Männer sind Helden
lebensuntüchtig! Du brauchst eine Frau, sonst wirst du noch irgendwann in deinem eigenen Müll versinken.
Woher kommen Frauen eigentlich auf die Idee, dass wir es toll finden, dass sie, sobald sie das erste Mal unsere Wohnung betreten haben, den Staubwedel ergreifen? Wer hat sie aufgefordert, nach der ersten gemeinsamen Nacht, den gesamten Abwasch der vergangenen drei Wochen zu erledigen? Mich jedenfalls stört es nicht, wenn sich in der Spüle das dreckige Geschirr stapelt. Aber sobald eine Frau das sieht, muss sie den „Dreck“ beiseite räumen. Das ist wie eine Sucht. Wie ein emsiger, kleiner Hamster packt sie alles ein und schleppt es weg.
Dass Isabel in dieser Hinsicht genau wie alle anderen Frauen war, enttäuschte mich wirklich. Schmeißt einfach mein Lieblings-Donald-Duck-T-Shirt weg und hat dabei noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen! Es war wirklich nicht zu fassen!
15. Kapitel
Am nächsten Tag hatte ich vollkommen schlechte Laune. Erstens wegen des Streits mit Isabel (sie war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen), dann noch wegen der Sache mit Rudi, und natürlich deshalb, weil es Montag war. Ich saß an meinem Schreibtisch und blätterte lustlos in den Schriftsätzen, die Frau Rohrbein getippt hatte. In meinem Büro war es brütend heiß, obwohl es erst zehn Uhr morgens war. Ich öffnete das Fenster, aber dadurch wurde es auch nicht sehr viel kühler im Zimmer, nur lauter. Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch und versuchte, mich zu konzentrieren. Draußen auf der Straße quälten sich die Autoschlangen an einer Baustelle vorbei, die direkt gegenüber von unserem Büro war. Obwohl die Arbeiter bei diesem Wetter jeden Tag arbeiten konnten, kamen sie nicht voran. Ich hatte den Eindruck, als ob nur das Loch, das sie gebuddelt hatten, jeden Tag tiefer wurde. Hofften die Männer etwa, irgendwann auf Öl zu stoßen? Hahaha! Ich musste über meinen eigenen Witz schmunzeln, und eigentlich ging es mir in dieser Sekunde schon besser, als mein Auge an einem Schriftstück hängen blieb, das hinter einen Stapel von Aktenordnern gerutscht war.
Das durfte doch nicht wahr sein!
„Frau Freudenthal, kommen Sie bitte einmal in mein Büro“, schrie ich, und nur drei Sekunden später kam meine neue Renogehilfin ins Zimmer gestürmt.
„Was ist denn, Herr Doktor?“, fragte sie und hatte dabei den S-Laut von „was“ zischend ausgesprochen, denn sie lispelte immer, wenn sie aufgeregt war. Sie war eine 21-jährige, hübsche Blondine mit straffen, kleinen Brüsten und einem hinreißenden Po. Sie trug ein blaues Stretchminikleid und hatte ihre Haare mit einer großen Schleife nach hinten zurückgebunden. Ich hatte sie unter vierzig Bewerberinnen ausgesucht, weil sie einigermaßen passable Noten hatte und eindeutig am besten aussah.
„Haben Sie das hier geschrieben?“, fragte ich und hielt ihr das Schriftstück unter die Nase.
„Ja, das habe ich“, erwiderte sie und machte ein ängstliches und bekümmertes Gesicht.
„Auf dieser einen Seite habe ich drei Schreibfehler entdeckt!“, brüllte ich. „Wie kann es nur angehen, dass Sie Zwangsvollstreckung mit einem k schreiben?“
„Aber das wird doch mit k geschrieben“, entgegnete sie und fügte zögernd hinzu: „mit ck oder?“
„Ich meine vorne, Sie dusselige Kuh!“ Das war mir nur so rausgerutscht. Aber was stellte sie sich auch so blöd an. Ich sah, wie Frau Freudenthal die Tränen in die Augen stiegen, aber sie hatte nicht den Mut, etwas zu sagen. Schließlich war ich ein Mann und noch dazu ihr Chef. Deshalb kniff sie ihre Lippen zusammen, schluchzte kaum hörbar und rannte aus dem Zimmer.
Das war wirklich nicht mein Tag. Normalerweise lasse ich mich nicht so gehen, vor allem nicht bei meinen Angestellten. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber auf der anderen Seite war ich meiner Ansicht nach auch im Recht. Schließlich kann ich mit einer Renogehilfin, die der deutschen Sprache nicht mächtig ist, wirklich nicht viel anfangen. Allerdings musste ich mir eingestehen, dass ich beim Einstellungsgespräch mehr auf Frau Freudenthals Beine als auf ihre Zeugnisse geachtet hatte. Ein Blondinenwitz, der bei uns Männern die Runde machte, fiel mir ein: Warum sollte man Blondinen keine Mittagspause machen lassen? Antwort: Weil man sie danach wieder neu anlernen muss.
„Herr Grühnspahn, was haben Sie nur mit unserem Fräulein Freudenthal gemacht?“ Frau Rohrbein war ganz außer sich. Sie stellte sich vor meinen Schreibtisch, beugte
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