Männer sind Helden
zerrüttet ist. Der Gesetzgeber nimmt dies immer dann an, wenn die Eheleute ein Jahr getrennt von Bett und Tisch gelebt haben.“
„Und was ist, wenn ein Ehepartner sich überhaupt nicht scheiden lassen will?“
„Gegen den Willen eines Ehepartners ist eine Scheidung erst nach drei Jahren des Getrenntlebens möglich. Wollen Sie etwa so lang warten?“
Herr Grölling schüttelte traurig den Kopf: „Nein, nein, ich will das Ganze möglichst schnell hinter mich bringen.“
Ich versprach, mit seiner Frau zu reden und einen Vergleich auszuhandeln.
Zwei Wochen später saßen Rudi und ich nach dem Tennis in der Kantine. Heinzi und Alfred waren bereits nach Hause gefahren, weil ihre Frauen auf sie warteten. Udo wollte später vorbeikommen. Ich hatte ihn bereits über das Ergebnis unseres Lauschangriffs unterrichtet.
Rudi gähnte: „Ich bin total übermüdet. So ein Säugling hält einen wirklich die ganze Nacht auf Trab.“ Er bestellte sich einen Chefsalat ohne Käse und ein kleines Mineralwasser. Ich wählte Bratkartoffeln und Sauerfleisch und dazu ein großes Pils. Als die Getränke kamen, leerte Rudi sein Glas in einem Zuge. Dann schaute er sich um, ob auch keiner guckte und zog eine Flasche Mineralwasser aus seiner Sporttasche. Ohne rot zu werden, füllte er sein Glas nach.
Udo kam zur Tür herein und setzte sich zu uns an den Tisch. Er trug ein lässiges, dunkelblaues Leinenjackett und Designerjeans. Er grinste uns gut gelaunt an und betrachtete selbstgefällig seine perfekt manikürten Fingernägel. Wahrscheinlich hatte er wieder einmal eine Affäre mit einer seiner Sprechstundenhilfen begonnen. Er kam gleich auf unsere Abhör-Aktion zu sprechen: „Irene will sich von ihrem Tennislehrer also nicht trennen“, sagte er, nachdem er sich einen Campari-O bestellt hatte. „Na ja, im Gegensatz zu mir hat der Bursche ja auch jede Menge Zeit.“ Er lachte: „Unsere Frauen sind anscheinend auf dem Selbstfindungsstrip. Aber das gibt sich bestimmt wieder.“
„Da wäre ich mir aber nicht so sicher“, sagte Rudi, „schließlich nehmen die drei jetzt regelmäßig an einem Reikikurs teil. Wer weiß, was dabei noch alles herauskommt.“
„Immerhin hat Isabel mich verlassen, weil ich mich nicht in sie hinein fühlen kann“, fügte ich hinzu.
Udo sah keinen Grund zur Sorge: „Sie wird schon zu dir zurückkommen, spätestens, wenn sie merkt, dass die anderen Männer auch nicht anders sind.“
„Aber man liest und hört doch so viel über den neuen Mann“, warf Rudi ein. „Es gibt zum Beispiel Männergruppen, in denen Männer ihr Mannsein ganz neu definieren. Ich habe gehört, dass solche Kerle bei Frauen unheimlich gut ankommen.“
Udo grinste: „Na klar, wenn es ums Reden geht. Aber im Bett ist nach wie vor der Latin Lover gefragt.“
„Genau“, stimmte ich Udo zu, „keine Frau möchte mit einem Softie vögeln, der vorher erst jede Stellung ausdiskutieren will.“
„Eins ist doch wohl klar“, sagte Udo, „wir können uns von den Frauen nicht die Spielregeln diktieren lassen. Wo soll das denn hinführen?“
„Genau!“, sagte Rudi und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Aber was sollen wir dagegen unternehmen?“
Die Kellnerin brachte Udos Campari-O. Sie trug kurze Shorts, und als sie wegging, starrte Udo ihr sekundenlang wie hypnotisiert hinterher.
„Vielleicht sollten wir auch an einem Kurs teilnehmen“, schlug ich vor.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst?“, rief Udo entrüstet. „Du willst dich doch hoffentlich nicht einer Männergruppe anschließen?“
„Nein, nein, eher genau das Gegenteil. Ich weiß auch nicht so genau.“
Udo wollte los, er hatte eine Verabredung. Bevor er ging, fragte ich ihn beiläufig, ob Isabel noch bei ihnen wohne. „Ja, aber ich sehe sie nicht sehr oft, weil sie ein Praktikum in Hamburg macht. Sie kommt abends immer spät nach Hause, meistens schlafen wir dann schon.“
In meiner Wohnung kam mir Tiffany entgegengelaufen und rieb ihren Kopf an meinen Schuhen. „Ja, du bist eine treue Seele“, sagte ich zu ihr und kraulte sie hinterm Ohr. Sie schnurrte und tapste ins Wohnzimmer, wo sie auf das Sofa sprang und sich zusammenrollte. Sie wusste, gleich würde ich mich zu ihr setzen, um mit ihr einen gemütlichen Fernsehabend zu verbringen. Ich holte eine Flasche Bier, eine Tüte Chips und für Tiffany ein paar Katzendrops aus der Küche. Im Fernsehen lief die Wiederholung eines Dokumentarfilms über Löwen in der Serengeti. Tiffany gefiel der Film auch.
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