Männer sind Helden
Irene.
„Es kann jederzeit losgehen. Stichtag ist der fünfte Februar.“
Die Mädchen bezahlten. Wir beobachteten, wie sie aus der Kneipe kamen und in ihr Auto stiegen. In der Zwischenzeit war Dominic zurückgekehrt. Er saß hinten im Auto und rauchte eine nach der anderen. „Eure Puppen sind aber ganz schöne Emanzen“, kommentierte er unaufgefordert. „Wenn ihr mich fragt: Die müssen nur einmal wieder richtig durchgebumst werden, dann kommen die nicht mehr auf solche merkwürdigen Ideen.“
Rudi und ich drehten uns zu ihm um: „Sie hat aber keiner gefragt.“
Der Detektiv grinste frech: „Habe wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, was?“
Wir setzten Dominic vor einer schummrigen Kneipe am Hafen ab. Angeblich hatte er dort noch etwas Geschäftliches zu erledigen. Ich drückte ihm einen Hunderteuroschein für seine Hilfe in die Hand. „Immer wieder gerne zu Diensten“, sagte er.
Rudi fuhr mich nach Hause. Er hielt das Auto vor meinem Eingang an. Eine Weile schwiegen wir, keiner traute sich, den Anfang zu machen. Wir kamen uns beide vor wie begossene Pudel.
„Da soll einer die Frauen begreifen“, sagte Rudi schließlich. „Ich verstehe überhaupt nicht, worüber die sich beschweren. Ich glaube, die haben es einfach zu gut.“
„Woher weiß Susi, dass wir im Bordell waren?“
„Keine Ahnung, ich habe ihr jedenfalls nichts erzählt.“
„Das ist alles sehr merkwürdig.“
„Ja, das ist es.“
Ich zündete mir eine Zigarette an und kurbelte das Fenster hinunter: „Was wollen wir jetzt unternehmen?“
„Wenn es nach den Frauen ginge, müssten wir uns grundlegend ändern. Ich weiß allerdings nicht, was das bringen soll. Ich bin mit mir eigentlich überaus zufrieden.“ Er schob sein Kinn trotzig nach vorne.
„Ich auch“, sagte ich und schnippte meine Kippe aus dem Fenster. „Wir sollten das Band Udo vorspielen. Vielleicht hat er eine Idee.“ Ich stieg aus dem Auto: „Verstecke das Band gut. Nicht, dass Susi es entdeckt. Dann hätten wir wirklich bis auf ewig verspielt.“
Mich erwartete wie jeden Abend eine kalte, leere Wohnung. Während ich den Kühlschrank öffnete, um eine Weinflasche herauszuholen, überlegte ich, ob ich mir nicht ein Haustier anschaffen sollte. Eine Katze vielleicht, die ist pflegeleicht und anschmiegsam. Wenn ich nach Hause käme, würde sie mir maunzend entgegenlaufen. Sie könnte in meinem Bett schlafen und meine Füße wärmen.
Gleich am nächsten Tag ging ich ins Tierheim, um mir eine Katze auszusuchen. Die Leiterin, eine rundliche Dame mit kräftigen und zerkratzten Unterarmen, blickte mich streng an, als ich ihr erzählte, dass ich Junggeselle sei. Ich lächelte milde und treuherzig. „Na gut, folgen Sie mir“, sagte sie und stieß die Tür auf, die zu den Käfigen führte. Von beiden Seiten sprangen Hunde an die Gitter, in der Hoffnung, ein neues Herrchen würde sie aus ihrem Unglück befreien. Ich blickte in traurige, weit aufgerissene Hundeaugen, in denen nur noch ein Fünkchen Leben glimmte. „Das sind unsere härtesten Fälle“, sagte die Tierheimleiterin. „Die will keiner mehr haben. Alle wollen niedliche, kleine Hunde, am liebsten Welpen.“ Wir kamen zu einem Käfig, in dem ein kleiner, kahler Baum stand. Zehn Katzen liefen aufgeregt an den Gitterstäben entlang und miauten kläglich. Ganz hinten in der Ecke hockte teilnahmslos eine kleine, schwarze Katze mit einem weißen Fleck auf der Nase. „Was ist mit dieser Katze da hinten denn los?“
„Das ist unser Sorgenkind“, sagte die Heimleiterin. „Sie wurde uns vor ein paar Tagen von Kindern gebracht, die sie halbverhungert auf einem ehemaligen Bahnhofsgelände gefunden hatten. Sie wird von den anderen Katzen nicht akzeptiert und sitzt den ganzen Tag in ihrer Ecke.“
„Ich nehme sie“, sagte ich, ohne zu zögern.
Wir packten die Katze behutsam in ein Transportkörbchen, das ich vorsorglich mitgebracht hatte. „Die Katze ist geimpft und sterilisiert“, sagte die Heimleiterin, als sie mich zur Tür brachte. „Gehen Sie vorsichtig mit ihr um.“
„Das werde ich tun. Auf Wiedersehen!“
Die Heimleiterin lachte: „Hoffentlich nicht! Aber ich wünsche Ihnen alles Gute.“
Ich nannte meine neue Mitbewohnerin Tiffany. In der Zoohandlung kaufte ich ihr ein Katzenklo, einen Kratzbaum, ein Flohhalsband, Vitamindrops und „Katzenglück“, kleine Schälchen mit Katzenfutter. Die ersten drei Tage saß Tiffany in einer Ecke an der Heizung und regte sich nicht. Sie fraß aber ihr
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