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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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packte Janine am Oberarm: „Ich muss mit dir reden!“
    Sie versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien: „Lass das, du tust mir weh!“ Ich zerrte sie in einen Nebenraum, endlich waren wir alleine: „Also, ich verlange eine Erklärung! Was soll das Ganze bedeuten?“
    Janine zog ihre Zigarettenspitze aus der Tasche und steckte sie sich zwischen die Lippen. Ich gab ihr Feuer. „Danke!“ Sie ließ den Rauch langsam durch ihre Nase entweichen: „Isabel ist eine Freundin von mir. Als sie hörte, dass ich Silvester ebenfalls auf diesem Fest sein werde, hat sie mich gebeten, dich zu verführen. Das heißt, ich sollte es nur versuchen. Sie wollte sehen, ob du dich darauf einlässt.“
    „Wie ist sie nur auf so eine Idee gekommen? Was bezweckt sie damit?“
    „Sie hat von jemandem erfahren, dass du während früherer Beziehungen nicht treu gewesen bist. Und da wollte sie dich eben auf die Probe stellen.“ Sie lächelte zufrieden: „Nun hat sie den Beweis.“
    Ich war sprachlos über so viel weibliche Hinterlist. Janine drückte ihre Zigarette in einem Kristallaschenbecher aus, der auf dem Tisch stand.
    „So, ich glaube das war es“, sagte sie und ging zur Tür. „Ich gehe jetzt zurück zur Bar. Dort wartet ein sehr charmanter Herr auf mich.“
    „Sag mir wenigstens noch, wo Isabel jetzt ist!“
    Sie zuckte mit der Schulter: „Keine Ahnung. Ich glaube, ein junger Mann hat sie nach Hause gefahren.“
    Ich versuchte, sie von meinem Autotelefon aus bei mir zu Hause zu erreichen. Ich ließ es bestimmt fünfzig Mal klingeln, aber niemand nahm ab. Im Ballsaal fand ich eine Herrenrunde, die gerade dabei war, die dritte Flasche Wodka zu leeren. Ich wurde mit großem Hallo begrüßt und bekam gleich zwei Gläser eingeschenkt.
    Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Riesenkater auf einer Bank im Ballsaal auf. Ein Typ, mit dem ich gestern gefeiert hatte, hielt mir einen Becher mit Kaffee entgegen. „Hier, trink erst einmal, Alex. Dann wird es dir gleich besser gehen.“ Ich richtete mich auf und blinzelte ihn an. „Ich bin Tim, falls du dich nicht mehr erinnerst. Wir haben gestern Brüderschaft getrunken. Die anderen sind unten und frühstücken. Wenn du willst, kannst du dich ja zu uns gesellen.“
    „Was gibt es denn zu essen?“
    Tim lachte: „Alles, was das Katerherz begehrt: Eier mit Schinken, Heringssalat und jede Menge saure Gurken und Aspirintabletten.“
    „Das hört sich gut an“, sagte ich und stand vorsichtig auf. Mein Kopf fühlte sich an, als habe mir jemand die ganze Nacht mit einem Hammer drauf geschlagen. „Ich werde nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken.“
    „Das sagen sie alle. Komm, ich zeig dir, wo du dich frisch machen kannst.“ Er führte mich zu einem Badezimmer, das im zweiten Stock lag. „Also, dann bis gleich!“
    Mein Spiegelbild sah schrecklich aus: Meine Augen waren blutunterlaufen und verquollen. Ich ließ das Waschbecken mit eiskaltem Wasser vollaufen und tauchte meinen Kopf ganz unter. In einem Alibert-Schrank fand ich eine Zahnbürste und eine kleine Tube Zahncreme. Als ich den Frühstücksraum betrat, fühlte ich mich bereits viel besser. Ich wurde von den Männern fröhlich begrüßt, und Tim bot mir den Stuhl neben sich an. Ein Kellner brachte mir Schinken, Ei und Toast und goss mir Kaffee ein.
    Zwanzig Männer saßen an dem Tisch, einige waren mir vom Vorabend bekannt. Erst jetzt fiel mir auf, dass fast alle ein gestreiftes Band um ihren Körper gebunden hatten. Wahrscheinlich gehörten sie einer studentischen Verbindung an. Während wir frühstückten, unterhielten wir uns angeregt über Politik, die Lage der Wirtschaft und übers Angeln. Ich fühlte mich überaus wohl und hatte den Stress mit Isabel schon fast verdrängt. Nach dem Frühstück gingen wir rüber in den grünen Salon, wo uns Mokka serviert wurde. Von den hohen Sprossenfenstern aus hatte man einen herrlichen Blick über den Park und den angrenzenden See. Meine Kopfschmerzen waren fast verschwunden.
    Beschwingt fuhr ich später nach Hause und freute mich auf Isabel, die ihren Ärger bestimmt schon vergessen hatte. Alberner Klein-Mädchen-Streich, dachte ich. Warum hat sie sich nur so aufgeregt? Schließlich war doch überhaupt nichts passiert! Ich öffnete die Tür und rief Isabels Namen. Sie antwortete nicht. Ich guckte in alle Zimmer, schaute sogar in den Schränken nach. Nichts! Ich lief ins Bad: Ihre Zahnbürste und ihre Schminksachen waren weg. Ich rannte ins Schlafzimmer, zu unserem

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