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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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nein.
    »Ja, das geht.«
    Kein Glück.
    »Ja, dann würde ich sagen, du holst mich ab.«
    »Wo denn?«
    Ich gebe ihm die Adresse meiner Wirkungsstätte.
    »Ach, daher dein Anzeigentext«, meint Lutz und lacht, »sehr einfallsreich.« Bettina klopft sich selbst auf die Schulter.
    »Ja«, sage ich, »da arbeite ich. Sei doch bitte um kurz vor sechs da, dann können wir gleich aufbrechen.« Wieder lacht Lutz. Habe ich etwas Anstößiges gesagt? Nein, ich finde, in das Wort »aufbrechen« kann man beim besten Willen nichts hineininterpretieren. Ganz im Gegensatz zu meinem Anzeigentext, wie mir wieder schmerzlich bewusst wird.
    »In Ordnung«, sagt Lutz, »ich werde pünktlich sein.« Das hoffe ich, sonst geht mein schöner Plan in die Hose. Hose? Nicht weiter drüber nachdenken!
    »Dann bis morgen«, will ich mich verabschieden.
    »Ja«, meint Lutz. Und dann fügt er noch etwas hinzu: »Ich freu mich auf dich!« Wünschte, ich könnte das auch behaupten. »Prima«, freut sich Bettina, als ich aufgelegt habe. »Also, weiter geht’s!«
    »Soll ich wirklich noch einen anrufen? Mir hat das hier ehrlich gesagt schon gereicht.«
    »Ich denke, du willst deinem Simon jede Menge knackige Kerle vorführen, mit einem ist es da nicht getan!« Sie hat ja recht. Und weil sie recht hat, rufe ich noch Jürgen (»Ich bin so scharf wie eine Currywurst«), Uli (»Du darfst auch mal bei mir abbeißen« – Hilfe!), Holger (»Well done reicht mir nicht, es muss schon gut durch sein«) und Georg (»Bin finanziell bestens abgesichert«) an und bestelle sie nacheinander für Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag um kurz vor sechs zu Paslewski.
    »Geschafft«, stelle ich fest, als ich endlich das letzte leidige Telefonat hinter mich gebracht habe.
    »War doch gar nicht so schlimm«, lobt Bettina. Ich glaube, sie ist von uns beiden die Einzige, die bei der ganzen Angelegenheit Spaß hat.
    »Der schlimmste Teil kommt wohl noch«, gebe ich pessimistisch zurück.
    Ich habe noch keine Ahnung, wie schlimm.
     
    ***
     
    Montagabend, zehn vor sechs, ich fühle mich wie kurz vor meiner Hinrichtung. Mit Herrn Paslewski habe ich abgesprochen, dass ich diese Woche jeden Abend ganz pünktlich gehen kann. Ich hab ihm einfach erzählt, dass ich ein Abendseminar über neue Verkaufstechniken besuche, und da war er natürlich ganz begeistert. Wenn er wüsste, dass ich gerade dabei bin, mich selbst zu verschachern, wäre er wahrscheinlich nicht so angetan.
    »’n Abend. 40 Gramm Fleischwurst, bitte.« Mir fällt ein Stein vom Herzen, Simon ist da. Ich hatte schon befürchtet, dass er sich, nachdem ich beim letzten Mal nicht gerade die Freundlichkeit in Person war, nach einem anderen Wurstlieferanten umgesehen hat.
    »Kommt sofort«, sage ich so liebenswürdig wie möglich. Dabei schiele ich unauffällig an ihm vorbei zur Eingangstür. So, Lutz, dein Auftritt, zack-zack! Aber leider kein Lutz weit und breit in Sicht. In Zeitlupe nehme ich die Wurstgabel, wische sie erst einmal gründlich und liebevoll ab. Simon mustert mich verwundert.
    »Neue Verordnung«, erläutere ich.
    »Aha.«
    Lutz, komm in die Hufe! Nachdem ich die Wurstgabel auf Hochglanz poliert habe, suche ich ein wenig in der Theke herum.
    »Da«, meint Simon schließlich und deutet auf den Stapel mit Fleischwurst.
    »Ach so, ja, richtig.« Ich kichere nervös. Ein Blick zur Tür sagt mir, dass ich noch etwas Zeit herausschinden muss. »Moment«, sage ich, »ich muss kurz ins Kühlhaus gehen und neue Fleischwurst holen.«
    »Wieso?«, fragt Simon. »Ist doch noch jede Menge da.«
    »Ja, ich meine nur frische. Die neue Verordnung …« Mit diesen Worten bin ich schon durch die Tür nach hinten. Hoffentlich haut Simon jetzt nicht ab, weil er mich für total durchgeknallt hält. Und hoffentlich taucht dieser dämliche Lutz bald auf!
    Im Kühlhaus will ich nach einer neuen Rolle Fleischwurst greifen – aber es ist keine da! Herr Paslewski steckt die Nase zur Tür herein.
    »Na, ming Deern«, sagt er, »du wolltest doch gleich schon gehen? Um den Jung’ da draußen kann ich mich auch kümmern.«
    »Nein!«, rufe ich und klinge vermutlich ziemlich panisch dabei. Das fehlte mir noch!
    »Ich mach das schon. Ich suche nur neue Fleischwurst.«
    »Keine mehr da«, meint Herr Paslewski, »morgen erst wieder.« Also wieder nach vorne.
    Simon steht noch immer wie angewachsen vor der Theke, Glück gehabt!
    »So«, sage ich und steche mit der Gabel in die Fleischwurst in der Theke.
    »Ich dachte, du wolltest

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