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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Hosentasche und geht ran, ohne den Rhythmus des Umrührens zu unterbrechen. Ich höre Alyssa im Wohnzimmer kichern, Geoff jault. Wenn sich sonst niemand um Geoff kümmern will, kann ich ja vielleicht Ted überreden, ihn zu nehmen. Wobei die siamesischen Katzenzwillinge – die, seit wir hier angekommen sind, auf dem obersten Regal des Glasschranks sitzen und Geoff den Tod wünschen –, das wahrscheinlich für keine besonders gute Idee halten.
    Randall spaziert in die Küche, sein Handy an sein Ohr geklebt, und seufzt wiederholt. Vermutlich spricht er mit seiner Mutter. Es geht irgendwie darum, dass sein jüngerer Bruder Davis in die Stadt zieht und er ihn aufnehmen soll, bis er eine Wohnung gefunden hat. Überflüssig zu erwähnen, dass der noch immer nicht bekennend schwule Sohn versucht, es ihr auszureden. Ich wette mit mir selbst, dass ihm das nicht gelingen wird. Er pflanzt seinen von Jeans umhüllten Hintern auf den Stuhl neben mir und zieht die Stirn in Falten.
    Ted beendet sein Gespräch und nimmt eine Keramikschüssel aus dem Schrank. „Hey, Darling, Kopf hoch. Wir kriegen das schon hin, versprochen.“
    Daraufhin muss ich lächeln, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. „Das ist echt süß, Ted. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass ich die Scherben meines Lebens nicht einmal finde, ganz zu schweigen davon, dass ich sie wieder zusammenkleben könnte …“
    Mit einem schweren Seufzen knallt Randall sein Telefon auf den Tresen. Junge, Junge, diese Nokia-Menschen scheffeln wirklich eine Menge Geld.
    „Lass mich raten“, ruft Ted und schaufelt den Inhalt des Woks in die Schüssel. „Wir bekommen nächste Woche Besuch.“
    „Ich habe versucht, es ihr auszureden“, antwortet Randall. „Wirklich.“
    Ted bringt die Schüssel zum Esstisch im Wohnzimmer. „Du bist es doch, der damit ein Problem hat. Mir macht es nichts aus, wenn dein Bruder bei uns wohnt. Aber ich habe auch kein Problem damit, schwul zu sein.“
    „Ja, weil deine Mutter tot ist.“
    Unbeeindruckt erscheint Ted wieder in der Küche und schlägt Randall freundschaftlich auf die Schulter. „Es deiner Mutter zu sagen wird sie nicht umbringen, Rand.“
    „Hast du eine Ahnung.“
    Oh, sehr gut. Wenigstens etwas Ablenkung.
    „Kommt schon“, sage ich und schnappe mir einen Pilz, den Ted irgendwie verloren hat. „Unsere Eltern zu schockieren ist doch geradezu unsere Pflicht.“ Der Pilz verschwindet in dem riesigen Loch in meinem Magen. Nach allem, was ich durchgemacht habe, sollte ich eigentlich nicht hungrig sein. Aber erzählen Sie das mal meinem Magen. „Davis war immerhin der Erste innerhalb von drei Generationen auf beiden Seiten, der sich hat scheiden lassen. Stimmt’s? Und was hast du getan? Gar nichts. So wie ich das sehe, wäre eine Aussprache schon längst fällig.“
    Randall seufzt. „Bei dir ist ernsthaft eine Schraube locker, weißt du das?“
    „Zumindest behaupte ich nicht, jemand zu sein, der ich nicht bin.“
    Ich beobachte die Blicke, die die beiden Männer sich zuwerfen, aber bevor ich mich noch einmischen kann, kommen Alyssa und Geoff in die Küche marschiert, um zu erfahren, warum das Abendessen so lange auf sich warten lässt.
    „Ich habe nur Gemüse“, sagt Ted zu dem Hund und schaut mich dann an.
    „Frag mich nicht, ich habe keine Ahnung, was er isst.“
    Ted nimmt eine Karotte und hält sie dem Hund hin. Geoff schnüffelt daran und wirft mir dann einen Blick zu.
    „Mehr gibt’s im Augenblick nicht. Später kaufen wir dir was Richtiges, okay?“
    Der Hund seufzt und nimmt geziert die Karotte entgegen. Einen Moment lang steht er nur da, die Karotte baumelt aus seinem Maul wie eine Zigarre, bevor er betrübt abzieht und sie auf den Berberteppich unter dem Couchtisch fallen lässt. Nachdem er sie eine gute Minute lang angestarrt hat, nimmt er sie schließlich mit einem langgezogenen Seufzer zwischen die Pfoten und beginnt daran zu nagen, wobei sein Gesichtsausdruck deutlich sagt: „Du hast eine Menge gutzumachen.“
    „Ich kann gar nicht glauben, dass du bald nicht mehr gegenüber wohnst“, ruft Alyssa und drückt sich an mich. Ihr Mund ist ganz verkniffen. „Das ist doof.“
    Ich lege einen Arm um ihre dünne Taille und ziehe sie an mich. „Ich weiß. Aber wir können uns ja immer noch treffen, oder? Egal, wo ich dann wohne.“
    Sie betrachtet mich nachdenklich. „Meinst du das wirklich?“
    „Aber natürlich.“
    Sie marschiert zurück ins Wohnzimmer. Ich werfe den beiden Männern einen

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