Männer und der ganz normale Wahnsinn
fragenden Blick zu. Ted seufzt.
„Ihre Mutter ist im Augenblick ziemlich komisch. Hat einen neuen Freund oder so und offenbar nie Zeit für ihre Tochter. Lyssa ist jetzt in einem Alter, wo diese ganzen Fragen nach dem Motto ‚Was geschieht da gerade mit meinem Körper‘ auftauchen, außerdem beginnt sie sich für Jungs zu interessieren. Ich weiß, dass sie glaubt, dass ich keine Ahnung von Jungs und Mädchen habe.“
Ich lächle. „Und? Hast du eine Ahnung?“
„Mehr als mir lieb ist, Süße, glaub mir. Wie auch immer, zurück zu dir, nachdem Mr. Randall offenbar nach wie vor meint, dass Verleugnung eine gesunde Sache ist …“
„Du kannst mich mal“, murmelt Randall. Ted ignoriert ihn.
„Ich kann dir jobmäßig nicht helfen, das stimmt. Und der Himmel weiß, dass ich mich niemals in dein Liebesleben einmischen würde. Aber wir sollten uns über deine Wohnsituation Gedanken machen … oh, Gott!“ Er schlägt die Hand vor die Stirn. „Ich stehe ja heute derart auf der Leitung. Jerzy hat mir doch gesagt, dass Mrs. Krupceks Wohnung morgen oder am Mittwoch fertig wird. Und ich wette, er könnte es so drehen, dass du nicht einmal Kaution zahlen müsstest.“
Es ist bekannt, dass unser Verwalter für ein paar hundert Dollar Gebühr bereit ist, sich um die Vermietung der Wohnungen selbst zu kümmern. Davon hat jeder was, denn die Eigentümer können sich so eine Menge Arbeit sparen …
Erst jetzt beginnt es mir zu dämmern …
„Halt, Moment mal – was ist denn aus Mrs. Krupcek geworden?“
Ted schaut stirnrunzelnd auf. „Hast du das nicht mitbekommen? Sie ist gestorben. Vor einer Woche oder so.“
Tränen laufen aus meinen Augen. „Sie ist gestorben? Mrs. Krupcek ist gestorben?“
Das sind einfach zu viele Tote für einen Tag.
„Sie war achtundneunzig, Liebes“, erwidert Ted sanft. „Sie ist einfach eingeschlafen.“
„Achtundneunzig?“
„Ja. Und bis zum Schluss gesund wie ein Gaul.“
„Oh.“ Ich gebe ein zitterndes Seufzen von mir. Dann ist es ja nicht so schlimm. Davon abgesehen, dass ich nicht einmal zehn Worte mit dieser Frau gewechselt habe, seit ich eingezogen bin, es handelt sich also nicht im Entferntesten um einen persönlichen Verlust. Aber trotzdem. „Wer … wer hat sie gefunden?“
„Ihre Enkelin. Als sie nach ihr sehen wollte. Auf jeden Fall handelt es sich um ein Zweizimmerapartment, was ganz schön ist, und weil es nach hinten raus geht, wird es wahrscheinlich nicht mehr kosten, als du jetzt zahlst. Du solltest schnell Jerzy fragen. Am besten noch heute Abend. Okay, lasst uns essen.“
Sehen Sie? Ohne dass ich etwas dafür tun muss, werden die Dinge langsam wieder besser.
„Sagten Sie gerade dreitausend im Monat?“
„Und dabei bleibt’s auch, Sie sollten schnell zugreifen, denn ich habe bereits fünf andere Interessenten, die die Wohnung gerne haben wollen.“ Jerzy grinst und zeigt mir seinen Goldzahn. Ich habe keine Ahnung, wie alt dieser Mann ist. Vierzig? Sechzig? Schwer zu sagen bei seinem gefärbten Haar. „Aber ich gebe Ihnen eine Chance, weil ich Sie mag.“
Das ignoriere ich. Jerzy starrt alles an, was Brüste hat. Oder vernünftige Nachbildungen von solchen. Das ist nichts Persönliches.
„Warten Sie mal, damit ich das richtig verstehe: Sie wollen dreitausend Dollar im Monat für eine Wohnung, die pro Tag vermutlich fünf Minuten Sonnenlicht abbekommt?“
„Hey, wenn Sie Sonne wollen, dann ziehen Sie nach New Mexico.“
Dass heutzutage jedermann ein Witzbold sein muss.
„Zweitausend“, sage ich.
Er lacht.
Ich beiße mir auf die Lippen. Ich habe keinen Job. Ich habe keine Vorstellung ob, wann oder wo ich einen finde. Doch ich habe mir die Anzeigen durchgesehen – habe mir eine Zeitung geholt, als ich fünf verschiedene Dosen Hundefutter gekauft habe in der Hoffnung, dass Geoff wenigstens eine Sorte davon gut findet – und weiß, wie die Mieten heutzutage aussehen. Ich weiß auch, dass es jede Menge Idioten gibt, die ihre Seele für eine eigene Schlafzimmertür hergeben würden.
„Zweitausendfünfhundert.“
„Miss Petrocelli, bitte bringen Sie sich doch nicht selbst in eine so peinliche Lage. Ich bestimme die Mieten nicht. Ich gebe nur die Auskünfte weiter, die ich vom Eigentümer bekommen habe. Dreitausend, nehmen Sie’s oder lassen Sie’s. Obwohl ich für Sie, weil Sie so nett sind …“, und wieder ein goldglitzerndes Lächeln, „… meine Vermittlungsgebühr von dreihundert auf zweihundertfünfundsiebzig senken
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