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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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war keine großartige Anstrengung. Zumindest früher nicht. Sie wissen ja, meistens ist man am Ende eines Abends mit einem Typen völlig erschöpft, weil man versucht herauszufinden, wo man steht, was er will, was er denkt. Dass er es sofort als Einladung versteht, wenn man beim Laufen ganz aus Versehen gegen ihn stößt. Oder … oder wenn man etwas vorschlägt, was auch nur im Entferntesten auf eine gemeinsame Zukunft hindeuten könnte, bekommt er gleich diesen Gesichtsausdruck, als ob ihm jemand gesagt hätte, dass sein Penis sich in den nächsten zwanzig Sekunden selbst zerstören wird. Aber mit Greg war das nie so.
    Mit Greg zusammen zu sein, war einfach. Angenehm. Ich wusste von Anfang an, dass ich immer auf ihn zählen könnte. Ich hatte nie das Gefühl, dass er mir etwas vorspielte, so wie die meisten Männer, die versuchen, so zu sein, wie sie gerne sein würden oder wie sie glauben, dass ich sie gerne hätte … und wirklich, das war richtig nett. Vielleicht klingt das nicht gerade nach viel, aber für mich war es der Himmel auf Erden. Greg hat mich verstanden, hat verstanden, was ich brauche.
    Wer ich gerne sein möchte.
    Ganz anders, als wenn man zum Beispiel mit jemandem wie Nick zusammen wäre, der einen immer wieder an seine Grenzen bringt. Der Dinge von mir fordert, die ich nicht einmal identifizieren kann, geschweige denn tun.
    Gefordert hat, sollte ich sagen. Vergangenheitsform.
    „Du denkst zu viel“, sagt Greg, ein Lächeln in der Stimme.
    Und er hat Recht. Das tue ich.
    Es ist nur ein Abendessen.
    „Montag nach der Arbeit?“ frage ich, und ich kann hören, wie er erleichtert ausatmet.
    Wissen Sie, wie lange es dauert, von der 116. Straße und Broadway mit der U-Bahn nach Brooklyn zu fahren?
    „So“, sagt Nonna, mit einer Stimme, die laut genug ist, um Brooklyn schneller zu erreichen als wir. „Du gehst also wirklich wieder mit diesem Greg aus?“
    Ist damit die Frage beantwortet?
    Wir stehen am Bahnsteig der 14. Straße und warten auf den L-train. Der letzte Teil der Reise. Mir ist ziemlich deutlich bewusst, dass die Luft nur so von Milliarden und Abermilliarden abgelösten Hautschuppen wimmelt. „Weißt du, du siehst einfach fantastisch darin aus“, sage ich und zupfe an den Ärmeln ihres neuen Kleides.
    „Lenk nicht ab. Warum tust du das? Warum lässt du zu, dass dir noch mal das Herz gebrochen wird, eh?“
    Ich lehne mich vor, versuche ihr direkt ins Ohr zu flüstern, ohne mich in dem Ohrring von der Größe einer Radkappe zu verfangen. „Ich lasse gar nichts zu. Außer einem Abendessen.“
    Sie verzieht empört den Mund. Eine verstümmelte Nachricht schallt durch den Bahnhof. Jahre der Übung erlauben es mir, sie zu entschlüsseln.
    „Verdammt. Die nächste Bahn kommt erst in zehn Minuten. Komm, wir setzen uns.“
    Ich schiebe sie zu einer nahe gelegenen Bank. Wir quetschen uns auf die letzten freien Plätze und drücken unsere Taschen an die Brust.
    „Sei pazza!“ murrt sie.
    Ich seufze. Ja, vermutlich bin ich verrückt. Ich weiß auch, dass sich das nicht ändert, nur weil ich nicht darüber sprechen will, und so beginne ich trotz eines Publikums von grob geschätzt eintausend Menschen ihr zu erklären, was Greg und mich verbunden hat – vielleicht noch immer verbindet –, und ich ende mit: „Bei ihm habe ich mich sicher gefühlt, Nonna. Was ist so schlimm daran?“
    „Sicher? Pah. Wenn du Sicherheit willst, kauf dir einen Bernhardiner.“ Sie blinzelt mich an. „Du solltest einen Mann wollen, der dich aufregt, der deine Säfte in Wallung bringt.“
    Ich erröte. „Keine Sorge. Greg bringt meine Säfte genug in Wallung.“
    Sie fuchtelt herum. „Ich spreche nicht davon.“ Sie beugt sich zu mir und versucht zu flüstern, was ihr nicht gelingt. „Alles mit einer Hand und einem Mund kann diese Säfte in Wallung bringen. Eines Tages werde ich dir vielleicht von mir und Graziella Zambini erzählen, kurz bevor der Krieg ausbrach.“
    Genauso wie mindestens ein Dutzend Wartende starre ich meine Großmutter ein paar Sekunden lang an, schüttle dann den Kopf und behaupte: „Ich suche nicht nach Aufregungen, okay? Aufregung erschöpft mich. Hey, was machst du?“
    Sie hat meine Tasche gepackt und wühlt darin nach dem Liebesroman. Sie zerrt ihn heraus, hebt, als sie das Titelbild sieht, eine Augenbraue und wedelt dann damit vor meinem Gesicht herum. „Du willst keine Aufregung? Warum liest du dann dieses Zeug?“
    „Um mich abzulenken, Nonna.“ Ich nehme ihr das

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