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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Bilderbuchkarriere?
    Einige lachen trotzdem. Die Pressesprecherin schaut eher unglücklich drein. Kein Wunder. Außerdem eignet sich der Sager hervorragend für einen Titel. Mit Pech wird „klassischer“ und „wohl“ auch noch weggelassen: „Ein Sexunhold ist er nicht!“
    „Hat man das Aufnahmegerät von Nicole Moser sichergestellt?“, rufe ich nach vorne. Viele Blicke in meine Richtung. Vielleicht hätte ich mir das aufheben sollen. Davon wissen nur die, die ganz am Anfang an diesem Abend dabei waren. Aber: Ich will in erster Linie, dass es nicht verschwindet. Wobei mir der Ermittler nicht so wirkt, als würde er aus Begeisterung für den Bestsellerautor und seinen Verlag schlampig arbeiten.
    Chefinspektor Salcher sieht mich an. „Ja. Hat man. Es wird noch ausgewertet. Erwarten Sie sich allerdings nichts Großes. Es ist ausgeschaltet worden. Noch bevor es zu den tätlichen Auseinandersetzungen gekommen ist.“
    Pauer muss es abgedreht haben, bevor er über die Studentin hergefallen ist. Er ist kein Idiot. – Oder doch? Wer macht sich schon über ein junges Mädchen her, wo er doch, wie seine Verlegerin sagt, jede haben kann? – Weil es ihn reizt, wenn er eine nicht sofort haben kann? Weil er seine eigenen Thesen bis zum Exzess lebt? Männer sollten endlich wieder aktiv werden, Frauen warten darauf … – Und wie passt das mit dem zusammen, was uns seine erste Frau erzählt hat?
    „Wurde Pauer schon vernommen?“, die Frage kommt von einem deutschen Reporter.
    „Ja“, sagt Salcher.
    „Hat er gestanden?“
    „Nein.“
    „Könnten Sie das konkretisieren?“
    „Konkreter geht es doch nicht.“
    Der Ermittler hat einen gewissen Witz. Gefällt mir.
    „Er streitet also alles ab. Wie erklärt er die Kratzer in seinem und im Gesicht von Nicole? Es sollen auch Möbel zu Bruch gegangen sein, sie ist halbnackt geflüchtet. Was sagt er dazu?“
    „Etwas, auf das ich momentan aus ermittlungstechnischen Gründen nicht eingehen kann.“
    Es folgen viele Detailfragen über Beweismittel, über persönliche Einschätzungen, die allgemein und professionell nichtssagend beantwortet werden. Ich versuche über mein Smartphone herauszufinden, wie das mit dem Statement von Alpha Books ist. Aber ich scheitere. Ich kriege keine ordentliche Internetverbindung zustande. Ich sollte nicht immer alles allein machen wollen. Ich hätte jemanden aus der Redaktion bitten können, sich um das, was der Verlag sagen will, zu kümmern. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich mir selbst ein Bild machen muss. Es passt so vieles nicht zusammen. Und eine der Schlüsselfiguren, da bin ich mir ganz sicher, ist die Verlegerin Farah Seifried. Farah. Was für ein eigenartiger Name. Hat man sie nach Farah Diba, der letzten persischen Kaiserin, genannt? Was für einen Anspruch erzeugt so ein Name?
    Noch immer Frage- und Antwortspiele rund um Details, die eigentlich keinen interessieren oder ohnehin klar sind. Ich stehe auf, arbeite mich zu unserer Praktikantin durch und flüstere ihr ins Ohr, dass sie alles möglichst gut verfolgen solle. Sie nickt eifrig und deutet auf ihr Aufnahmegerät. Auch einige meiner Kollegen sind aufgestanden und wollen raus.
    Anruf bei unserer Sekretärin. Ja, sie sehe sofort nach. Ja, das Pressegespräch gäbe es. Und zwar gar nicht weit entfernt. Sie nennt mir den Namen eines Hotels.
    „Wer ist dabei?“
    „Es steht bloß Farah Seifried ‚und andere‘.“
    Zu Fuß bin ich schneller als mit der Straßenbahn, es sind nicht einmal zwei Stationen. Etwas Ausdauer habe ich ja noch, auch wenn ich schon zu lange nicht mehr laufen war. Man sollte ein neues Wort erfinden. „Business-Jogging“. Ich habe das Gefühl, ich betreibe diese Sportart seit gestern fast ununterbrochen.
    Alpha Books hat den großen Hotelsaal gemietet. Nicht ohne Grund. Hier drängen sich mindestens ebenso viele Journalisten wie bei der Polizei-Pressekonferenz. Ich atme laut aus. Gerade noch geschafft. Ich kenne die schlanke Dunkelhaarige von „Alpha“, die aus der Öffentlichkeitsabteilung. Sie telefoniert hektisch. Ich flüstere ihr trotzdem zu, dass ich einen Platz brauche.
    Sie sieht mich zweifelnd an.
    „Sie wollen, dass ich ordentlich berichte, oder?“ Manchmal muss man eben mies sein. Ich habe kein besonders schlechtes Gewissen dabei. Ihre Chefin arbeitet auch mit allen möglichen Tricks.
    Sie deutet auf einen Stuhl in der zweiten Reihe, auf dem ein „Reserviert“-Schild liegt. Ich will gar nicht wissen, für wen das gedacht war.

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