Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
verständlicherweise das Gegenteil behaupten (der Straßenstaub, oh je). Zur Reinigung genügt eine Handvoll Wasser. Und es ist wichtig, dass man mit Cremes jeder Art nicht die Fettproduktion der Haut immer weiter zurückfährt und sich damit immer mehr Cremebedarf einhandelt. Aber in in Maßen angewandt ist die abendliche Feuchtigkeitscreme eine tolle Sache, besonders in Umstellungsphasen.
Scharfe Techniken
Sie scheren ihre Bärte, und es sprossen nach dem Scheren nur abscheuliche Stoppeln. (Mitglied einer arabischen Gesandtschaft über die Bartmode der Franken im Jahr 973)
Im Gegensatz zu einem Buch ist eine Rasur dann optimal, wenn sie nur an der Oberfläche kratzt. Wie das geht, erläutert dieses Kapitel mit möglichst viel Tiefgang. Wenn du dich schon seit Jahren nass rasierst, dann könnte dir der Einstieg etwas langatmig erscheinen, aber lies ihn bitte trotzdem, denn die meisten von uns haben das Rasieren als Autodidakten gelernt und uns dadurch manchmal ungünstige Gewohnheiten angeeignet, die man an dieser Stelle gut ablegen kann.
Wenn du gerade einen Systemwechsel vollführst, also zum Beispiel von Bart auf glatt, von trocken auf nass oder von Systemrasierer auf Hobel, dann ist dieses Kapitel ohnehin ein Muss. Auf weitere Besonderheiten des Rasierhobels (also des klassischen Klingenrasierers) geht das Hobel-Kapitel ab Seite 104 ein, setzt aber den Inhalt dieses Kapitels voraus. Und noch etwas: Bei vielen Tipps in diesem Kapitel beziehe ich mich direkt auf den Rasierhobel, weil man dort eine viel präzisere Technik haben muss. Denn wie beim Fahrtraining im Auto gilt auch hier: wer die Sondersituationen richtig beherrscht und auch unter schwierigen Bedingungen kontrolliert fahren kann, ist in Alltagssituationen und im Opel Kombi ebenfalls sicherer.
Eingesetztes Material
Beim Übergang vom routinierten Selbstrasierer zum Aficionado sammelt sich in aller Regel in kurzer Zeit ein großes Arsenal an allerlei Bartwaffen an, angefangen von veschiedensten Systemrasierern über eine Hobelflotte bis zu einem kleinen Badezimmer voll Döschen und Tübchen. Die Döschen und Tübchen kann man nach Herzenslust tageweise wechseln, aber bei dem Rasierer sollte man konservativer sein: Wenn man jeden Tag einen anderen Rasierer einsetzt, dann kommt der Bewegungsablauf ziemlich sicher auch bei viel Routine durcheinander.
Daher empfehle ich dringend, mindestens für die Nutzungsdauer einer Klinge den Rasierer nicht zu wechseln. Ausnahme: Wenn man in der Woche auf Geschwindigkeit geht und am Wochenende auf Genuss.
Strichtechnik
Das eigentliche Abtrennen der Barthaare ist eine feinsinnige Tätigkeit, die volle Konzentration und Zuwendung verlangt. Wann immer man versucht, seine Klinge zu hintergehen, etwa indem die Gedanken abschweifen, wird sie sich rächen, im einfacheren Fall durch ungründliche Rasur, im schlimmeren Fall durch Schnitte.
Fasse daher den Griff deines Rasierers locker zwischen Daumen und Fingerspitzen oder vorderen Fingergliedern, ähnlich einem Essbesteck oder Füllfederhalter. Fasse den Griff eher lang an. Das führt erstens zu geringerem Andruck und zweitens ermöglicht es eine vielseitigere Führung. Es ist ähnlich wie bei anderen Werkzeugen auch: Werden sie zu kurz gefasst, nimmt man sich Möglichkeiten der Steuerung. Allerdings verlangt das dann auch mehr Technik, weshalb Einsteiger instinktiv kurz fassen.
Bei Rasier-Aufwärtsbewegungen verwenden viele Männer die Haltung eines Bleistifts (aber nicht aus Versehen die einer Zigarette). Weder sollten die Finger vollständig gestreckt sein noch sollte man den Griff mit der Faust umklammern. Es gibt zwar keine von Knigge vorgeschriebene Haltung wie bei Messer und Gabel, aber nur mit einer eleganten Haltung lässt sich der Rasierer sanft über die Haut führen und mit der notwendigen Detailgenauigkeit dirigieren. Die hauptsächliche Bewegung kommt aus dem gesamten Arm, wogegen die Feinheiten der Führung und die nuancenhaften Druckunterschiede aus den Fingerspitzen stammen – ähnlich wie bei der Kalligraphie.
Im Gegensatz zu offenen Rasiermessern wird unsere Klinge zu gewissem Grad durch die Kopfgeometrie des Rasierers geführt. Insofern ähnelt ein Klingenrasierer eher einem Füllfederhalter als einem Kalligraphiepinsel, und ein Systemrasierer ähnelt einem Kugelschreiber. Um von der Führung zu profitieren, wird der Rasierkopf in ganzer Länge aufgesetzt und dann in der Grundtechnik senkrecht
Weitere Kostenlose Bücher