Männer und der ganz normale Wahnsinn
kurzes Sommerkleidchen über, schnappe mir eine Cherry Cola aus dem Kühlschrank und lasse mich neben dem Hund auf das Sofa plumpsen. Ich beschließe, eine Bestandsaufnahme à la Bridget Jones zu machen.
Okay. Verloren: Verlobter, einer. Job, einer.
Gewonnen: Hund, einer. Wahrscheinlich männlicher Freund, einer. Aber nur, wenn ich genug Mut aufbringe, so etwas einmal auszuprobieren, was ich bezweifle. Also sollte ich diesen Punkt vielleicht lieber von der Liste streichen.
Weiterhin da: Wohnung, eine. Mutter, eine (tiefes Seufzen). Großmutter, eine. Freundinnen, die nicht mehr miteinander sprechen, zwei. Weitere Freunde, genug. Geld auf der Bank – ich stehe auf, krame mein Scheckbuch aus der Handtasche und gehe zurück zum Sofa – genug, um vielleicht einen Monat zu überleben. Und mit dem, was ich jetzt noch von Fanning bekomme, vielleicht noch einen weiteren Monat oder etwas länger.
Alles in allem könnte es schlimmer sein …
Ich höre, wie bei den Nachbarn das Telefon klingelt. Nein, warte, das ist ja meines.
Ich begebe mich auf die Suche nach dem schnurlosen Telefon, finde es zusammen mit der Fernbedienung und drei Häagen-Dasz-Verpackungen hinter den Sofakissen. Ich kann gerade noch abnehmen, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltet.
„Ginger, hallo. Hier ist Annie Murphy!“
Oje. Das ist die Frau, von der ich die Wohnung untergemietet habe, erinnern Sie sich? In den letzten fünf Jahren hat sie mich nicht ein einziges Mal angerufen.
„Anny!“ rufe ich erfreut. „Hallo … ähm, ist mein letzter Scheck nicht angekommen?“
„Wie? Oh, doch. Deswegen rufe ich nicht an. Ich habe bereits eine Nachricht auf deinem Anrufbeantworter hinterlassen, aber nun habe ich es noch mal versucht, weil es schließlich dringend ist …“ Geoff knallt sein haariges Kinn auf meine nackten Beine. Igittigitt. Ich schiebe ihn weg und höre, wie Annie sagt: „Oh, Gott, ich tue das wirklich nicht gerne …“
6. KAPITEL
„I ch kann nicht glauben, dass sie dir nur zwei Wochen Zeit lässt.“
Ein zu großes T-Shirt mit dem Aufdruck der University of Michigan flattert um Teds dünnen Hintern, während er viel zu viele geschnippelte Karotten in den zischenden Wok schmeißt. Als ich vor etwa einer halben Stunde als völlig zerstörtes Etwas auf seiner Türschwelle stand, den Hund im Schlepptau, zog er uns beide in die Wohnung, gab mir ein Glas Wasser, tätschelte Geoffs Kopf und bestand darauf, dass wir beide zum Abendessen bleiben. „Wie stellt sie sich das vor? Ist ihr überhaupt bewusst, dass die ganzen Möbel dir gehören?“
Dieses letzte Ereignis hat mir nun wirklich den Rest gegeben. Ich bin zu schockiert, um auch nur zu seufzen, obwohl seit Annies Anruf schon einige Stunden vergangen sind. Wer hätte auch ahnen können, dass sie nach fünf Jahren an der Westküste plötzlich das Angebot bekommt, sich um die Kostüme einer Fernsehserie, die hier in New York gedreht wird, zu kümmern? Und da ihre Mutter nun schon seit längerer Zeit krank ist, hat Annie diese Möglichkeit zurückzukehren beim Schopf gepackt. Selbstverständlich möchte sie ihre Wohnung zurückhaben.
Was konnte ich schon dagegen sagen? Sie gehört jetzt mir, du bekommst sie nicht zurück? Es ist ja nicht das Gleiche, als ob man einen Ball auf einem Spielplatz gefunden oder jemandem den Freund ausgespannt hätte. Zunächst einmal gehört die Wohnung auf jeden Fall ihr, weil ihr Name im Mietvertrag steht. Und dass ich hier so lange gewohnt habe, war nur ein glücklicher Zufall. Keiner von uns hatte voraussehen können, dass aus sechs Monaten fünf Jahre werden würden, aber so war es, und nun kommt sie zurück, und ich kann auf meiner Liste der Erniedrigungen noch obdachlos zu arbeitslos und mannlos hinzufügen.
Ich fummle an meinem niedlichen kleinen Nokia-Telefon herum, das vor mir auf dem Tresen liegt. Ich muss es für den Fall bei mir haben, dass Nick anruft, wissen Sie. Wegen Brice oder dem Hund oder sonst was. Ich habe ihm doch gesagt, dass ich erreichbar bin. „Ja, sie weiß, dass die Möbel mir gehören. Sie sagt, sie besorgt sich neue, sobald sie hier ist.“
Paprika und Brokkoli folgen den geopferten Karotten. „Gott, das ist einfach mies.“ Da kann ich nicht widersprechen. Ted blickt mich über seine Schulter an. „Willst du wirklich nichts Stärkeres trinken?“
Ich schüttle den Kopf. Ich glaube, ich leide noch immer unter den Folgen meiner Champagnerorgie.
Teds Cargoshorts klingeln. Er nestelt sein Handy aus der
Weitere Kostenlose Bücher