Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
betrügst?
C: Anders als im Straßenverkehr springt man in der Ehe zur Seite,wenn nichts mehr vorangeht. Musst du doch wissen. Du hast doch damit angefangen.
Th: Ist das so wichtig, wer der oder die Erste war? Fühlen Sie sich wohler als Imitatorin Ihres Mannes?
P: Sehr gut! Das fand ich jetzt sehr gut! Wie beschissen ist das denn, mir alles nachmachen zu wollen?!
C: Alles nicht, mein Lieber. Zum Baumarkt kannst du Samstagvormittag nach wie vor alleine gehen.
P: Was dagegen, dass ich unser gemeinsames Haus instand halte?
C: Wenn’s das nur wäre. Aber dir ist der Zustand deines blöden Rasens wichtiger als der Zustand unserer blöden Ehe.
P: Weil der Rasen sich leichter behandeln lässt.
C: Wenn man nur einen Hammer hat, sehen die meisten Probleme wie ein Nagel aus.
P: Und du?
C: Ich weiß genau, was ich will.
P: Nur nicht mit wem!
Th: Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie beide in Ihrer Beziehung weiterkommen wollen.
P: Kein Ergebnis ist ja auch eins, wie wir aus der Politik wissen.
Th: Damit müssen SIE leben.
C: Und Sie mit unserem Geld.
P: Unserem? Wer zahlt denn das hier? Sie sehen, diese Frau lügt, wenn sie den Mund aufmacht. Wäre sie Pinocchio, ihre Nase böte sich als Zwischenstation auf dem Vogelflug der Mehlschwalben von Schweden nach Kamerun an.
»So spricht doch kein Mensch spontan! Das ist zurechtgelegt und wird an der richtigen Stelle ausgepackt.« Nicht genau zu wissen, was abläuft, scheint Jenny wütend zu machen.
»Was willst du tun, außer dein Honorar zu kassieren?«
»Ich will mir vor allem nicht als Mülldeponie vorkommen. Die
beiden laden einfach ihren Restabfall bei mir ab und das Recycle
bare krieg ich nicht in die Hände. Die glauben, sich unter Zeugen anzuschreien wäre schon die Therapie.«
»Ist das nicht Teil deines Jobprofils? Müllhalde?«
»Nein.«
DAS FENSTER DES MOMOS
Die Wahrheit ist eine Braut ohne Aussteuer.
Francis Bacon
Hella und Thomas ließen keinen besonderen Leidensdruck erkennen, als sie in Jennys Praxis auftauchten.
»Nach elf Ehejahren ist irgendwie die Luft raus«, beschrieb Hella die Situation. Sie saßen da wie Autofahrer, die ihren Wagen in Inspektion geben wollen und extra darauf hinweisen, man möge auch den Reifendruck checken. Kurzer Boxenstopp beim Psycho, dann sollte es Vollgas weitergehen. Und das Problem?
»Hella ist krankhaft misstrauisch«, erklärte Thomas, »ihr Misstrauen frisst sich langsam, aber stetig wie eine Säure durch unsere Beziehung.«
»Wenn Sie einen Mann hätten, der ständig lügt«, so Hella, »würden Sie da nicht auch misstrauisch?«
»Ich stelle hier die Fragen.« Jenny hatte schnell herausgefunden: Das ist der Patiententyp, der zur Ordnung gerufen werden wollte.
»Und dass er das Lügen auch noch bestreitet, ist die frechste seiner Lügen!« Hella verlagerte ihr Sitzgewicht auf die Stuhlkante, Thomas schlug die Beine übereinander und stützte seinen Kopf in die gespreizten ersten drei Finger seiner linken Hand. Da ist ja doch noch etwas Leben drin, dachte Jenny nach dem Studium der Körpersprache.
»Wenn Ihr Mann jetzt zugäbe, dass er lügt, würden Sie ihm das abnehmen?«
»Na klar«, sagte Hella, »aber das tut er ja nicht!«
»Aber er würde dann Ihrem Verständnis nach die Wahrheit sagen?«
»Sicher. Endlich.«
»Also nicht mehr lügen?«
»Nicht mehr lügen.«
»Er müsste also zugeben, dass er lügt, damit er in Ihren Augen die Wahrheit sagt?«
»Richtig.«
»Und sind Sie sich sicher, dass dieses Eingeständnis auch wahr wäre und er nicht lügt, indem er sich als Lügner bezeichnet, was dann ja bedeuten könnte, er hätte womöglich auch bis zum Zeitpunkt seines Eingeständnisses nicht gelogen?«
Hella blickte verwirrt.
»Bingo«, sagte Thomas.
Zum nächsten gemeinsamen Termin erschien Hella wohlpräpariert, als wolle sie bei der Kripo die eine entscheidende Aussage machen. Sie habe Thomas seit der letzten Sitzung genau beobachtet – nun entfaltete sie einen Zettel, den sie aus ihrer Handtasche holte – und folgende untrügliche Zeichen an ihm festgestellt:
»Zeichen wofür?«, wollte Thomas wissen.
»Zeichen dafür, dass du lügst, natürlich. Lügner entlarven sich nämlich in ihrem Verhalten. Stimmt doch, oder?«
Da Jenny nicht reagierte, verlas Hella ihr selbstverfasstes Leporello über Thomas’ verräterisches Verhalten.
»Er dreht wie ein argumentierender Italiener beim Reden die Handflächen nach außen, obwohl er gar kein argumentierender Italiener ist. Wäre
Weitere Kostenlose Bücher