Männer sind Helden
Futter und schlabberte ihr Wasser. Am vierten Tag kam sie zögernd auf mich zugelaufen, als ich nach Hause kam. Sie blieb in einiger Entfernung stehen und legte ihr Köpfchen schief und blickte mich mit ihren geheimnisvollen, dunklen Augen an. Ich rief ihren Namen, und plötzlich löste sie sich aus ihrer Erstarrung und kam auf mich zugetrottet. Sie schmiegte ihren Kopf an meine Beine, und als ich mich hinunterbeugte, um sie zu streicheln, schnurrte sie leise. Von da ab schlief sie jede Nacht zusammengerollt an meinem Fußende. Wir waren ein ideales Paar.
Eines Nachts wachte ich auf, weil das Handy auf meinem Nachtisch klingelte. „Wer ist da?“, fragte ich verschlafen und knipste die Lampe an.
„Ich bin es, Rudi. Du musst sofort kommen. Bei Susi haben die Wehen eingesetzt. Wir sind im Elisabethkrankenhaus auf der Entbindungsstation.
Ehe ich etwas sagen konnte, hatte er schon eingehängt. Tiffany war ebenfalls aufgewacht und kuschelte sich in meine Armbeuge. „Nein, meine Kleine, wir können nicht mehr weiterschlafen“, sagte ich zu ihr und kraulte sie hinter den Ohren.
31. Kapitel
Es war drei Uhr morgens, als ich die Entbindungsstation betrat. An den Wänden hingen Fotografien der Babys, die im Laufe der Jahre hier das Licht der Welt erblickt hatten. Kein Mensch war auf den Fluren zu sehen. Ich wollte schon wieder umkehren, als mir die Nachtschwester entgegenkam, eine zierliche, ältere Dame, die ein Tablett mit kleinen Fläschchen in der Hand hielt. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ja, ich suche das Ehepaar Rembrandt. Frau Rembrandt liegt in den Wehen. Ihr Ehemann, mein bester Freund, hat mich eben angerufen.“
Sie nickte: „Folgen Sie mir.“ Sie führte mich durch einen langen Korridor, vorbei an unzähligen Krankenzimmern. „Sie müssen in den ersten Stock, zweite Tür links, am Kreissaal vorbei. Auf der linken Seite befindet sich der Ruheraum, dort liegt Frau Rembrandt.“
Als ich den Ruheraum betrat, lächelte Susi mir tapfer entgegen. „Schön, dass du gekommen bist, Alex.“ Sie richtete sich auf, und ich küsste sie auf die Wange. „Rudi ist für einen Moment spazieren gegangen, ihm ist schwindelig geworden.“
„Wie geht es dir?“, fragte ich sie.
Sie stöhnte leise. „Eigentlich ganz gut. Ich möchte nur, dass es endlich losgeht, aber es wird wohl noch eine Zeit dauern.“ Als Rudi zurückkam spürte ich, dass die beiden alleine sein wollten, deshalb setzte ich mich auf den Flur und las den Spiegel , den ich mir von zu Hause mitgenommen hatte. Die nächsten zwei Stunden passierte überhaupt nichts. Susi stöhnte zwar ab und zu, aber die Wehen setzten immer in den gleichen Abständen ein. Manchmal kam Rudi zu mir raus, und wir tranken einen Becher Kaffee, den ich aus dem Automaten gezogen hatte.
Um sechs Uhr morgens machte der Kiosk im Foyer auf, und ich ging runter um für Rudi und mich belegte Brötchen und die Bild zu kaufen. Normalerweise lese ich diese Zeitung nicht, aber nach der ganzen Warterei war ich nicht mehr fähig, auch nur eine anspruchsvolle Zeile zu lesen. „SENSATION!“, stand auf der ersten Seite, „AUCH MÄNNER KÖNNEN SCHWANGER WERDEN.“
Ich hörte, wie Susi im Ruheraum aufschrie. Ich hatte den Eindruck, als ob so eine Geburt fast so schlimm wie ein Termin beim Zahnarzt war. Im Stillen hoffte ich, dass Bild sich die Headline wie üblich ausgedacht hatte. Hoffentlich war diesmal nicht eine Spur von Wahrheit daran.
Die nächsten zweieinhalb Stunden ereignete sich immer noch nichts. Susi wurde von der Hebamme in die warme Badewanne gesetzt, aber das Baby wollte trotzdem nicht kommen. Um elf Uhr ging ich noch einmal zum Kiosk und holte ein paar Dosen Bier. Rudi und ich prosteten uns zu: „Kopf hoch, Alter!“, sagte ich zu Rudi, „es kann sich nur noch um Stunden handeln.“ Als ich mir gerade eine Zigarette anzünden wollte, kam eine Schwester um die Ecke. „Hier ist Rauchen verboten“, sagte sie streng. „Haben Sie das Schild nicht gesehen?“ Sie blickte auf unsere Bierdosen: „Außerdem ist hier keine Kneipe. Ihre Frauen sind schließlich auch nicht zu ihrem Vergnügen hier.“ Rudi und ich tranken unsere Dosen in einem Zuge leer. Dann lief ich zum Kiosk rüber und holte uns zwei Coca Cola. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Die Hebamme kam auf uns zugelaufen: „Herr Rembrandt, es geht los!“ Zwei Krankenpfleger rollten Susi, die heftig stöhnte, auf einem Krankenbett in den Kreissaal. Die Hebamme schubste Rudi hinterher: „Aber
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