Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
gefragt, wie viel das Buch mit seiner jetzigen Frau zu tun hat. Wenn es etwas mit ihr zu tun hat, dann war sie es, die ihn endlich erfolgreich gemacht hat. Und wohlhabend. – Aber ich weiß es nicht. Er war Sportmoderator, als er sie kennengelernt hat. Sie hat in einem Reisebüro gejobbt, hat irgendeine Ausbildung zur Tourismusmanagerin gemacht. Er wollte eine Reise buchen. Na ja. Wie es eben so geht. Sie war damals einundzwanzig und für sie war ein Mann aus dem Fernsehen, auch wenn es nur ein kleiner Privatsender war, wohl etwas Besonderes. Ich war damals zweiundvierzig.“
„Er hat öfter schon Freundinnen gehabt?“, fragt Vesna.
„Nein, ich glaube nicht. Ich weiß, dass es die Ehefrau angeblich immer als Letzte erfährt, ich weiß auch, dass er gut aussieht, ich hab mich ja auch einmal in ihn verliebt. Aber er war in Richtung Frauen nicht besonders interessiert. Es hat ihn viel mehr gekümmert, endlich einen guten Job beim Fernsehen, bei einem der großen Sender zu bekommen. Endlich als Journalist Erfolg zu haben. – Wissen Sie, wie viele sogenannte Journalisten in Berlin rumrennen? Viele können von ihrem Job nicht einmal leben. Als er dann wenigstens die Sportnachrichten moderieren durfte, hat er zum ersten Mal so viel verdient, dass er sich selbst erhalten konnte. Mehr war’s allerdings auch nicht.“
„Sie haben ihn unterstützt?“
„Ich hab es nicht so gesehen. Wir haben jung geheiratet. Wir haben eben zusammengehört. Und als angestellte Apothekerin verdienst du zwar nicht üppig, aber auch nicht schlecht.“ Sie schlichtet die Rosen neu, zuckt zurück. Blutstropfen auf ihrem Daumen. Sie lacht. „Jetzt müsste ich wohl für hundert Jahre in Tiefschlaf sinken und dann kommt mein Prinz und küsst mich wach und wir feiern Hochzeit … Ich hab mich immer gefragt, was Kindern da erzählt wird. Und warum alles immer mit der Hochzeit aufhört.“
Ich lächle Franziska Pauer an. „Ich mich auch. Spannend werden die Geschichten danach.“
„Mein Exmann hat sich für ein ganz anderes Buch entschieden. – Bevor Sie mich fragen, wie ich zum Inhalt stehe: Es ist absurd, dass er ‚die Männer‘ pauschal als benachteiligt hinstellt. Aber das würde ich niemals öffentlich sagen. Wahr ist, dass er sich immer wieder benachteiligt gefühlt hat. Weil er nicht begriffen hat, dass auch Frauen einen Auftrag oder einen Job kriegen können, um den er sich beworben hat. Er ist schon mit der männlichen Konkurrenz schlecht zurechtgekommen, und mit der weiblichen dann gar nicht. – Das Kapitel mit dem Sex … das wundert mich einfach. Und das mit der Vergewaltigung noch viel mehr.“ Sie seufzt. „Aber natürlich kann ich nicht wissen, wie er sich verändert hat.“
„Wann Sie hatten zum letzten Mal Kontakt?“, fragt Vesna.
„Weihnachten. Wir haben vereinbart, dass wir zumindest einmal im Jahr voneinander hören lassen. Diesmal war es nicht mehr als eine lange E-Mail. Er hat mir erzählt, dass er dran ist, einen Bestseller herauszubringen. Aber so etwas hat er seit zwanzig Jahren behauptet. – Wenigstens war es eine rasche und einvernehmliche Scheidung. Keinerlei gegenseitige Ansprüche.“
„Was jetzt ist schade“, fügt Vesna trocken hinzu.
„Tja, wenn kein Geld da ist, tut man sich leichter mit der Großzügigkeit, das ist schon wahr. Ich hätte auch nie vermutet, dass er zu Geld kommt. Ich hatte eher den Verdacht, dass ich einmal für ihn zahlen muss. Ob es sein kann, dass ich ihm zu wenig zugetraut habe? – Wir haben uns hier in Wien scheiden lassen, wir waren ja beide österreichische Staatsbürger. Zufällig bin ich damals beim ‚Silbernen Engel‘ vorbeigekommen, hab hereingeschaut und die Besitzerin hat mir erzählt, dass sie ganz dringend eine Teilhaberin sucht – übrigens auch eine Scheidungsgeschichte. Ich bin mehr oder weniger gleich in Wien geblieben. Etwas Abstand war gut. Und ich wollte der Neuen ja doch nicht dauernd über den Weg laufen. – Was sagt sie eigentlich zu den Vergewaltigungsvorwürfen?“
„Keine Ahnung, das Ganze ist ja erst gestern Abend passiert.“
„Schon verrückt, dass ich nicht einmal wusste, dass die Mutter seiner Frau eine Villa bei Korneuburg hat. Und dass sie zumindest teilweise da leben. – So geht es: Man hat viele Jahre miteinander verbracht und dann … Aber das passt schon. Ich muss zugeben, ich war nicht todtraurig, als das mit unserer Scheidung passiert ist. Wir hatten nur mehr so nebeneinanderher gelebt. Und sein ewiges Geraunze, dass er
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