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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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lehnt sich gegen den Türrahmen und verschränkt die Arme über seinem Strickpulli. Schwarz, in schwarze Jeans gesteckt. „Hab beschlossen, ein paar Tage frei zu nehmen. Nachdem der Fall gelöst ist, weißt du?“
    „Gratuliere übrigens. Ich hab’s in der Zeitung gelesen.“
    Sein Blick lässt mich nicht los. „Danke.“
    „Ich, äh, gehe davon aus, dass es kein Problem mit dem äh … Hundefutter gab?“
    Sein Gesichtsausdruck bleibt unberührt. „Das kam nie raus.“
    Ich nicke.
    „Also“, sagt er. „Wie geht’s?“
    „Oh. Gut, um ehrlich zu sein. Ich habe einen neuen Job, einen, der mir bestimmt Spaß machen wird.“
    „Hey, das ist toll. Und was ist mit … wie heißt er noch mal?“
    „Greg?“
    „Genau. Greg. Hast du ihm einen Tritt in den Hintern gegeben?“
    Ich könnte lügen. Ich sollte es vermutlich sogar. „Nicht direkt.“
    Nick scheint nicht überrascht zu sein. Eigentlich scheint er überhaupt nichts zu sein. „Also kehrst du zu ihm zurück.“
    „Wie kommst du von ‚nicht direkt einen Tritt in den Hintern geben‘ auf ‚zu ihm zurückkehren‘?“
    Er sieht weg, schüttelt den Kopf, die Lippen zu einem müden Lächeln verzogen. Wieder so ein Männerblick, wissen Sie? Dann beugt er sich zu mir und flüstert: „Du bist aus meinem Bett gesprungen, als ob du dort Flöhe entdeckt hättest, dann sehe ich, wie der Typ dich besucht und dabei ein Gesicht macht, als ob soeben sein Hund gestorben wäre. Und dann habe ich deinen Blick gesehen. Glaub mir, man muss kein Genie sein, um eins und eins zusammenzuzählen.“
    Ich lecke mir über die Lippen und versuche, mein hämmerndes Herz zu ignorieren. Sehen Sie, genau das habe ich gemeint, diese Art, wie manche Typen einen immer in die Defensive drängen. Man kann nicht einfach mit ihnen reden, man muss sich immer rechtfertigen.
    „Wir waren fast ein Jahr zusammen, Nick.“ Ich blicke weg, betrachte meine Großmutter, wie sie durch den Raum schwebt und die beste Zeit ihres Lebens hat. Dann sehe ich Nick wieder an. „Ich muss uns eine Chance geben. Ihm eine Chance geben. So bin ich eben.“
    „Liebst du diesen Typen?“
    „Das habe ich.“
    Er zieht die Augenbrauen in die Höhe. „Du hast?“
    „Meine Güte, er hat mich sehr verletzt. Und ehrlich gesagt, bin ich mir nicht ganz sicher, was ich für ihn empfinde. Aber ich kann nicht einfach … weglaufen, verstehst du?“
    Doch nachdem diese kühlen blauen Augen meinen Blick noch ein paar Sekunden lang festgehalten haben, tut er genau das.
    Verdammt.
    Junge, Junge, diese alten Leute wissen vielleicht, wie man feiert. Zwei Stunden später ist immer noch eine Riesenstimmung, sie tanzen sich ihre knochigen kleinen Hintern ab und stopfen sich mit Essen voll, das sie vermutlich nicht essen sollten, und lachen. Unglaublich, dieses Gelächter. Natürlich gibt es gelegentlich Pausen – da erzählt jemand von einem Herzinfarkt oder etwas anderem Schlimmen –, aber die meiste Zeit über amüsieren sie sich köstlich.
    Und ich mich erstaunlicherweise auch. Ich habe selbst ein wenig getanzt – man hat nicht gelebt, bis man nicht einem Achtzigjährigen, der kaum an meine Brüste heranreicht, nicht beigebracht hat, wie man zu Big-Band-Musik tanzt. Ansonsten habe ich einfach versucht, alle Lebensformen mit Penis und jünger als vierzig zu vergessen.
    Aber schließlich haben die alten Männer mich erschöpft. Ich suche Zuflucht in Paulas Wohnzimmer, wo sie auf dem Sofa lümmelt, die Füße auf dem Couchtisch. Ihr noch Jüngster ist mit dem Kopf auf ihrem Schoß eingeschlafen. Seine Wangen sind rot, sein Mund ist gerade so weit geöffnet, dass daraus zartes Schnarchen dringen kann. Paula lächelt ernst und spielt mit ihren Locken.
    Ich schmeiße mich in den Lehnstuhl gegenüber. Sie schaut auf, ihr Lächeln wird zu einem breiten Grinsen. „Ich kann nur hoffen, dass ich in dem Alter auch noch so viel Energie habe.“
    „Irgendwie glaube ich, dass du sie haben wirst“, antworte ich, und sie lacht. Ich nehme einen Schluck von der Cola light, die ich seit einer Stunde mit mir rumtrage, und deute mit dem Kinn auf ihren Bauch. „Meinst du, das war’s dann mit eurer Kinderplanung?“
    „Ja“, sagt sie seufzend. „Höchste Zeit, dass wir das tun, was jedes fruchtbare katholische Paar tut, nämlich den Papst ignorieren. Sechs sollten genug sein.“ Sie lässt ihren Kopf gegen die Lehne sinken. „Aber die Kinder sind so aufgeregt wegen der neuen Babys. Die beiden Ältesten haben mir gestern geholfen,

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