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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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nicht ausreichend gewürdigt und anerkannt wird, ist mir auf die Nerven gegangen. Gekränkt war ich, das schon. Aber wer ist das nicht, wenn man gegen eine ausgetauscht wird, die zwanzig Jahre jünger ist?“
    Ich sehe auf die Uhr. Ich muss schauen, dass ich die Polizei-Pressekonferenz nicht verpasse.
    Die Apothekerin sieht mich erschrocken an. „Ich weiß auch nicht, warum ich Ihnen plötzlich mein gesamtes Vorleben erzähle. Tut mir leid, das wollten Sie so ausführlich wohl gar nicht wissen. Ich bin durcheinander, das wird es sein. Zuerst dieses Buch und jetzt diese Vorwürfe … Vielleicht hab ich ihn doch nie ausreichend unterstützt?“
    „Vielleicht wir Frauen fragen uns immer, ob wir sind schuld?“, entgegnet Vesna.
    „Ich freue mich sehr, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Und ich hab das Gefühl, ich kenne ihn jetzt doch um einiges besser“, sage ich.
    Sie sieht nachdenklich auf ihre Rosen. „Und ich habe das Gefühl, dass ich ihn vielleicht nie gekannt habe.“
    „Gibt es irgendetwas, das ich schreiben kann? Ich versuche einfach, mir ein umfassendes Bild zu machen. Ich will auch zu ihm fair sein.“
    „Das finde ich gut. Wenn er versucht hat, eine Frau zu vergewaltigen, dann werde ich ihn nicht in Schutz nehmen. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich mir sicher bin, dass er so etwas nie tun würde. Das kann man nie sein. Aber was Sie vielleicht schreiben könnten, ist, dass ich mich wundere. Dass es nicht zu dem Mann passt, den ich gekannt habe. Und dass er sexuell nie besonders aktiv war. Er war viel mehr daran interessiert, endlich als Journalist Anerkennung zu bekommen.“
    Ich schreibe mit und nicke. „Ich schicke Ihnen die Passage, bevor sie veröffentlicht wird.“
    „Ja. Danke. Ist in diesem Fall ganz gut. – Was nicht heißt, dass ich Ihnen misstraue. Ich lese die meisten Ihrer Reportagen mit großem Vergnügen.“
    Jetzt werde ich doch glatt ein wenig rot. Mit Lob kann ich nicht so gut umgehen. Vielleicht auch eine Frauenkrankheit? Na ja, man sollte wohl nicht alles durch diese Brille betrachten.

[ 6. ]
    Vesna hat sich in der U-Bahn von mir verabschiedet. Es gibt ja immerhin auch noch ihr Reinigungsunternehmen, um das sie sich kümmern muss. Wir waren uns einig. Die Apothekerin hat versucht, die Wahrheit zu sagen. Aber natürlich fragt sich, wie objektiv sie ihren Exmann sehen kann. Und will. Jedenfalls spannend, dass Sex für ihn früher kein besonders wichtiges Thema gewesen sein dürfte.
    „Hatte eben mit Karrieremachen genug zu tun. Ich sage dir, da es gibt viele Typen, die reden über Sex, gehört eben dazu, aber haben keine Zeit und auch nicht Lust. Aber über Vergewaltigung sagt das nichts, gerade solche knallen durch“, hat Vesna beim Aussteigen festgestellt. Ich winke ihr nach.
    Telefonsignal. Ich telefoniere ungern in der U-Bahn.
    „Wo bist du eigentlich?“
    Erst jetzt sehe ich aufs Display. Mein Chefredakteur. Oje. Ich wollte mich mit ihm um zwei in der Redaktion treffen. Da kann ich noch so viel herausfinden, wenn dann jemand anderer die Reportage macht … „Ich bin in zehn Minuten da. Ich hab ein Interview mit der ersten Frau von Pauer. Lebt in Wien.“
    „Wow. Weißt du was? Ich komm runter zum Türken an der Ecke. Mir knurrt der Magen.“
    „Geht mir auch so.“
    Eine halbe Stunde später ist klar, dass ich den „Fall Pauer“, wie sie ihn jetzt bei uns nennen, behalten darf. – Vorausgesetzt, ich mache keine Hetzkampagne gegen ihn und beleuchte alle Seiten. Habe ich vor. Aber ich habe auch nicht vor, einen Möchtegern-Vergewaltiger zu schonen. Zu meinem großen Bedauern muss ich Klaus die letzten Börek unserer Vorspeisenplatte lassen. Es ist höchste Zeit, zur Polizei-Pressekonferenz zu rennen. Regina ist schon dort und ich habe eine Praktikantin beauftragt, mir einen Platz zu besetzen. Aber ich möchte doch selbst hören, was die Ermittler sagen.
    Der Pressekonferenzsaal der Landespolizeidirektion ist so überfüllt, dass ich es beinahe nicht schaffe, nach vorne zu kommen. Anders als bei dem Gedränge vor der Lesung von Pauer im Museumsquartier lässt man mich aber durch, als ich sage, dass für mich schon ein Platz reserviert sei. Die vordersten zwei Reihen sind voll mit Kameraleuten und den dazugehörenden Reportern. Fünfzehn, zwanzig Fernsehteams zähle ich. Das hier ist ein international interessanter Skandal: „Der neue Super-Mann als Vergewaltiger?“ CNN, RAI, BBC, natürlich so gut wie alle deutschen Sender. Daneben, dazwischen, dahinter

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