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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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gestürmt, schmiss ihre Jeansjacke in die Ecke und ließ sich neben mir niederfallen. Sie küsste mich kurz auf den Mund und fing sofort an, von dem überaus lustigen Abend mit ihrer Freundin zu erzählen. „Stell dir vor, Corinna und ich sitzen an der Bar, neben uns so ein cooler Typ, der uns die ganze Zeit beobachtet, na ja, der will sich an uns ranmachen, und er versucht Corinna Feuer zu geben, und zwar mit einem Streichholz, aber er kommt ins Stolpern und verschüttet die ganzen Streichhölzer in Corinnas Ausschnitt, ist das nicht zum Brüllen?“ Meine Freundin konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, sie gackerte und kicherte, bis sie kaum noch Luft bekam.
    „Ist etwas mit dir los?“, fragte sie, als sie merkte, dass ich zu solchen Späßen nicht aufgelegt war. Ich erzählte ihr die Geschichte, die sich in meinem Wohnzimmer abgespielt hatte, aber sie war davon überhaupt nicht beeindruckt.
    „Ich dachte, du hättest dich von Susi getrennt?“
    „Darum geht es doch gar nicht. Verstehst du mich denn überhaupt nicht? Einer meiner besten Freunde schwängert meine Ex-Geliebte, und dann hat er auch noch die Unverfrorenheit, sie zu heiraten!“
    „Ich weiß gar nicht, was du hast“, sagte Isabel und zündete sich eine Zigarette an. „Freu dich, dass Rudi endlich die Frau fürs Leben gefunden hat. Du dachtest doch schon, dass er nie eine Frau findet, die er mehr liebt als seine Mutter.“
    „Aber er muss sich doch nicht gerade an Susi ranmachen, es gibt schließlich genug andere Frauen; er macht es sich immer so verdammt leicht!“
    „Du bist nur in deiner männlichen Eitelkeit verletzt“, sagte Isabel und strich sich mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht.
    Ich erwiderte nichts, denn ich spürte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „Ist ja auch egal“, sagte ich, stand auf und ging ins Schlafzimmer, um mir ein T-Shirt anzuziehen. Ich öffnete die Schranktür und blickte auf ordentlich aufgereihte Oberhemden und Anzüge. „Sag mal, Isabel, hast du hier aufgeräumt?“, rief ich, während ich eine andere Schranktür öffnete. Dort bot sich mir ein ähnliches Bild: Meine T-Shirts waren zentimetergenau aufeinander gestapelt, und auch die Handtücher waren zu einheitlichen Haufen aufgetürmt. „Das glaube ich jetzt nicht“, murmelte ich, als ich merkte, dass Isabel hinter mir stand.
    „Ist etwas?“, fragte sie und blinzelte mich herausfordernd an.
    Ich sagte nichts, sondern durchwühlte einen T-Shirt-Haufen, weil ich mein Lieblings-Shirt mit dem Donald-Duck-Aufdruck suchte. „Wo ist denn mein Donald-Shirt?“
    „Meinst du etwa das alte Ding mit den tausend Löchern?“
    Ich drehte mich um und blickte Isabel an, die auf dem Bett lag, den Kopf auf ihre Hand gestützt.
    „Ja, genau das meine ich!“
    „Das habe ich weggeworfen“, sagte sie ohne eine Spur von schlechtem Gewissen in der Stimme.
    „Was hast du getan?!“
    „Ich sagte, dass ich das alte Ding weggeschmissen habe, hast du etwas mit den Ohren?“
    „Ich fass es nicht!“ Ich versuchte, mein heiß geliebtes T-Shirt doch noch irgendwo zu finden. Es war zwecklos. Ich schüttelte den Kopf: „Ich fass es nicht, ich fass es nicht“, sagte ich.
    „Du wiederholst dich“, erwiderte Isabel, richtete sich auf, stellte sich breitbeinig vor mich hin und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte.
    „Weißt du, was ich nicht fasse?“, schrie sie, und ihre Augen funkelten bedrohlich. „Ich kann es nicht fassen, dass du dich hier wegen dieses läppischen T-Shirts aufregst. Du tust ja gerade so, als ob ich dir mit meinen bloßen Händen die Seele aus dem Leib gerissen hätte!“
    Sie machte auf ihren Absätzen kehrt, holte sich ihre Jeansjacke aus dem Wohnzimmer und rannte hinaus. Sie ließ die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen, dann war sie weg.
    Soll sie doch abhauen, diese blöde Ziege, dachte ich und ging zurück ins Wohnzimmer. Wenn sie glaubte, ich würde hinter ihr herlaufen, um sie zurückzuholen, dann hatte sie sich aber mächtig getäuscht. Ich war nicht darauf angewiesen, mit einer Frau Isabel Rath Tisch und Bett zu teilen. Sollte sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Mit mir nicht! Jeder Mann weiß schließlich, was es bedeutet, wenn seine Freundin anfängt, die Wäsche in den Schränken zu sortieren! Sie will ihn umerziehen, sich in sein Leben einmischen, ihn abhängig machen, sich bei ihm breitmachen, bis sie ihn endlich dazu bringen kann, ihn zu heiraten. So nach dem Motto: Alleine bist du vollkommen

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