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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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abgegriffene Buch weg und stecke es wieder in meine Tasche. „Davon abgesehen, das ist reine Fantasie. Keine Realität.“
    Sie zuckt die Achseln. „Zeig mir eine Frau, die nicht vor Liebe den Verstand verlieren will, und ich zeige dir eine tote Frau.“
    Ich spüre, wie die afroamerikanische Dame neben mir vor unterdrücktem Lachen bebt.
    Gnädigerweise kommt jetzt kreischend die U-Bahn eingefahren.
    Ich schwöre, Paula sieht doppelt so schwanger aus wie das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, und das ist doch erst ein paar Wochen her.
    Im Haus riecht es nach Tomatensauce und Knoblauch, Alkohol und Zigarren und nach Paulas Parfüm. „Es sind Zwillinge“, sagt sie lachend, als sie meinen Blick bemerkt. „Jungs. Eieiei, da werde ich wohl alle Hände voll zu tun haben, was? Oh meine Güte, du siehst schön aus wie ein Gemälde, Tante Renata. Komm her, damit ich dich umarmen kann!“
    Okay, wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass diese Frau nur eine Show abzieht, dass sie nicht wirklich so glücklich ist, wie sie erscheint, dann werde ich mich erschießen.
    „Ist deine Mutter nicht mitgekommen?“ fragt sie mich, ihre gezupften Augenbrauen zusammengekniffen.
    „Sie fühlt sich nicht gut. Was mit dem Magen oder so.“
    „Ach je, ich hoffe, es ist nichts Ernstes?“
    Ich schüttle den Kopf, obwohl es schon das zweite Mal ist, dass meine sonst nie kranke Mutter innerhalb eines Monats sich nicht wohl fühlt. Wenn es ihr nachher nicht besser geht, dann werde ich sie zum Arzt schleppen, und wenn ich sie in einen Einkaufswagen packen und hinrollen muss.
    Das ganze Haus brummt vor Stimmen und Gelächter und Frank Sinatra. Eine Karawane dunkelhaariger Kinder zieht an uns vorbei, kreischend und kichernd. Ich schiele kurz in die Küche, als Paula uns ins Familienzimmer führt, wo die Party stattfindet, und sehe dort ein halbes Dutzend laute, vollbusige Frauen, die offenbar das tun, was domestizierte Frauen eben so tun. Schnippeln und rühren und was weiß ich was noch.
    „Gut, meine Damen, jetzt seid ihr auf euch selbst gestellt“, sagt Paula, noch immer lächelnd. „Essen gibt’s im Esszimmer, stellt euch einfach selbst vor.“
    In Paulas Familienzimmer im Kolonialstil ist eine Horde italienische Gnome eingedrungen, einige der Frauen sehen aus, als stünden sie unter Drogen, doch vermutlich liegt das nur daran, dass sie stocktaub sind. Mein Großonkel Sal jedoch hat offenbar einige Wachmacher-Pillen eingeschmissen.
    „Renata!“ Sein Grinsen erinnert irgendwie an Kermit den Frosch. Allerdings mit Zähnen. Mit vielen, vielen Zähnen. Was die fünf Haarsträhnen ausgleicht, die über seine Glatze gekämmt sind. Seine Arme wirken zu lang für seinen zerbrechlichen, formlosen Körper. Wenn er keine Hosenträger hätte, würden seine rostiggrünen Polyesterhosen garantiert nicht halten. „Komm her und gib deinem Schwager einen dicken Kuss.“
    Sie torkeln aufeinander zu, die Arme weit nach vorne gestreckt, Sals weiße, praktische Lederhausschuhe schimmern im Sonnenlicht, das durch die Balkontüren scheint. Zwei Schritte, bevor sie aneinander andocken, sagt Nonna: „Wenn du mir an den Hintern fasst, verlierst du einen Zahn.“
    Sal gibt ein asthmatisches Geräusch von sich, das man als Gelächter durchgehen lassen könnte. „He … he … he. Die habe ich schon alle verloren, vor dreiunddreißig Jahren. Zu spät.“
    Sie umarmen sich vorsichtig, damit die Knochen nicht zersplittern. Aber sie bringen es fertig, dass ihre Brillengläser aneinanderstoßen. Endlich lassen sie sich behutsam wieder los und machen großes Aufheben voneinander.
    Wow. Es ist schon Jahre her, dass die beiden sich gesehen haben. Nämlich bei Paulas Hochzeit. Dass Nonna, solange ich sie kenne, nie gezeigt hat, wie sehr sie ihre alten Bekannten vermisst, finde ich komisch. Ich betrachte ihre Augen, als sie die Gäste anschaut, sehe, wie sie aufleuchten, wenn jemand ihre Hand drückt oder sie in den Arm nimmt. Und mir wird klar, wie sehr sie alle vermisst hat.
    Warum hat sie dann nie was gesagt? Nedra oder ich wären mehr als glücklich gewesen, sie immer mal wieder hierher zu bringen …
    „Paula hat hier eine ganz schön wilde Party organisiert, findest du nicht?“
    Ich wirble so schnell herum, dass ich fast hinfalle. Nick reißt den Arm nach oben und erfasst mich am Ellenbogen. In meinen Brustwarzen beginnt es sofort zu prickeln.
    Verdammt!
    Ich schaue ihn düster an. „Ich dachte, du müsstest arbeiten.“
    Er zuckt mit den Schultern,

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