Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
auch noch erzählt, dass sie ihn fast vergewaltigt hätte …“
Stirnrunzeln bei Seifried. „Das ist alles andere als komisch. Es geht um die Ehre eines unbescholtenen Mannes, der noch dazu in der Öffentlichkeit steht. – Er hat die Frau aus dem Zimmer gedrängt, sie ist davongelaufen. Den Rest kennen Sie wahrscheinlich. Ich kann nur so viel hinzufügen, dass wir den Ermittlungen der Behörden gelassen gegenüberstehen und sie in jeder Beziehung unterstützen. Immerhin geht es auch um den Ruf unseres Verlags.“
Erste Fragen, Zwischenrufe, wo sie denn gewesen sei, warum Pauer nicht jemanden aus dem Hotel verständigt habe, ob er die Studentin nicht durch sein Buch herausgefordert hätte.
Farah Seifried hebt die Hand. „Für einige Fragen wird nachher Zeit sein. – Thomas?“ Sie wirft ihm einen festen Blick zu.
Thomas Pauer räuspert sich. „Ich würde nie und unter keinen Umständen eine Frau nötigen. Was gestern geschehen ist, war gegen mein Buch gerichtet. Ich soll mundtot gemacht werden, weil ich geschrieben habe, was vielen nicht passt: dass Männer längst diskriminiert werden. Es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder selbstbewusst als Männer fühlen.“ Pause. Seifried sieht ihn auffordernd an. Offenbar soll er noch etwas sagen. Er ist irritiert, hat wohl den Faden verloren.
„Seine Frau Carina, die völlig außenstehend und unschuldig in diese wüsten Vorwürfe mit hineingezogen wurde, möchte auch noch Stellung nehmen“, fährt Farah Seifried, jetzt doch etwa aus dem Konzept gebracht, fort.
Die junge Frau räuspert sich. Schlank, brünette lange Haare, die im Nacken zusammengebunden sind, feines Gesicht. Dezentes dunkelblaues Kostüm. Ganz junge Ehefrau und Mutter. „Ich …“, das kommt sehr zaghaft. Sie holt tief Luft. „Ich vertraue meinem Mann voll und ganz. Ich weiß, dass er so etwas nie tun würde. Niemals! Ich stehe hinter ihm.“ Sie reckt das Kinn nach vorne und erntet ein anerkennendes Nicken der Verlagschefin. Die redet rasch weiter:
„Dr. Lothar Gürtler ist Anwalt. Ich habe ihn hinzu gebeten, um eventuelle juristische Fragen zu klären. Ich wiederhole, was ich schon gestern gesagt habe: ‚Alpha‘ wird und muss zum eigenen Schutz alle klagen, die unwahre Gerüchte über den Verlag oder unseren Autor Thomas Pauer und seine Familie verbreiten. Es wird keine Ausnahme geben. Auch nicht für Medien.“
„Was soll das sein?“, ruft ein Kollege vom Fernsehen. „Ein Maulkorb?“
„Nicht im Geringsten. Die Aufforderung, keine Unwahrheiten zu verbreiten.“
„Thomas Pauer ist eine Person öffentlichen Interesses. Wir haben die Aufgabe, zu berichten.“
„Und ich habe die Aufgabe, meinen Autor vor falschen Anschuldigungen zu schützen.“
„Warum lassen Sie eigentlich die ganze Zeit Ihre Verlagschefin reden?“, rufe ich dazwischen. „Wenn ich Ihr Buch richtig verstanden habe, sollen sich Männer doch endlich wieder selbst behaupten!“
Gelächter im Raum. Seine Frau sieht mich entsetzt an. Ich geniere mich ein bisschen.
„Weil …“, setzt Farah Seifried an.
„Weil“, fällt ihr Thomas Pauer ins Wort, „sie das viel besser und mit mehr Distanz als ich zusammenfassen kann. Ein Mann zu sein, bedeutet nicht, von nichts getroffen und bewegt zu werden.“
Geraune. War leider eine verdammt gute Antwort.
„Wenn wir jetzt schon bei der Auseinandersetzung um ‚Sei ein MANN!‘ angelangt sind, dann möchte ich noch etwas anfügen“, fährt die Verlagschefin fort. „Wir haben ohne große Probleme herausfinden können, dass Nicole Moser Kontakte zur militanten feministischen Szene hat. Ich möchte sie ihrerseits nicht beschuldigen, aber sollte das wirklich ein Zufall sein? Selbstverständlich hatte Herr Pauer aus diesem Eck mit Kritik an seinem Buch zu rechnen. Dass sie allerdings so brutal ausfallen würde, darauf waren wir nicht gefasst.“
„Sie werfen Frau Moser indirekt vor, den Vergewaltigungsversuch inszeniert zu haben?“, fragt eine deutsche Journalistin.
Farah Seifried scheint sie zu kennen. Sie sieht sie unfreundlich an. „Drehen Sie mir nicht das Wort im Mund um, Frau Gehmeier. Ich beschuldige niemanden. Ich stelle bloß fest. Die Dame hatte engen Kontakt zur feministischen Szene.“
„Damit bringen Sie alle, die gegen das Buch sind, unter Generalverdacht, ist Ihnen das bewusst?“, fährt die Journalistin fort.
„Das ist selbstverständlich nicht meine Absicht. Wir stellen uns jeder Kritik. Solange sie sachlich ist.“
„Ich hätte noch eine
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