Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
überzeugt sind, eine mit Blademaster behandelte Klinge halte länger, dann habe ich auch eine Antwort: Wenn man sich genau darauf konzentriert herauszufinden, ob eine Klinge noch scharf ist oder nicht, dann kommt man oft zum Schluss, dass man es ruhig noch einmal probieren kann. Ich hatte diesen Effekt oft bei meinen Vergleichstests von Klingen. Mit dem Erfolg, dass man teilweise eine Klinge ohne Weiteres doppelt so lange verwendet wie im normalen Betrieb.
Nichtsdestotrotz gibt es ganz klar einen positiven Effekt des Blademasters: Die Klinge wird bzw. bleibt sanfter. Das spricht stark für die Theorie mit der Selbstregeneration der Schneiden und gegen das Aufrichten der Schneide, an die der Blademaster-Hersteller glaubt. Insofern basiert der Blademaster offenbar auf einer falschen Theorie, funktioniert aber trotzdem. Dafür spricht auch, dass zum Beispiel die Rotbart im Blademaster viel schlechter zu erkennen ist als die Personna oder Wilkinson. Denn die Rotbart hat die Eigenschaft, über extrem lange Zeit praktisch keine Scharten zu bekommen. Da kann auch der Blademaster nicht mehr viel verbessern.
Das klingt alles recht gut, aber wie erwähnt, gibt es vier Studentengruppen, die sich ebenfalls mit der Wirksamkeit des Blademasters beschäftigt haben, und zwar mit einem Schwerpunkt auf Systemrasierer. Der Hersteller des Blademasters hat uns dafür sogar einige Exemplare kostenlos zur Verfügung gestellt (an dieser Stelle noch einmal Danke dafür!)
Alle studentischen Gruppen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sie keine Wirkung des Blademasters nachweisen können. Die einfachste Anordnung war die, die auch die Stiftung Warentest verwendet hatte: Vier Probanden wurden gefragt, wann eine Klinge stumpf war, und dabei unterschieden sich die Zeiten nicht zwischen den magnetisch behandelten und nicht behandelten Klingen.
Eine andere Gruppe ging weiter und untersuchte die Klingen sogar unter einem Rasterelektronenmikroskop. Ergebnis: Die Bilder auf der Homepage des Blademaster-Herstellers haben überhaupt keine Aussagekraft, denn die Klingen weisen an einigen Stellen sehr starke Ausbrüche auf, an anderen sind sie dagegen noch weitgehend glatt. Daher kann man sich einfach den Bereich der Klingen aussuchen, den man zeigen will. Besser wäre gewesen, die Zahl der Ausbrüche zu zählen, aber das ist der Studentengruppe leider nicht gelungen (denn das ist viel schwieriger als man zunächst annehmen sollte).
Dafür zeigte sich in allen Blindtests der Studentengruppen, dass sie keine nennenswerten Unterschiede nachweisen konnten. Anders gesagt, die Probanden merken nicht, ob eine Klinge auf dem Blademaster lag oder nicht. Eine der Gruppen hat auch untersucht, was passiert, wenn man statt des Blademaster einen normalen Magneten verwendet. Es passiert etwas Unerwartetes: Da die Gruppe einen sehr starken Magneten verwendet hat, konnte sie einen sehr deutlichen Unterschied bemerken. Leider nicht in der gewünschten Weise, sondern die Lamellen des Systemkopfes haben sich verbogen und der Proband musste den Versuch vorzeitig beenden, weil er den Unterschied zum unbehandelten Kopf mit hundertprozentiger Sicherheit bemerkte: an der Gesichtshälfte, auf der die Pflaster sind.
Woran diese unterschiedlichen Ergebnisse liegen, ist mir noch nicht klar, aber es könnte daran liegen, dass bei Systemrasierern die Klingen nicht senkrecht zum Magnetfeld stehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ein normaler Proband weniger sensibel auf nuancenhafte Unterschiede im Rasierverhalten achtet als ich, der ich inzwischen gelernt habe, Unterschiede zwischen Klingen und Rasierern aufzuspüren. Auch eine Anfrage beim Hersteller hat dazu bisher keine Klarheit gebracht, sodass wir hier wohl noch weiterforschen müssen.
Soviel zum Blademaster. Wenn du es nicht glaubst, dann mache den Test einfach selbst – die Anleitung ist ja jetzt da.
Klinge wenden
Eine andere Voodoo-Technik besteht darin, eine benutzte Klinge nach einiger Zeit so zu wenden, dass die ehemals nach oben zeigende Seite nun nach unten zeigt. Praktisch jeder, der das das erste Mal hört, ist sicher, dass das reiner Aberglaube sein muss.
Bei genauerem Nachdenken ist es dagegen sehr wahrscheinlich, dass es einen Effekt gibt. Denn die Rasierklinge wird im Gegensatz zu fast allen anderen Messern mit einem Anstellwinkel von 30% eingesetzt, also zu erheblichem Teil schabend, was die Klinge seitlich belastet. Bei einer Breite der Schneide
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