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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Minuten Zeit, erläuterte Jenny, das Papier sei abgezählt, jeder Einfall, jede Version sollte aufbewahrt, nichts weggeworfen werden. Damit ließ sie sie allein.
    »Athene, Poseidon und Hephaistos stritten miteinander, wer von ihnen das vorzüglichste Werk hervorbringen könnte. Um den Handel zu entscheiden, machte Poseidon den Stier; Athene erfand das Modell eines Hauses; und Hephaistos bildete den Menschen. Wie sie mit ihrer Arbeit zu Momos kamen, den sie zum Schiedsrichter ihres Streites erwählt hatten, fand er, nach genommenem Augenschein, an jedem etwas auszusetzen. Seine Einwendung gegen den Stier und das Haus gehört nicht hierher; aber den Hephaistos tadelte er, dass eran der Brust seines Menschen keine Fenster angebracht habe, durch welche man in den Sitz seiner Gedanken und Gesinnungen hineinsehen und sich also immer überzeugen könnte, ob das, was er sage, Verstellung oder seine wahre Meinung sei. Momos gestand durch diesen Tadel, dass er nicht scharfsichtig genug sei, um dem Menschen anzusehen, wie es in seinem Inwendigen stehe.«
    Jenny hatte mir diese Stelle aus dem ›Hermotimos‹-Dialog des alten griechischen Spötters Lukian zu lesen gegeben, als sie auf eine Zigarette hochkam, um die beiden da unten ungestört phantasieren zu lassen.
    »Das ist es«, sagte sie, »worauf sie alle hinauswollen mit ihrem Misstrauen: ein Fenster in die Brust des anderen schlagen, damit man sehen kann, wie’s da drinnen aussieht. Das Misstrauen ist die Säge, mit der das Fenster ausgeschnitten wird, und meine Zunft hält man für eine Art Fensterleder, das einen unverschmutzten Blick ermöglichen soll. Momos’ Fenster ist der Traum aller Beziehungsterroristen.«
    »Und Misstrauen nährt sich vom Lügenverdacht.«
    »Im Grunde ist alles ein Machtspiel. Kriege werden mit Lügen begonnen, Beziehungskonflikte auch.«
    »Nur weil ich viel lüge«, wandte ich ein, »bin ich noch kein Meister darin. Aber ich weiß, dass gerade zum Zerstreuen von Misstrauen viel gelogen wird.«
    »Klar. Aber bei den beiden ist es genau umgekehrt. Er gesteht Lügen und lässt dadurch Hellas Misstrauenswaffe schmelzen wie Woody Allens Seifenrevolver, mit dem er bei Regen aus dem Knast ausbrechen wollte. Und jetzt ist Hella echt am Kochen. Womit kann sie nun Momos’ Fenster aus Thomas’ Brust schneiden?«
    »Können sie sich rund um die Uhr kontrollieren?«
    »Eigentlich nicht. Er hat zwei Lokale gepachtet. Eine Weinstube im Zentrum und ein Ausflugslokal am Stadtrand. Sie ist Veterinärin an der Uni-Klinik.«
    »Kinder?«
    »Einen 12-jährigen Sohn, den sie in die Ehe mitgebracht hat. Geht auf ein Internat.«
    »Und der Vater des Sohnes hat sie verlassen, weshalb Hella jetzt allen Männern misstraut.«
    »Du solltest nicht Klischees beschwören.«
    »Klischees sind Klischees, weil sie einen stabilen Kern von Wahrheit in sich tragen.«
    »Okay. Ich mag sie trotzdem nicht. Sie nehmen mir die Spannung aus meinem Job.«
    Diesmal nicht. Als Jenny wieder nach unten ging, sammelte sie die vollgeschriebenen Seiten und auch die zerknüllten Notizen von Hella und Thomas ein, schickte die beiden mit der Bitte nachhause, sie möchten sich nicht über ihre jeweiligen Fortschreibungen des Werbespots austauschen. Dann begann sie die Papiere zu studieren.
    Hella hatte so gut wie kein Schmierpapier produziert. Sie musste nur nach ein paar Sätzen den Anfang korrigieren, weil ihr offensichtlich dann erst eingefallen war, dass sie ja Thomas’ Version schreiben sollte.

    Er: Lass mich ausreden. Ja, ich hatte eine Panne. Vor mir. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern war mit ihrem Wagen in den Straßengraben gerutscht.
    Diese Fortsetzung hatte sie verworfen, denn aus Thomas’ Perspektive, die sie ja einnehmen sollte, hätte der Kerl, so glaubte sie offensichtlich, sich nicht noch weiter in ein Lügengestrüppverstrickt. Thomas würde den Mann als Sieger vom Platz gehen lassen wollen. Also:

    Der verspätete Mann streicht sich über die geschlagene Backe, lächelt seine liebe Frau an und sagt: »Nein, natürlich nicht mit einem Mercedes. Komm.«
    Er führt sie vors Haus. Da steht in der Auffahrt ein Mercedes der C-Klasse und daran gekoppelt ein großer Anhänger mit einer komplett aufgeblasenen Hüpfburg. Der Mann deutet darauf. »Die Burg flog mir mehrmals davon, wenn ich zu schnell fuhr«, sagt er, »aber der Mann, der sie mir verkauft hatte, meinte, die Luft rauszulassen und die Burg zuhause wieder aufzublasen, würde Stunden dauern. Das wollte ich Sohnemann

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