deinem Bruder verheiratet wäre? Wie wär’s, wenn du deinen eigenen Bruder mal ein bisschen mehr respektieren würdest als irgendeinen x-beliebigen Kerl?»
    Über den «x-beliebigen Kerl» muss ich lächeln. Der Kerl wäre nicht x-beliebig, wenn ich mit ihm verheiratet wäre. Dann denke ich schon wieder an Leo, und etwas in mir zieht sich zusammen, denn ich weiß, er wird niemals ein x-beliebiger Kerl für mich sein. Aber ich weiß, was Andy sagen will, und sicher versteht Margot es auch, aber er gibt ihr keine Gelegenheit zum Antworten. Stattdessen streckt er mir das Telefon entgegen und vergräbt dramatisch den Kopf unter dem Kissen.
    «Hey, Margot», sage ich so leise wie möglich.
    Sie entschuldigt sich flüchtig und trällert dann: «Ich habe Neuigkeiten !»
    Mit genau den gleichen Worten, im gleichen singenden Verschwörerton hat sie mich an dem Abend angerufen, als sie und Webb sich verlobten. Wie Webb behauptet, noch bevor sie ein «Ja» für ihn zustande brachte. Natürlich übertreibt er, aber sie hat mich tatsächlich als Erste angerufen, noch vor ihrer Mutter, und darüber habe ich mich unglaublich gefreut. Ich glaube deshalb, weil ich meine eigene Mutter nicht mehr habe und Margot mir bewiesen hat, dass Freunde – auch ohne Todesfall – an die Stelle der Familie treten können.
    «O mein Gott, Margot!» Jetzt bin ich hellwach und denke nicht mehr daran, dass ich Andy störe.
    Andy zieht sich das Kissen vom Kopf und macht ein zerknirschtes, beinahe sorgenvolles Gesicht. «Ist alles in Ordnung?»
    Ich nicke selig, aber er schaut mich weiter ängstlich an und flüstert: «Was ist denn?»
    Ich hebe den Zeigefinger. Ich will eine Bestätigung haben, obwohl ich nicht den geringsten Zweifel daran habe, dass ich schon weiß, was sie mir erzählen will. Dieser Tonfall ist für exakt zwei Dinge reserviert: Hochzeiten und Babys. Sie hat bei J. Crew mindestens drei bedeutende Beförderungen bekommen und jedes Mal in einem ziemlich nüchternen Tonfall davon berichtet. Das hatte weniger mit Bescheidenheit zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass ihr nie allzu viel an ihrer Karriere gelegen hat, so gut sie auch lief. Sie wusste, dass ihre Karriere ohnehin bald zu Ende sein sollte, weil sie nämlich um die dreißig aussteigen und die nächste Phase des Lebens in Angriff nehmen würde: Sie würde heiraten, nach Atlanta zurückgehen und

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