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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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die anderen nahmen meine Worte gar nicht wahr. Heinzi und Alfred waren viel zu sehr damit beschäftigt, Rudi zu lauschen, der ihnen mit blumigen Worten die bevorstehende Hochzeit schilderte. Worte wie „Kutsche mit weißen Pferden“, „Feier auf dem Gutshof eines Freundes“ und „Traumkleid in Weiß“ drangen wie durch eine dichte Nebelschicht an mein Ohr. Ich stand in der Küche und suchte nach den Sektgläsern. Seit Isabel bei mir eingezogen war, fand ich überhaupt nichts mehr. Alle Biergläser, die ich während meiner langen Kneipenkarriere gesammelt hatte, waren nicht auffindbar. Und wo war eigentlich das kleine Bastkörbchen geblieben, in dem ich all die Jahre meine Kamillenteebeutel aufbewahrt hatte? Weiber! Bestimmt hatte Isabel die Sachen weggeworfen, ohne mich vorher zu fragen. Ich stellte die Sektgläser auf ein Chromtablett und holte den Sektkühler aus dem Schrank. Dann griff ich mir die Eiswürfel aus dem Tiefkühlfach und versuchte sie im Spülbecken aus dem Behälter herauszubekommen. Während ich das Ding wie wild gegen die Kante des Beckens schleuderte, hörte ich von draußen Rudi von seiner bevorstehenden Hochzeit sprechen. Heinzi und Alfred lachten und fragten nach weiteren Einzelheiten. Sie kamen mir wir Verräter vor. Als ich mit meinem Tablett ins Wohnzimmer kam, redeten alle weiter, ohne auf mich zu achten.
    „Hier ist der Sekt!“, sagte ich und stellte die Gläser betont geräuschvoll ab. Rudi nahm sein Glas in die Hand und forderte uns auf, es ihm gleichzutun. Susi saß immer noch auf der Sofakante und kicherte kindisch vor sich hin. „Also, liebe Freunde“, begann Rudi und legte sein Bulldoggengesicht in bedeutungsvolle Falten. „Trinken wir auf die Liebe und die Ehe, irgendwann muss schließlich jeder sein Junggesellendasein aufgeben. Prost!“ Bei dem Wort „Junggesellendasein“ hatten mich meine drei Freunde (ich zählte Rudi aus reiner Gewohnheit einfach noch dazu) von der Seite angeblickt. Ja, nun war ich bald der einzige, der nicht unter der Haube war. Ihre Blicke sagten mir: Und jetzt bist du dran, Alex!
    Nee, nee, nicht mit mir, schoss es durch meinen Kopf. Nur weil alle meine Freunde verheiratet waren oder sich auf dem besten Wege dazu befanden, musste ich mir wohl nicht auch ein Fangeisen an den Finger stecken lassen. Sicher, ich liebte Isabel, aber heiraten? – Nein danke!
    Wir tranken zu Ende, dann hatten es Rudi und Susi auf einmal ziemlich eilig. „Wir wollen jetzt nach Hause“, sagte Rudi und schob seine Hand zwischen Susis Schenkel, die dümmlich kicherte. „Rudi, nein lass das! Was sollen denn deine Freunde denken?“, zwitscherte sie und legte dabei ihr Köpfchen kokett zur Seite. Ich ging mit den beiden zur Tür, sagte aber kein Wort. „Ist etwas, Alex? Bist du sauer?“, fragte mich Rudi, als er schon mit einem Bein im Hausflur stand.
    „Nein, was soll denn sein?“
    „Ich rufe dich an, okay?“
    „Mach das“, entgegnete ich und ließ die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.
    Mir war schlecht. Rudi war wirklich der größte Abstauber aller Zeiten, soviel war sicher. Mann, war mir schlecht!
    Heinzi und Alfred verabschiedeten sich ebenfalls, ihre Frauen warteten zu Hause auf sie. Ich räumte die Gläser und die Schüsseln mit dem restlichen Salzgebäck ab und blickte auf die Uhr. Es war schon nach elf. Wo blieb eigentlich Isabel? Sie hatte versprochen, nicht lange wegzubleiben. Ich ging ins Badezimmer, um zu duschen. Ich seifte mich ordentlich ein und ließ heißes Wasser über mich laufen, bis meine Haut ganz rot und schrumpelig war. Ich stieg aus der Duschkabine und tastete im Nebel des Wasserdampfes nach einem Handtuch. Ich rubbelte mich gründlich ab, kämmte mir vor dem beschlagenen Spiegel die Haare nach hinten und betrachtete mich eine Weile. Eigentlich sah ich für mein Alter doch ganz passabel aus. Ich ging näher an den Spiegel heran, wischte mit der Hand das Kondenswasser vom Glas und nahm mein Gesicht unter die Lupe. Na ja, das eine oder andere Fältchen war schon zu sehen, besonders um den Mund herum. Zwei Falten hatten sich an beiden Seiten meines Mundes bis hoch zu meinen Nasenflügen eingegraben. Unter Licht betrachtet, sah ich deshalb ganz schön alt aus, aber welcher Mann will eine Frau schon direkt vor dem Badezimmerspiegel verführen? Außerdem machen Falten nur Frauen alt, Männer werden durch sie interessant. In diesem Moment hörte ich, wie Isabel den Schlüssel der Haustür herumdrehte. Sie kam ins Wohnzimmer

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