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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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»das ist sensationell!« Im ersten Moment weiß ich gar nicht, was sie meint, schließlich hat sie mich gerade aus dem Tiefschlaf gerissen. Aber dann fällt mir diese unsägliche Kontaktanzeige wieder ein. Schade, ich dachte, ich hätte das nur geträumt. »Das musst du dir unbedingt ansehen«, redet Bettina weiter begeistert auf mich ein, »es ist nicht zu glauben!« Sie schleift mich durchs Treppenhaus in ihre Wohnung zum Computer. Der Drucker rechts neben ihrem Schreibtisch gibt ein hektisches Rattern von sich und spuckt meterweise Papier aus. »Was machst du denn hier?«, will ich wissen, weil ich noch immer nicht ganz bei mir bin.
    »Na, ich drucke die Antworten aus, die du bisher bekommen hast.« Ungläubig blicke ich auf den dicken Stapel Papier, der sich bereits im Ausgabefach des Druckers angesammelt hat.
    »Wie viele sind es denn?«
    »133«, antwortet Bettina in triumphierendem Tonfall. »Und alle fünf Minuten geht eine neue ein«, fügt sie hinzu und deutet auf den Computerbildschirm. Tatsächlich, das Postfach quillt über.
    »Das ist ja nicht zu fassen!«
    »Ich sagte dir doch, mit der Anzeige werden die Männer sich nur so auf dich stürzen!«
    »Nicht auf mich«, korrigiere ich sie, »auf eine nymphoman veranlagte Frau namens ›HotGirl‹, die angeblich einen strammen Max sucht.«
    »Das ist doch das Gleiche«, erwidert Bettina.
    »Also, das verbitte ich mir jetzt!«
    »Na ja, egal«, meint Bettina mit einer wegwerfenden Handbewegung, »lass uns lieber einmal das Angebot sichten.« Sie zerrt den Papierstapel aus dem Drucker, der immer noch Seite um Seite ausspuckt.
    »Hallo, HotGirl«, beginnt sie vorzulesen, »wenn dir 24 Zentimeter Länge und 15 Zentimeter Umfang nicht zu viel sind, dann melde dich bei mir. Gruß, Rüdiger.«
    »15 Zentimeter?« Ich bin entgeistert. Das kann ja gar nicht sein! Bettina nickt. »Nein, danke«, stelle ich fest, »ich bin ja nicht lebensmüde, den kannst du gleich in den Papierkorb werfen.«
    »Ehrlich?«, fragt Bettina einigermaßen enttäuscht.
    »Ja.« Sie legt das Blatt Papier auf den Boden und beginnt, die nächste Antwort vorzulesen. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie sie das Blatt auf dem Boden unauffällig mit ihrem Fuß unter ihren Schubladenschrank schiebt. Ach, Bettina!
    Die nächste Anzeige ist von Günther, der eine gebundene Frau für gelegentliche Treffs sucht. Lass gut sein, Günther. Dann wollen mich Andreas und sein Kumpel zu einer erotischen Reise nach Spanien einladen. Vielleicht wüsste ich ja noch eine »lustige und aufgeschlossene« Freundin, die ebenfalls mitkommen möchte. Bettina blickt mich erwartungsvoll an; ich zerknülle den Brief und befördere ihn trotz ihres Protestgeschreis höchstpersönlich in den Papierkorb. Aber es folgen ja noch weitere Highlights: Hermann, 65 Jahre alt, der’s noch mal richtig wissen will; Nikolas, der dringend einen »Entsafter« sucht; Torsten, der auf ziemlich anschauliche und detailverliebte Art und Weise schildert, was er bei einem Treffen mit mir (beziehungsweise mit HotGirl – ich distanziere mich langsam, aber sicher von der ganzen Angelegenheit hier) anstellen möchte; und schließlich Lars, der mich fragt, ob ich Interesse am Kauf seines Golfs habe (5 Jahre alt, 56.000 Kilometer gelaufen). Diese Antwort finde ich bisher am interessantesten. Dann allerdings kommt ein Brief, der alle anderen in den Schatten stellt.
    »Sieh dir das hier an«, rufe ich überrascht aus und reiße der verdutzten Bettina das Blatt Papier aus der Hand. »Das gibt’s ja gar nicht!«
    »Was gibt’s nicht?«
    »Na das hier«, meine ich aufgeregt und fange an, Bettina den Text vorzulesen: »Hallo, HotGirl, ich bin ein knackiger Student, der voll und ganz deinen Vorstellungen entspricht. Wollen wir uns mal treffen? Dann ruf mich doch einfach an! Gruß, Michael.«
    »Na und?«, meint Bettina unbeeindruckt. »So einfallsreich finde ich das nicht.«
    »Nein, nein, das ist es nicht!« Ich kann es immer noch nicht glauben, das ist wirklich absolut unfassbar.
    »Was ist es dann?«, will Bettina ungeduldig wissen.
    »Die Telefonnummer von Michael, die ist es!«
    »Wieso?«
    »Weil das die Nummer von meinem Michael ist!«
    »Du meinst …?«
    Ich nicke.
    »Ja, genau. Dieser Antwortbrief hier stammt von meinem liebreizenden Ex-Freund Michael.« Ich muss kichern. »Und er hat nicht die geringste Ahnung, dass er ausgerechnet mir geschrieben hat!«
    Bettina klatscht vor Begeisterung in die Hände. »Nein, was für ein Spaß!«
    »Das

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