Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
wohlrichende Mischung aus Pflanzenölen und Wachs, die das Holz hervorragend schützt, allerdings auch deutlich nachdunkelt. Die Menge von 200 ml für 16 Euro (www.team7.at) reicht zwar für ganze Schrankwände, aber was tut man nicht alles für seinen Olivenholzgriff.
Wie auch immer, ein Rasierpinsel ist eine Gebrauchsgegenstand, und man sollte es mit der Pflege auch nicht übertreiben. Devise: lieber 8 Jahre Vergnügen als 12 Jahre keines. Schließlich sagt die offizielle Lehre der Schuhmacher vom alten Schlag auch, dass man Lederschuhe liegend lagern und nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen tragen sollte. Tust du das auch immer brav? Oder nimmst du eher in Kauf, die Schuhe dann und wann einmal auszutauschen?
Lagerung: Stehen, Hängen oder Würgen?
In einem Punkt sind sich alle einig: Würgen oder Wringen des Pinsels ist schlecht. Ob ein Rasierpinsel jedoch stehend oder hängend aufbewahrt werden soll, das hat den Rang einer Glaubensfrage.
Viele hängen am Hängen, weil sie überzeugt sind, dass dadurch der Haaransatz schneller trocknet und somit der Griff geschont wird (95% der von Rehman/Heinz/Henß Befragten Pinselnutzer lagern ihren Pinsel hängend). Diese Vermutung leitet sich aus der Beobachtung trocknender Kleidungsstücke ab. Wie man bei aufgehängter Wäsche leicht beobachten kann, trocknen die Kleidungsstücke oben schneller als unten, weil das Wasser durch die Schwerkraft in die unteren Bereiche gedrückt wird. Allerdings möchte ich eine Minderheitentheorie nicht verschweigen, der zufolge die Verdunstung nach oben hin stattfindet und daher beim Hängen langsamer erfolgt als beim Stehen, weil sich am hängenden Pinsel ein Luftstau bildet.
Ganz offenbar ist es nicht möglich, diese Frage durch reines Nachdenken zu beantworten. Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, habe ich mir zunächst zwei Messgeräte gekauft: eine Präzisionswaage und ein Baufeuchtemessgerät. Die Waage ist so genau, dass ich mit ihr sogar einzelne Tropfen nachweisen kann, indem ich das Gewicht des Pinsels zwischen trockenem und nassem Zustand vergleiche. Das Baufeuchtemessgerät ist zwar nicht so genau, aber ich wollte sicher sein, dass sich nicht unbemerkt die gesamte Feuchte im Pinselinneren am Haaransatz sammelt, wogegen ich mit der Waage nur die durchschnittliche Feuchte messe.
Damit ausgestattet habe ich sorgsam ausgeklügelte Testreihen durchgeführt. Testobjekt waren ein Mühle Silberspitz mit 23 mm Ringmaß und Olivenholzgriff sowie ein Plisson mit Kunststoffgriff und 21 mm Ringmaß.
Die Testanordnung war folgende: Ich benutzte beide Pinsel wie gewohnt täglich oder zweitäglich und stellte oder hängte die gut ausgeschleuderten Pinsel an abwechselnden Tagen mit dem Kopf nach oben oder nach unten. Die erste Messung führte ich jeweils direkt nach der Benutzung durch, alle weiteren verteilt über den gesamten Tag und am kommenden Morgen kurz vor der nächsten Benutzung. Für die Messung mit dem Baufeuchtemessgerät stach ich von vier Seiten etwa einen Zentimeter oberhalb des Griffes in die Haare ein (Tiefe ca. 10 mm) und verwendete den Mittelwert aller vier Messungen als den Messwert. Dabei zeigte sich schon, dass die Messung über das Gewicht wesentlich zuverlässiger funktioniert. Zudem notierte ich jeweils die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur (digital gemessen). Man kann den Trockenprozess mit diesem Verfahren sehr gut beobachten. Zudem stellte ich die Pinsel mal offen, mal schlecht belüftet ab, um auch diesen Einfluss beobachten zu können. Außerdem machte ich eine Messserie unter normalen Bedingungen im Badezimmer, eine andere in einem Archivraum mit Temperaturschwankungen von weniger als einem Grad und Schwankungen der Luftfeuchtigkeit um weniger als +/- 5% Punkte.
Für technisch Interessierte: Da nach dem Abschleudern jeweils unterschiedliche Mengen Feuchtigkeit im Pinsel verbleiben, habe ich den Anfangswert zum Zeitpunkt null als 100% definiert und den gesamten Trocknungsprozess als Prozentsätze dieses Wertes normiert. Zur Auswertung codiere ich die Pinselposition und den Ort als Dummy-Variable mit 0 und 1 und verwendete die Logarithmen der Feuchtigkeitswerte als Daten für eine lineare multiple Regression mit der Feuchtigkeit als erklärter Variablen und der Pinselposition und der Zeit als unabhängige Variable. Der Logarithmus ist hier erforderlich, weil ein Trocknungsprozess etwa einer Exponentialfunktion folgt, der durch Logarithmieren in eine lineare Funktion
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