Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

bei The English Scent nachlesen kann (siehe Bezugsquellen).
     
    Die Düfte sind mitunter sehr kreativ und auf jeden Fall künstlerischer als alle bisher genannten. Sie sind sehr schwer zu beschreiben, daher ist es vielleicht das beste, einmal bei http://www.penhaligons.co.uk/ die Bestandteile anzusehen, die für jeden Duft nach Kopf-, Herz- und Basisnote aufgeschlüsselt sind. Man bekommt die meisten der Linien nicht nur als Aftershave oder Aftershave Balm, sondern auch als Rasiercreme und in einigen Fällen auch als Seife. Während Truefitt & Hill Duftkompositionen hat, die trotz ihrer Komplexität die Natürlichkeit der Duftrichtungen in den Mittelpunkt stellt, wird es bei Penhaligon deutlich parfümiger.
     
    Besonders hervorheben will ich einmal Opus 1870 , die sich wegen der wärmend wirkenden Bestandteile besonders für die kälteren Monate eignet: Schwarzer Pfeffer, Rose, Zedernholz und Moschus. Sie hat etwas Rauchiges, und der Duft hält für eine Rasiercreme ungewöhnlich lange an. Ihr Hauptnachteil besteht darin, dass sie viel weniger ergiebig ist als fast alle anderen Cremes.
     
Castle Forbes  
     
    Irgendwo im schottischen   Aberdeenshire gibt es das Schloss Castle Forbes, das der Familiensitz der alten schottischen Familie Forbes ist. Obwohl es sehr alt aussieht, wurde das Schloss erst 1815 gebaut und dient heute als ein luxuriöses Mini-Hotel, in dem derjenige übernachten kann, der gern angelt, Golf spielt und schottischen Regen zu genießen weiß. Seit einigen Jahre, nämlich seit 1996, gibt sich die Hausherrin der Passion hin, in einer winzigen Manufaktur schöne Düfte herzustellen. Im Prinzip ist das nichts anderes als wenn ein kleines Seifengeschäft in Berlin seine eigenen Seifen und Düfte kreiert, außer vielleicht, dass die Familie Forbes ein altes Familienwappen hat, das sich gut auf den Verpackungen macht.
     
    Auf jeden Fall haben die entstehenden Rasiercremes von Castle Forbes einen ganz entscheidenden Unterschied zu den meisten anderen Rasiercremes: Sie werden wirklich in Handarbeit in winzigen Mengen hergestellt, und es kommen ausschließlich natürliche Duftöle zum Einsatz, keinerlei abschwächenden synthetischen Riechstoffe. Daher sind die Düfte wirklich natürlich und nicht nur so, wie wir uns inzwischen anerzogen haben, Natürlichkeit zu riechen. Das hat zur Konsequenz, dass fast jeder beim erstmaligen Riechen an den Döschen einen kleinen Schock bekommt, denn das Limettenöl in der Lime Rasiercreme riecht geradezu beängstigend intensiv und fast ein wenig "falsch", obwohl es das Original ist. Die Duftrichtung Sandel- und Zedernholz ist so heftig, dass man sie auch als schlichtweg zu viel des Guten empfinden kann. So ist das mit den natürlichen Dingen: Wir sind ihnen schon so entfremdet, dass wir mitunter das Künstliche für natürlicher halten. Vielleicht ist es aber auch andersherum und wir haben das Künstliche erfunden, weil uns das Natürliche zu grob war.
     
    Diesen philosophischen Betrachtungen zum Trotz ist Castle Forbes eine geniale Rasiercreme. Nicht nur wegen der einzigartig intensiven Düfte, sondern auch weil sie um eine Stufe cremiger ist als alle anderen beschriebenen Cremes. Wegen der Übersättigung mit Stearin hat sie schon in der Dose einen silbrigen Glanz, der vielen anderen Cremes fehlt und der eine unglaublich sanfte Rasur mit intensiver und angenehmer Pflegewirkung ermöglicht. Der Schaum entsteht wie von selbst und bildet eine sagenhaft stabile Schutzschicht auf der Haut.
     
    Natürlich schaffen es diese Cremes, preislich noch etwas darauf zu satteln und kosten allen Ernstes 40 Euro pro 200 ml, also fast doppelt so viel wie die ohnehin schon noblen Cremes (allerdings sind dies die mit Abstand ergiebigsten der erwähnten Rasiercremes, was den Preis etwas relativiert). Auch das ist der Preis für echte Natürlichkeit und ein kleiner Hinweis darauf, weshalb Synthetik in Kosmetikprodukten so verbreitet ist. Viele Menschen bedauern es, dass wir uns mit Massenprodukten umgeben – und schrecken im Ernstfall vor dem hohen Preis für die Alternative zurück.
     
Mühle  
     
    Vom erzgebirgischen Pinselhersteller Mühle gibt es mehrere Rasiercremes für ca. 15 Euro pro 100 Gramm in Kunststoffdosen oder Metalltuben mit Tubenschlüssel, die dem altehrwürdigen Design der britischen Dosen durchaus etwas traditionell Deutsches entgegenzusetzen haben. Außerdem hat die 75-Gramm-Tube Eichenmoos-Rasiercreme eine gute Reisegröße.
     
    Wie bei den Engländern auch,