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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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einem türkischen Diplomaten bis zum Psychoanalytiker Lacan, haben es hinter Vorhängen, in Holzkästen mit davorgespannten Stillleben oder in Banktresoren versteckt, was den Mythos des Gemäldes natürlich noch anreicherte. Erst jetzt wagt man, es im Musée d’Orsay in Paris auszustellen, hinter einer Gardine allerdings, die man zurückziehen muss. So ein Skandalgemälde hat natürlich viele Liebhaber. Ein idealer Markt für Fälscher.
    Ich bekomme also aus dem Libanon den Auftrag, male das Bild und werde während der Arbeit derart erregt, dass ich, gleichzeitig als Heiratsschwindler unterwegs, grandios versagt habe.«
    »Impotent?«
    »Im Gegenteil, mein Lieber! Das ist ja das große Missverständnis: In unserem Gewerbe geht es nicht um Sex. Gegen die schwarzen Schwänze in Kenia können wir doch nicht an. Wir ködern mit anderem. Und deshalb ist es hochgefährlich, wenn du mit deiner prospektiven Beute zu früh schläfst. Sie denkt dann, es geht um Sex, wo es in Wahrheit um Lebensversicherungen, Grundbucheinträge, Depotvollmachten et cetera geht. Genau das ist damals mit Sonja passiert. Ich lag mit ihr viel zu früh im Bett, das Geschäft war kaputt. Der verdammte Courbet hatte mich einfach zu spitz gemacht. Es ist übrigens an jenem Abend passiert, an dem wir uns im Casino kennengelernt haben, vielmehr am Spätnachmittag.
L’amour l’après midi
, du kennst die Franzosen: alles zu seiner Zeit, aber nix zur richtigen. Seitdem jedenfalls lasse ich den Courbet malen.«
    »Du lässt ihn malen, weil du an diesem Abend auch auf Saskia getroffen bist.«
    »Das, mein Lieber, ist jetzt Küchenpsychologie, und zwar untere Schublade.«
    »Das hat Saskia mir so erzählt.«
    »Willst du wissen, wie es wirklich war?«
    »Zumindest deine Version. Ich bastle mir dann die Wahrheit zusammen.«
    »Die Wahrheit, ah geh! Die Wahrheit ist eh nur eine Variante der Lüge und zwar die bei weitem langweiligste. Ja, ich hab den Courbet noch einmal gemalt, und nur weil die Saskia es so wollte. Sie hat mir am Anfang nicht geglaubt, dass ich Fälscher bin. Deshalb hat sie mich in ein Hotelzimmer eingesperrt mitnix als Leinwand, Staffelei, Pinsel, Farben und Palette und nach vier Stunden hat sie nachgeschaut.«
    »Und dir recht gegeben.«
    »A Watschn hat sie mir gegeben. Und insofern recht.«
    »Weil du den Courbet gemalt hast?«
    »Weil ich den Courbet aus dem Gedächtnis gemalt habe.«
    »Und wieso in einem Hotelzimmer? Warst du da noch nicht auf Cap Ferrat?«
    »Na, damals lebte der Lichte doch noch.«
  4
    Lichte! Professor Dr. h. c. Hellmuth Lichte. Seinen Erfindungen und Tüfteleien verdankte die Welt im Wesentlichen das Faxgerät. Doch da das telexverwöhnte Europa in der kopiegetreuen Übermittlung von Buchstaben und Zeichen auf telefonischem Weg keinen rechten Sinn sah, verkaufte Lichte einen Großteil seiner Patente für so viel Geld nach Japan, dass er sich nach Südfrankreich zurückziehen und den Rest seines Lebens als Kunstmäzen genießen konnte.
    Mein Freund Florian, der nicht weit von ihm in Èze-sur-Mer eine Villa bewohnte, war mit Lichte befreundet gewesen, weshalb er selbstverständlich zu dessen Beerdigung ging. Lichte war in jener Woche gestorben, in der ich Florian besuchte. Mein Niven-Projekt hatte sich zerschlagen. Vor der daraus drohenden Depression floh ich zu Florian und seinem Luxus, den er sich dank lukrativer Tricksereien in der Filmabschreibungsbranche leisten konnte. Am Tag nach meiner Ankunft nahm Florian mich mit auf die Beerdigung Lichtes, dessen Name mir damals nichts sagte. »Über den könntest du wasschreiben«, sagte Florian. »Gäbe eine nette Komödie über europäische Schnarchnasen in der Kommunikationsbranche, die nichts von Hellmuths Tüfteleien wissen wollten und sich jetzt deswegen von den Japsen durch überteuerte Lizenzen für ihre Faxgeräte ausnehmen lassen müssen.«
    »Ist nicht so ganz mein Genre.«
    »Dann schau dir Lichtes Witwe an. Wenn dir zu der nichts einfällt, solltest du den Beruf wechseln.«
    »Bin eh kurz davor.«
    Ich ging also mit zur Beerdigung. Sie war, angesichts dieses offensichtlichen Erfindertitans, der da zu Grabe getragen wurde, von erstaunlicher und ergreifender Schlichtheit. Wenige, aber aufrichtig Trauernde, die offensichtlich alle aus der Nachbarschaft stammten, keine Prominenz, deshalb auch keine Fotografen. Sichtlich gebremst versah der Pfarrer seine Arbeit. Danach warfen die Trauergäste mit einem kleinen Schäufelchen von einem aufgeschütteten Haufen

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