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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nach dem Babuschka-Prinzip eine Existenz in der anderen verbarg, hatte ich ja schon geahnt. Dass der wahre Anselm aber ausgerechnet ein Versicherungsmanager war, überrascht mich dann doch. Trotzdem schüttle ich den Kopf. »Nichts!« Ich will meine Neugierde nicht mit der ihren teilen. Sie soll weiter Pétanque spielen, obwohl die Alten sie offensichtlich gerne los wären. Sie spielt zu gut.
    Was sagt der eigenhändig zusammengestellte Nachlass über einen Menschen? Hatte Anselm in der Versicherung solchePlastikbehälter für die Ablage? Die Papiere, die sich darin befinden, sind äußerst sorgfältig zusammengelegt und nach einer von Anselm ersonnenen Dramaturgie gestapelt. Ganz oben liegt ein Briefkuvert mit der Aufschrift: »Vor dem Öfnen (sic!) bitte Dokumentsammlung 1 studiren (sic!).« Das habe ich getan, das war das Dienstzeugnis mit all den anderen Beweisstücken. Nun kann ich den Brief lesen. Er ist in einer Handschrift abgefasst, der man ansieht, dass sie nicht häufig zum Einsatz kam.
    Du wirst sehen, dass Schrift nicht zu meinen Stärken zält, mit ein Grund weshalb ich mich auf die Kunst stürzte, verzei mir also meine Ortografi. (Im
Grand Caffè
kein Problem, denke ich.)
    Angesichts des Nichts oder der Ewichkeit bedeuten Lüge und Warheit wenig. Ihre Gegensätze werden lächerlich. Ich will trozdem die Warheit nicht mit ins Grab nehmen, schon allein deshalb weil ich nicht begraben werden will (dazu speter). Aber sie soll auch nicht die Runde machen, sie ist for your eyes only. Wahrscheinlich bist du sowieso der einzige, der sich dafür interesiert.
    Ungarn habe ich bis zu meinem 40. Lebensjahr nie betreten, beim Aufstand bin ich also auch nicht geflohen, Lyon kenne ich nur von der gleichnamigen Wurst und die Witwen, die ich beglükt habe (2 ½ an der Zahl) wohnten alle in Favoriten und hatten kein Geld. Was ich dir auf das Band gesprochen habe ist ales Lüge, aber auf die bin ich stolzer als auf jede Warheit.
    Ich war nie ein Heiratsschwindler sondern ein Heiratsschwindler-Schwindler, habe das nur während meines Somerurlaubs gemacht, vermutlich weil mein Ego es brauchte. Ich war prädestinirt dafür, weil ich absolut gefühlskalt war.
    Bis ich Saskia begegnet bin. Davor hatte ich geglaubt, das die Liebe nur den Zugangscod zum Sex buchstabirt. Saskia hatmir einen neuen Kosmos eröfnet, einen Kosmos aus dem ich nie wieder vertrieben werden wolte. Für einen Versicherungsmann hätte Saskia sich aber nie interesirt, also erfand ich den Fälscher und kündigte in Wien. Ein Heiratsschwindler-Schwindler mit Schreibschwäche mus sich als Fälscher ausgeben, um die wahre Liebe seines Lebens an sich zu binden! Jetzt weist Du, warum mir der Satz von Woody Allen so gefalen hat. Meine Tragödie ist durch die Zeit mit Saskia zu einer Komödie geworden. Wir haben Walzer getanzt auf dem Dach eines Lügenpalastes.
    Die Fälschertriks habe ich bei meiner Versicherungstätigkeit gelernt, aber selber nie gemalt. Das mit dem Courbet im Hotelzimer war das perfekte Fälschen eines Fälschers. Eine Kopie von ›L’origine du Monde‹ befand sich wegen eines Versicherungsfalles in unserer Wiener Asservatenkamer. Ich habe sie an mich gebracht und unter meinem Hemd ins Hotelzimer geschmugelt.
    »Nein, Madame, bitte verstehen Sie uns!« Ich werde aus der Lektüre gerissen, die mich schwindlig gemacht hat. Die Alten drüben auf dem Platz wollen nicht mehr mit Véronique spielen und das schon nach nur zwei Aufnahmen. Als ich zu ihnen blicke, verstehe ich weshalb. Die pingelige Véronique kniet vor zwei strittigen Kugeln und misst deren Distanz zum Schweinchen mit einer
tirette
, einem zusammenlegbaren Meterstab mit herausziehbarer Zunge, ein Verfahren, das bei den Alten verpönt ist. Also gehe ich rüber, zwinkere den Alten zu und lade Véronique zu einem
Tête-à-tête-Spiel
– 1 gegen 1 – auf einer anderen Bahn ein, worauf mir die dankbaren Alten einen Satz Kugeln leihen. Véronique tut so, als habe sie absichtlich gebeckmessert, um mit mir ins Gespräch zu kommen. Meine Intervention verfolgt den gleichen Zweck.
    »Haben Sie Neues entdeckt, Monsieur? – Merde!« Ihre Kugel rollte ein kleines Gefälle neben dem Schweinchen hinab.
    »Sie sollten nicht so neugierig sein, Véronique. An … der Verstorbene hat mir ausdrücklich nicht erlaubt …«
    »… dem Personal die Wahrheit zu sagen, ja?« Véronique wird zornig, was auch daran liegen kann, dass ich meine Kugel direkt neben das Schweinchen platziert habe. »Die Wahrheit,

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