Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
– besonders mit Seifen – als Verbindung wasserunlöslichen Kalk bzw. Kalkseife bilden und dabei die Wirkung der Seife verringern oder sogar aufheben. Das passiert umso stärker, je heißer das Wasser ist. Der Kalk verbleibt zum allgemeinen Unbill auf den Heizspiralen der Waschmaschine, verstopft die dünnen Kanäle der Geschirrspülmaschine und verklebt die feinen Haare unseres Rasierpinsels. Schlimmer noch, Kalkseife hemmt die Schaumbildung. Wenn das immer konkreter werdende Gefühl aufkommt, dass der Pinsel nicht mehr so richtig aufschäumt, dann könnte der Zeitpunkt zur Entkalkung gekommen sein. Man sieht es einem Pinsel leider nicht an, wann er so weit ist.
Der Geheimtipp für die Entkalkung sind die beiden Naturwaschmittel Borax und Soda. Es handelt sich dabei um weiße Pülverchen, die gern von Liebhabern natürlicher Haushaltsmittel als Waschmittel, Wasserenthärter oder Putzmittel verwendet werden. Borax bekommt man weitgehend problemlos in der Apotheke, sofern man die Frage durchsteht, wozu man es denn bitte schön haben wolle und standhaft bleibt.
Das Rezept für Borax geht so: Man rühre eine sehr milde Lösung an, also etwa einen halben bis ganzen gestrichenen Teelöffel Borax auf 300 ml warmen Wassers. Die Lösung ist richtig, wenn sie gerade eine ganz leichte Trübung zeigt; wird sie weißlich, dann ist sie zu stark. Dann hänge man den Pinsel 20 Minuten in diese alkalische Lösung (ph-Wert um 9, abhängig von der Verdünnung), vorsichtshalber ohne Wasserkontakt zum Griff (siehe oben). Nach einiger Zeit bemerkt man, wie weißliche Schwaden aus dem Pinsel herauskommen. Manchmal sieht man auch nur, dass sich auf dem Boden eine trübe Schicht absetzt – das ist der gelöste Kalk aus dem Pinsel. Manchmal ist es wirklich verblüffend, wie viel sich aus dem Pinsel löst und wie sanft und saugfähig er wieder wird.
Aber bitte Vorsicht: Borax ist gesundheitsschädlich, insbesondere darf es nicht in die Augen kommen, und auf der Kleidung kann es Verfärbungen hinterlassen. Das ist nicht so schlimm, wenn die Lösung wirklich schwach ist, aber das sollte sie auch sein. Das Pulver darf nicht verschluckt oder eingeatmet werden.
Aus irgendwelchen Gründen ist Borax für Pinsel das beliebtere Mittel, wogegen Soda eher für verkalkte Hobel verwendet wird. Den tieferen Grund dafür kenne ich nicht, denn es funktioniert beides etwa gleich gut. Das Soda kann man in handheißem Wasser lösen und dann den Pinsel in diese Lösung hängen, wie beim Borax beschrieben. In der Tat bevorzuge ich Soda, weil es nicht gesundheitschädlich ist und der Pinsel anschließend frischer riecht.
Bitte aufpassen: Soda ( Natriumcarbonat oder kalzinierte Soda) ist nicht das gleiche wie Speisesoda bzw. Backsoda (also nicht Natriumhydrogencarbonat bzw. Natron). Mein Apotheker hat mir das Soda zwar selbst empfohlen, dann aber die schwächere der beiden Verbindungen gegeben. Backsoda (Natriumhydrogencarbonat, Speisesoda oder auch Kaisernatron) ist weniger reaktionsfreudig und daher zwar als Backpulver geeignet, nicht aber als Reinigungsmittel, wie ich nach einigen vergeblichen Versuchen herausfinden musste. Das richtige Soda bekommt man in vielen Drogerien oder auch bei Versendern als Waschsoda. Man kann auch bei Ebay nach "kalzinierte Soda" oder "Natriumcarbonat" suchen – wer 246 Rasierklingen lagert, den schockiert ein Kilo kalzinierte Soda für fünf Euro auch nicht mehr. (Wer möchte, kann sich oder seiner Frau auch einreden, Waschsoda wasche viel umweltverträglicher als das gute alte Persil, dann verbraucht sich das Kilo in der Waschmaschine.)
Einige schwören darauf, den Pinsel in stark verdünntem Essigwasser zu reinigen, weil Essig durch seinen niedrigen pH-Wert die alkalischen Seifen neutralisiere. Ich mag diese Methode schon deshalb nicht, weil Essig unangenehm riecht – und besser als Soda wirkt es auch nicht. Von noch härteren Methoden rate ich aber definitiv ab, also zum Beispiel den Pinsel in Essig oder Zitronensäure zu stellen. Viele vermeintliche Pflegemethoden verkürzen eher die Lebensdauer als dass sie sie verlängern, nicht nur bei Pinseln.
Es gibt sogar Menschen, die ihren Pinsel auskochen oder in einen Dampfreiniger für Babyflaschen stellen wollen, aber man hört oft, dass das zur sofortigen Zerstörung führe. Lass dir gesagt sein: es stimmt nicht – zumindest nicht ganz. Ein ausgekochter Dachshaarpinsel verpestet allerdings das gesamte Haus mit einem
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