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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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die Fotografen. Regina steht gleich neben dem CNN-Team. Sie ist eben ein Profi. Und sie kann sich durchsetzen. Stimmengewirr. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um unsere Praktikantin zu finden. Na ja. Der Platz, den sie ergattert hat, ist nicht optimal, aber es geht. Immerhin dritte Reihe. Wenn ich zwischen den Kameras von ORF und SAT 1 durchschaue, kann ich sogar den Pressekonferenztisch sehen.
    „Darf ich auch bleiben?“, fragt mich die junge Frau. Ich habe ihren Namen vergessen.
    „Klar, du musst dir eben einen Stehplatz auf der Seite suchen. Vielleicht sieht man von dort ohnehin besser. – Wie heißt du?“
    „Zen Prikopetz.“
    „Wie bitte?“
    „Z-E-N und dann Prikopetz. Ich heiße eigentlich Kreszentia. Nach meiner Großmutter. Zenzi. Ich nenne mich Zen.“
    „Wie dieser Buddhismusableger. – Ist da nicht die Großmutter besser?“
    „Nix gegen meine Großmutter, aber da bin ich anderer Meinung.“
    „Studierst du Publizistik?“
    „Nein, ich bin auf der Fachhochschule für Journalismus.“
    „Schade.“
    „Warum?“
    „Weil Nicole Moser – du weißt, wer sie ist?“ – bestimmtes Nicken – „weil sie Publizistik studiert.“
    „Ist mir zu theoretisch. Dafür ist es bei uns viel schwieriger, einen Studienplatz zu kriegen.“
    „Und wie stehst du zum Fall?“
    „Ich hab noch nie einen Vergewaltiger gesehen. Meinst du, er ist auch dabei? – Äh … Sie. ’tschuldigung.“
    „Kannst schon Du zu mir sagen. Er ist sicher nicht dabei. So etwas gibt es nur in schlechten Filmen. Er ist auch nicht in U-Haft. Sein Verlag hat eine Presseerklärung angekündigt. In einer Stunde.“
    „Die warten ab, was die Polizei sagt, oder?“
    „Schaut so aus.“
    „Kann ich mit dorthin?“
    Jetzt weiß ich, was ich vergessen habe. Zu klären, ob es doch eine Pressekonferenz gibt oder ob es sich bloß um ein schriftliches Statement handeln wird.
    Ein Mann und zwei Frauen nehmen am Pressekonferenztisch Platz. Die Polizeisprecherin kenne ich. Kompetent und aufgeschlossen, keine dieser Witzfiguren, die in schlechtem Beamtendeutsch versuchen, alles zu vertuschen. Auf dem Namensschild des Kriminalbeamten, der im Nouvel Grand Hotel war, lese ich: „Chefinspektor Hermann Salcher“. Die zweite Frau kenne ich nicht, bei ihr handelt es sich offenbar um die zuständige Staatsanwältin. Kameras leuchten auf, Blitzlichtgewitter. Hätte irgendein unbekannter Hotelgast versucht, eine junge Frau zu vergewaltigen, das Interesse wäre wohl deutlich geringer. Ein paar Lokalreporter, vielleicht ein Kamerateam.
    Was folgt, ist das Übliche: Man werde in alle Richtungen und ohne Ansehen der Person ermitteln, man müsse die Spuren erst auswerten.
    „Thomas Pauer wurde auf freiem Fuß angezeigt. Er hat sich verpflichtet, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.“ Chefinspektor Salcher sieht ins Publikum. „Ich mache jetzt etwas, das bei uns nicht üblich ist, aber es ist mir ein Anliegen: Ich bitte Sie, weder ihn noch vor allem das mutmaßliche Opfer zu verfolgen. Es wird Ihnen klar sein, dass sich die junge Frau in einer Ausnahmesituation befindet. Sie werden von ihr auch nichts Zweckdienliches erfahren können, das nicht schon bekannt ist. Sollte es doch welche geben, die ihr nachstellen, und sollten dabei rechtliche Grenzen überschritten werden, gehen wir dagegen mit aller Entschiedenheit vor. Es ist kein Kavaliersdelikt, einen Menschen zu jagen.“
    Die Pressesprecherin nickt. „Ich bitte nun um Fragen!“
    Stimmengewirr, nichts zu verstehen. Die Polizeisprecherin deutet auf eine Fernsehreporterin in der ersten Reihe.
    „Warum wurde Thomas Pauer nicht in Untersuchungshaft genommen?“, fragt sie.
    Die Pressesprecherin sieht die Staatsanwältin an. Die räuspert sich und antwortet: „Untersuchungshaft darf nur verhängt werden, wenn dafür einer der wenigen taxativ aufgezählten Gründe vorliegt. Wir können davon ausgehen, dass weder Fluchtgefahr noch Verdunkelungsgefahr besteht. Und Wiederholungsgefahr wohl auch nicht.“
    „Was macht Sie da sicher?“, schreit eine Frau von weit hinten nach vorne.
    „Ein klassischer Sexunhold ist er wohl nicht!“ Die Staatsanwältin nestelt an ihrer modischen Brille. Ob sie schon Kontakt mit der umtriebigen Verlegerin von Alpha Books hatte? Ob ihr sonst jemand nahegelegt hat, den Shootingstar der Buchszene nicht allzu hart anzugreifen? Und: Was bitte ist ein klassischer Sexunhold? Typ Quasimodo mit Schaum vor dem Mund? Oder gibt’s solche nicht auch mit Anzug und Krawatte und

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