Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
geschieden. Ich kommentiere nicht, was er macht.“
„Sie wissen, dass er gestern Abend versucht haben soll, eine junge Frau zu vergewaltigen?“
Jetzt ist sie es, die mich anstarrt. „Und Sie sind sicher nicht auf Drogen?“
„Ich bin Journalistin. – Und ich würde gern mit Ihnen sprechen. Ich schreibe natürlich nur, womit Sie einverstanden sind.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie senkt den Kopf, scheint nachzudenken. „Kommen Sie mit!“, sagt sie dann.
„Können Sie so einfach weg von hier?“
„Das geht schon, mir gehört die Hälfte des Ladens.“
„Ich hab eine Freundin mit“, ich deute auf Vesna. Die scheint gerade zu zahlen.
„Auch schon egal.“ Franziska Pauer zeigt mir, wie ich um die Verkaufstheke herumkomme, führt mich dann durchs Lager in einen kleinen Büroraum. Er wird dominiert von einem großartigen Bild: graue Striche wie Flügel, dazwischen Rot. Ein trotz allem aufstrebender Vogel, zerzaust, aber mutig.
„Unser silberner Engel, ich habe ihn von einem Kunden bekommen. Ein ziemlich bekannter Maler übrigens, ich sollte das Bild gar nicht ungesichert hier haben und dann noch darüber reden.“
Vesna steht inzwischen neben mir. „Hat aber nichts mit Exmann zu tun, oder?“
Franziska Pauer schüttelt den Kopf. „Ich hab überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun. Wir sind seit fünf Jahren geschieden. Keine Unterhaltsansprüche, keine Kinder, keine Berührungspunkte mehr. Nur neunzehn Jahre gemeinsame Vergangenheit.“
„Er hatte wohl Affären …“, werfe ich vorsichtig ein.
„Was haben Sie damit gemeint, er hätte versucht, eine Frau zu vergewaltigen? – Das alles ist jetzt natürlich kein offizielles Interview.“
Ich nicke und erzähle die Geschichte, so gut ich kann. Auch, dass wir ihn zufällig in einer Bar getroffen haben und seine Verlegerin versucht, ihn als Frauenhelden zu verkaufen. Trotz Neufamilie in Korneuburg.
Die Apothekerin schüttelt den Kopf, sieht uns dann an. „Jetzt habe ich ganz vergessen, Ihnen einen Platz anzubieten.“ Sie zieht einen dritten Stuhl zu den beiden, die bei einem runden Tischchen stehen. Auf dem Tisch eine Vase mit orangefarbenen Rosen.
Ich deute auf die Blumen. „Ein Anlass?“
Sie lächelt. „Nein, ich mag Blumen. Ich schaue immer, dass welche da sind. Vielleicht ein Gegengewicht zu den vielen Krankheiten und Wehwehchen, die mich sonst umgeben. – Ich weiß, dass man so etwas nie sagen sollte, aber es passt nicht zu ihm. Das mit der Vergewaltigung.“
„Sie haben Buch gelesen?“, will Vesna wissen.
Die Apothekerin nickt. „Natürlich war ich neugierig. Und natürlich wollte ich auch wissen, ob etwas über unser früheres Leben drinsteht. Direkt oder indirekt.“
„Und?“ Das sagen Vesna und ich gleichzeitig.
„Direkt auf keinen Fall. Indirekt … Ich habe mich gefragt, wie sich unsere Ehe auf sein Frauen- und Männerbild ausgewirkt hat. Aber ich bin ratlos. Er war nie ein besonderer Macho, auch nicht das, was man unter einem ‚harten Typ‘ versteht. Ich hab mein Studium gemacht, dann meinen Job, bin mit ihm nach Berlin, als er sich dort bessere Aufträge als Journalist erwartet hat. Ich bin sicher kein Heimchen, aber auch keine Frau, die sich ständig mit der sogenannten Frauenbefreiung beschäftigt. Vielleicht hab ich nie begriffen, wie er ist.“
„Vielleicht er hat sich verändert“, wirft Vesna ein.
„Ja, das hat er sogar sicher.“
„Haben Sie zufällig gelesen, was er in der heutigen Ausgabe von ‚Mega‘ sagt?“, will ich wissen.
Sie schüttelt den Kopf. „Ich habe mir vorgenommen, das alles nicht zu genau zu verfolgen. Hat eben, wie gesagt, nichts mehr mit meinem Leben zu tun.“
„Er hat da so Sprüche losgelassen wie: ‚Saftstau ist Kraftstau‘ und dass gewisse Frauen einfach guten Sex bräuchten, dann wären sie nicht so frustriert – wobei er sich um einiges deftiger ausgedrückt hat.“
Sie hört gar nicht auf mit dem Kopfschütteln. „Das kann nur Teil des Marketings fürs Buch sein, so war er nie. Ich würde sagen … er war nie besonders aktiv, wenn es um Sex ging. Schon damals nicht, als er jünger war.“
„Und wenn sich das mit neuer Frau geändert hat?“, fragt Vesna.
Ich sehe sie warnend an. Wir sollten die Apothekerin nicht verärgern. Abgesehen davon will ich sie auch nicht kränken. Es muss nicht lustig sein, wenn der Ex ein Buch über die ach so notwendige Männerbefreiung schreibt, Macho-Sexthesen inklusive.
Sie lacht. „Hab ich mich auch schon
Weitere Kostenlose Bücher