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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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Kleiderschrank. Sie hatte fast ihre gesamten Klamotten mitgenommen, nur ein paar Sommerkleider hingen einsam auf ihren Bügeln.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Hatte sie mich etwa verlassen? Ich kam mir vor wie in einem schlechten amerikanischen Liebesfilm. Mir ging es nicht in den Kopf, dass Isabel aus der kleinen Geschichte mit Janine eine Staatsaffäre machen wollte. Selbst wenn ich mit Janine geschlafen hätte, wäre das ohne Bedeutung gewesen. Einen Quickie in Ehren kann doch niemand verwehren, oder?
    Draußen heulte der Wind, und der Regen klopfte gegen die Fensterscheiben. Mir war kalt. Ich drehte die Heizung auf und goss mir einen Cognac ein. Im Fernsehen lief ein melodramatischer Film über eine Scheidung. Ich kam mir einsam und verlassen vor. Nach dem vierten Cognac hielt ich es vor Selbstmitleid nicht mehr aus und ging schlafen.

29. Kapitel
     

     
    Am nächsten Morgen war Isabel immer noch nicht da. Der Kühlschrank war leer, und in der Kaffeedose waren nur zwei Löffel Pulver. Dafür lohnte es sich nicht, die Maschine anzustellen. In einem Haufen Bügelwäsche fand ich ein frisch gewaschenes Hemd, das ich notgedrungen selber bügelte. Ich ging ins Bad, um mich zu rasieren. „Guten Morgen“ stand auf der Dose mit dem Rasierschaum. Ich drückte auf den weißen Knopf, aber außer einem Zischen kam nichts zum Vorschein. „So ein Mist!“, schrie ich und warf die Dose in den Papierkorb.
    Auf dem Weg zum Büro hielt ich bei einem Bäcker an und kaufte mir zwei belegte Brötchen.
    „Bitte machen Sie mir einen starken schwarzen Kaffee“, sagte ich zu Frau Freudenthal, die gerade andächtig ihren Bauch streichelte, als ich ins Büro kam. Sie schaute mich verwirrt an, das Fragezeichen stand ihr buchstäblich auf die Stirn geschrieben. „Ich hätte gerne einen Kaffee, Frau Freudenthal, oder ist das in ihrem Zustand zuviel verlangt?“
    Sie sprang hastig auf und legte dabei eine Mutter-Kind-Zeitung zur Seite. „Nein, nein, Herr Doktor, ich werde sofort frischen Kaffee für Sie aufsetzen.“
    In diesem Moment, just zur richtigen Zeit, kam Ersatzglucke Rohrbein um die Ecke geschossen. „Was geht hier vor?“, rief sie und richtete sich bedrohlich vor mir auf.
    „Ich habe Frau Freudenthal nur gebeten, mir einen Kaffee zu kochen, das ist alles.“
    „Aha!“, stieß Frau Rohrbein hervor und kniff ihr linkes Auge zu. „Sie kommen eine Stunde zu spät, wünschen uns noch nicht einmal ein frohes Neues Jahr und kommandieren unsere Schwangere herum? Das geht wirklich zu weit! Wohl eine schlechte Nacht gehabt, was?“
    „Frau Rohrbein, ich glaube, jetzt gehen Sie zu weit. Mein Privatleben geht Sie überhaupt nichts an.“
    Als Frau Rohrbein zehn Minuten später meinen Kaffee brachte, lächelte sie milde: „Es stimmt also, Herr Doktor“, sagte sie, „Sie hatten wirklich eine schlechte Nacht.“ Sie zwinkerte mir zu: „Sie hätten mir nur etwas sagen sollen. Für so etwas habe ich doch Verständnis.“
    Ich war sprachlos: Meine Freundin verlässt mich wegen einer Lappalie, und meine Angestellten tanzen mir auf der Nase herum. Irgendwie lief alles schief. Ich versuchte, mich auf eine Akte zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht. Der Fall war hoch kompliziert: Es ging darum, dass eine Forderung mehrfach abgetreten worden war. Der Schuldner, mein Mandant, hatte das Geld an seinen ehemaligen Gläubiger bezahlt. Nun waren aber gleich vier weitere Gläubiger an ihn herangetreten und verlangten, dass er ihnen den gleichen Betrag zahlen müsse. Ich machte mir gerade eine Skizze, wie damals während des Studiums, als Rudi anrief. „Mensch, Alter, was machst du denn für Sachen? Ich habe gehört, Isabel hat dich verlassen, weil du mit einer anderen ins Bett gesprungen bist?“
    Ich ließ meinen Bleistift fallen: „Das ist nicht zum Lachen. Wer hat dir das denn erzählt?“
    „Ich habe es von Udo gehört. Isabel wohnt ja bei Irene und ihm.“
    Ich spürte ein leichtes Ziehen im Herzbereich: „Was weißt du noch?“
    „Nur, dass sie auf keinen Fall zu dir zurückkehren will.“
    Ich griff zu meiner Zigarettenschachtel und zündete mir eine an. Dann sagte ich betont cool: „Das ist ganz in meinem Sinne. Sonst hätte ich sie nämlich in den nächsten Tagen ohnehin rausgeschmissen.“
    „Recht hast du, Alter. Übrigens: Das mit dem Privatdetektiv geht klar. Du hast doch noch Interesse, oder?“
    „Natürlich“, sagte ich lässig und ließ kleine, unruhige Rauchkringel zur Decke steigen.
    Bei Irene hatte sich

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