Maenner fuers Leben
eine Familie gründen.
« Bist du?», frage ich, und im Schnelldurchlauf sehe ich sie schon vor mir, mit dickem Bauch im Designer-Umstandskleid.
«Ist sie was?», flüstert Andy.
Ich sehe ihn an und frage mich, was er wohl glaubt, worüber wir reden. Bei seiner jungenhaften Ahnungslosigkeit wird mir ganz warm ums Herz. Ja, Andy, sie ist dabei, Zimtplätzchen zu backen. Ja, Andy, sie ist entschlossen, sich endlich einen Konzertflügel zu kaufen .
«Ja-ha!», quietscht Margot. «Ich bin schwanger! Ich habe eben den Test gemacht!»
«Wow!» Ich bin überwältigt, obwohl ich wusste, dass die beiden es versuchen und dass Margot fast immer bekommt, was sie will – was zum Teil an ihrer zähen Alpha-Persönlichkeit liegt, aber vor allem daran, dass sie zu diesen verzauberten Leuten gehört, bei denen einfach alles klappt. Kleine Dinge, große Dinge und mittlere Dinge. Ich kenne sie seit fünfzehn Jahren, und buchstäblich der einzige Schicksalsschlag, den sie erlebt hat, das einzige Mal, wo sie wirklich kämpfen musste, das war der Tod ihres Großvaters während unseres Senior-Jahres auf dem College. Und eigentlich kann man den Tod eines Großvaters nicht als ernsthaften Schicksalsschlag bezeichnen, jedenfalls nicht, wenn man den frühen Tod seiner Mutter erleben musste.
Das alles sage ich ohne Groll gegen Margot. Jawohl, meine Mutter ist mit einundvierzig Jahren gestorben, und jawohl, ich bin in den abgelegten Klamotten meiner großen Schwester herumgelaufen und trage sie sogar auf dem Klassenfoto, aber ich würde trotzdem nicht sagen, dass es das Schicksal böse mit mir gemeint hat. Und als Erwachsene hatte ich es sogar ziemlich gut, wenigstens bisher. Ich bin nicht arbeits- oder orientierungslos, ich neige nicht zu Depressionen. Ich bin weder krank noch allein. Und selbst wenn das alles so wäre, stehe ich einfach nicht in Konkurrenz zu meiner besten Freundin. Solche Frauen habe ich nie verstanden, solche gestörten, komplizierten Beziehungen, von denen es anscheinend so viele gibt. Bin ich gelegentlich neidisch auf Margot, besonders wenn ich sie mit ihrer Mutter zusammen sehe? Wünschte ich, ich hätte so viel Sinn für Mode wie sie, so viel Selbstvertrauen und so viele Stempel im Pass? Ja, natürlich. Aber das heißt nicht, dass ich ihr jemals etwas davon wegnehmen oder ihr dieses Glück auf irgendeine Weise missgönnen würde. Außerdem gehöre ich jetzt zu ihrer Familie. Was ihr gehört, gehört tatsächlich auch mir.
Also sitze ich jetzt fassungslos, schwindelig und überglücklich da. Und obwohl diese Nachricht alles andere als unerwartet ist – es ist schließlich ein Riesenunterschied, ob man ein Kind haben will oder ob man tatsächlich einen positiven Schwangerschaftstest gemacht hat. Plötzlich weiß man, dass man in ein paar Monaten Mutter sein wird – oder, was mich betrifft, Tante.
«Herzlichen Glückwunsch», sage ich und bin den Tränen nahe.
«Sie ist schwanger?» Andy hat es endlich kapiert und reißt die Augen auf.
Ich nicke und lache. «Ja … Bist du immer noch sauer, Onkel Andy?»
Er grinst. «Gib mir das Telefon.»
Ich reiche es hinüber.
«Maggie Beth!», ruft er. «Das hättest du einfach sagen sollen!»
Ich höre, wie sie sagt: «Du weißt, dass ich es Ellen zuerst erzählen musste.»
«Eher als deinem eigenen Fleisch und Blut?»
«Nur einer von euch beiden freut sich zu jeder Tageszeit, von mir zu hören», sagt sie.
Andy ignoriert diese Spitze. «Verdammt, das ist eine fabelhafte Neuigkeit. Ich bin so froh, dass wir euch nächstes Wochenende besuchen. Ich kann’s nicht erwarten, dich zu umarmen.»
Ich reiße ihm das Telefon aus der Hand und frage sie, ob sie schon ausgerechnet hat, wann es so weit ist. Glaubt sie, es ist ein Junge oder eher ein Mädchen? Hat sie schon über Namen nachgedacht? Soll ich die Babyparty in New York oder lieber in Atlanta organisieren?
Am einundzwanzigsten September, sagt sie; sie glaubt, es ist ein Mädchen, einen Namen weiß sie noch nicht, und eine Party wäre überall schön.
«Was sagt Webb dazu?», frage ich, als mir einfällt, dass es da ja noch einen Beteiligten gibt.
«Er ist glücklich. Überrascht. Ein bisschen blass.» Margot lacht. «Willst du mit ihm sprechen? Er ist hier.»
«Na klar», sage ich, obwohl ich keine Lust habe, mit ihm zu sprechen. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nie wirklich Lust, mit Webb zu sprechen, obwohl er immer nur freundlich zu mir war, was ich über ein paar von denen, die Margot vor ihm hatte, nicht
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