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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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so als wüsste es, dass man nicht seinetwegen, sondern wegen der Konversation zusammengekommen war.
    »Wisst ihr eigentlich, wie Antal, als er sich noch Antoine nannte, mit Nachnamen hieß?«
    »Nein, wie?«, log Florian. Er wollte Saskia den Gag lassen. »Saskia, ich bitte dich.« Anselm schien das peinlich zu sein. »Wieso denn, Antal? Der junge Mann hier schreibt, dermuss doch so was hören, so was kann man gar nicht erfinden. Perrier. Er nannte sich Perrier! Und wisst ihr warum?«
    »Nein«, log Florian erneut.
    »Damit die Damen, die er umgarnte, auch bei der Wasseraufnahme an ihn dachten. Er hat sich nach einem Mineralwasser benannt! Ein Heiratsschwindler, ich bitte euch! Als wären seine Objekte der Begierde alles Abstinenzlerinnen gewesen! Warum hast du dich nicht Antoine Roederer oder Antoine ›Dom-Dom‹ Perignon gerufen …«
    »… oder Veuve Cliquot«, lachte Florian. »Antoine Heidsieck! Rudy Martin!«
    Saskia lachte wieder ihr Lachen, dem auch Anselm nicht widerstehen konnte.
    »Gordon, Gino Gordon!«
    »Henri Hennessy!«
    »Ramazotti! Du hättest dir ein Beispiel an Eros Ramazotti nehmen können.«
    »War ja schon vergeben. Und dann ein Magenbitter, ich bitte dich!«
    »Balthasar Bacardi!«
    »Apollo Aperol!«
    »Serge Smirnoff!«
    »Gustavo Grappa!«
    »Sir Chivas Regal!«
    Sie warfen sich die Namen hin und her, als hätten sie das alles schon intus, und auch Anselm machte nun begeistert mit. Der Raum vibrierte vom Gelächter, als plötzlich alle auf mich starrten.
    »Und Sie, mein junger Freund? Fällt dem Schreiber gar nichts ein?«, fragte Saskia, ihr Lachen unterbrechend. Pause. Ich war gelähmt. Wie bei einer Komödienpremiere: Wenn der erste Gag floppt, kannst du nachhause gehen. Herrgott, gib mir jetzt einen Kracher oder tu den Boden auf!
    »Bommerlunder. Bogumil Bommerlunder.«
    Was dann folgte, nennt man am Broadway »Bringing down the House«. Ich war durch.
  5
    »Ich hab ihr die Illusion gelassen, dass ich ein schlechter Schluchtenlutzer war.«
    »Ein was?«
    Selbst jetzt, da ich mir im
Grand Caffè
die alten Bänder anhöre, amüsiert mich dieser Begriff noch immer.
    »Wirst ihn nicht kennen, den Ausdruck. In bestimmten Bezirken Wiens sagt man lutzen zu dem, was in Restösterreich pudern heißt. Der Puderer ist also dort der Lutzer und wenn du das Durchschnittsalter meiner Beute anschaust, kannst dir selber vorstellen, was mit Schluchten gemeint ist.«
    »Elegant klingt das nicht.«
    »Die Gegend war’s auch nicht. – Geh, lösch’ das bitte, das muss sie nicht hören. Die Saskia wird den Ausdruck nicht mögen.«
    »Nichts wird gelöscht. So ist unser Deal. Ich spule heute Abend drüberweg, versprochen.« Damals, als ich mit Anselm das Interview führte, war die Abmachung, dass wir die Bänder, die wir hier im
Grand Caffè
aufnahmen, abends im Beisein von Saskia abhörten. Darauf hatte Anselm bestanden. Und Saskia wohl auch. Wir saßen dann meistens nach der Rückkehr aus Beaulieu bei Sonnenuntergang auf der Terrasse von
Le Minotaure
, tranken Sancerre und Saskia hörte sich gespannt an, was Anselm mir tagsüber in das alte Uher-Gerät diktiert hatte. Während sie lauschte, gingen ihre Augen rege hin und her, warf sie Anselm Blicke der Bewunderung und manchmalauch des Unverständnisses zu. Bei diesem Abhören, so schien es mir, kommunizierten die beiden auf stummer Ebene intensiver miteinander, als sie es auch mit den tiefsinnigsten Dialogen erreicht hätten. Mir wurde rasch klar, dass sie ihre Liebe und gegenseitige Faszination über die Bande spielten und ich mit der Befragung Anselms die Bande gab.
    Trotzdem war es, wie man heute sagen würde, eine Winwin-Situation. Seit ich Orson Welles’ Film ›F wie Fälschung‹ gesehen hatte, eine turbulente »Dokumentation« über den Kunstfälscher Elmyr de Hory und über Clifford Irving, der in den frühen 70ern eine Howard-Hughes-Biographie fingierte, war ich von Fälschern fasziniert, hatte ich mir Orson Welles’ Erkenntnis zu eigen gemacht:
    »Auch wir professionellen Lügner hoffen der Wahrheit zu dienen. Tut mir leid, aber das pompöse Wort dafür heißt Kunst.«
    Nun war ich einem virtuosen Schluchtenlutzer begegnet, der sich als nicht minder virtuoser Falsifikator entpuppte. Ein Schwindler, der in Wahrheit ein Fälscher ist! Florian hatte recht. Da steckte eine Geschichte drin. Nach der ersten Einladung in die Villa
Le Minotaure
hatte ich beschlossen, sie festzuhalten und dem möglichen Vergessen zu entreißen. Anselm zu den

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