Männer und der ganz normale Wahnsinn
würde.“
„Es ist sowieso zu dunkel“, antworte ich und lasse ihn stehen.
Geoff wartet schon auf mich, als ich in das Apartment zurückkomme, die Ohren hoffnungsvoll aufgestellt. Ich werfe meine Schlüssel auf die Theke und lasse mich auf das direkt daneben stehende Sofa fallen. „Ich habe sie nicht bekommen“, erkläre ich, und er legt mit einem leisen, mitleidigen Wimmern sein Kinn auf mein Knie.
Das wird ganz schön schwierig werden. Ich habe zwei Wochen Zeit, um einen Job und eine Wohnung zu finden. Und ohne Job wird es noch schwieriger, eine Wohnung an Land zu ziehen. Aber ich bin ja ein tapferes kleines Ding, wenn ich das von mir selbst sagen darf, und werde nicht kampflos aufgeben.
Also rufe ich Terrie an, weil ich sie so schnell wie möglich über die jüngsten Ereignisse informieren will. Allerdings habe ich noch gar nicht begonnen, als sie bereits loslegt: „Weißt du, zumindest ein einziges Mal wäre es nett, wenn du einen anderen fragen würdest, wie es ihm geht, bevor du dein ganzes trauriges Leben vor ihm ausbreitest.“
Dann legt sie auf.
Ich flippe fast aus, weil sie so etwas noch nie zuvor getan hat. Fast hätte ich sie noch einmal angerufen, aber mir ist klar, dass ich krisenmäßig im Moment ernsthaft überlastet und nicht in der Lage bin, einem anderen zu helfen.
Also rufe ich Shelby an, aber Mark geht ran und sagt mit ziemlich angespannter Stimme (zumindest bilde ich mir das ein, bin mir aber nicht sicher, weil eines der Kinder im Hintergrund laut brüllt), dass sie spazieren gegangen ist – abends um acht –, als ob das für Shelby das Normalste der Welt wäre. Er sagt, er werde ihr ausrichten, dass sie zurückrufen soll, und ist ganz offensichtlich nicht an meinem Problem interessiert – wobei ich noch nicht einmal die Chance hatte zu erwähnen, dass ich ein Problem habe –, und dann legt er auf.
Danach ruft Terrie wieder an, entschuldigt sich, erklärt, dass sie einen wirklich schrecklichen Tag bei der Arbeit hatte (sie ist Finanzberaterin, und sobald man in den Nachrichten hört: „Die Börse hat heute mit Einbrüchen reagiert …“, sollte man einen möglichst großen Bogen um sie machen) und noch immer total durcheinander sei wegen dem, was zwischen ihr und Shelby geschehen sei, aber wenn ich reden wolle, sei sie für mich da. Nun habe ich die Wahl zu sagen, nein, nein, schon okay, wir können ein anderes Mal sprechen, oder ich kann ihre Schuldgefühle ausnutzen.
Ich bin fürchterlich. Aber ich bin mir auch sicher, dass sie mir das irgendwann mit barer Münze zurückzahlen wird.
Ich fasse mich kurz.
„Brice wurde heute Morgen ermordet vor dem Büro aufgefunden, also habe ich keinen Job mehr, und Annie will wieder nach New York ziehen, das heißt, ich muss in zwei Wochen die Wohnung geräumt haben, außerdem glaube ich, dass Nick versucht, mich anzumachen, aber er hat eine Freundin, und außerdem will ich mich auf niemanden einlassen, jedenfalls nicht jetzt und vor allem nicht auf Nick.“
Ich schwöre, ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass dieser letzte Teil meiner Rede überhaupt in meinem Hirn lauerte, geschweige denn aus meinem Mund kommen würde. Gütiger Gott.
„Nick? Was für ein Nick?“
„Nick Wojowodski. Du erinnerst dich, der von der Hochzeit meiner Cousine Paula?“
„Der Abstellkammer-Nick?“
„Genau der.“
Nach einer langen Pause sagt Terrie: „Hat irgendwie ziemlich lange gedauert, bis er dich angerufen hat, was?“
Also kläre ich sie auf.
„Oh“, sagt sie, und dann entsteht eine weitere wirklich lange Pause. Dann sagt sie: „Weißt du, was mich wirklich fertig macht? Da sitze ich hier und denke, dass ich allen Grund habe, mich beschissen zu fühlen, aber dann rufst du an und machst diese Vorstellung komplett zunichte.“ Sie seufzt. „Jesus erbarme sich deiner, Mädchen – was könnte jetzt noch passieren?“
„Das habe ich ja ganz vergessen. Ich habe einen Hund.“
Ich höre sie lachen. Es ist aber kein freudiges Lachen. „Und wie hast du das hingekriegt?“
Ich erkläre es ihr und ende mit den Worten: „Ich bin schon immer bei braunen Augen dahingeschmolzen.“
„Aha. Und welche Farbe haben Nicks Augen?“
Fällt Ihnen auf, welches Problem auf meiner Liste sie am meisten interessiert?
„Blau.“
„Na ja, das ist ja wenigstens etwas.“
„Ja, nur leider bin ich auch schon immer bei blauen Augen dahingeschmolzen.“
Ich höre ein langgezogenes Stöhnen und dann ein kratzendes Geräusch, als ob ein Stuhl über
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