Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
verwandelt werden kann. Aus diesem Grund definierte ich den Nullwert der Feuchtemessung als 1, damit der Logarithmus an dieser Stelle 0 ergibt. Als Ergebnis bekommt man den Einfluss der verschiedenen Faktoren auf die Trocknung.
Damit nicht genug. In mehreren Einführungsseminaren für wissenschaftliches Arbeiten habe ich die Aufgabe vergeben, den Einfluss der Pinselposition auf die Trockenzeit eines Rasierpinsels zu untersuchen. Dabei sind eine Reihe weiterer Ansätze entstanden, die sich von der von mir gewählten Methode unterscheiden.
Alle folgenden Angaben sind die Interpretation dieser Untersuchungen und meiner Regressionsanalyse, also nicht etwa das Ergebnis einer einzigen Messung, sondern der rechnerische Wert, der sich aus insgesamt acht Wochen harter Arbeit mit mehreren Hundert Messungen ergibt.
Zunächst einmal zum Ausschleudern : Der Effekt des Abschleuderns (ausgedrückt in Trockenzeit) ist etwa genauso groß wie der gesamte Trocknungsprozess danach. Das ist wenig erstaunlich, denn diesen Effekt kennt man von der eigenen Waschmaschine (die aber als nicht pinselgeeignet gilt).
Eine kleine Überraschung liefert der Vergleich der beiden Pinsel. Der Mühle-Pinsel trocknet trotz seines größeren Ringmaßes unter Normalbedingungen etwas schneller als der Plisson. Nur im Archivraum ohne Luftbewegung war der Plisson um etwa einen halben Tag schneller trocken. Das deutet darauf hin, dass er tatsächlich deutlich dichter gesteckt ist als der Mühle, was auch der Eindruck ist, wenn man die beiden Pinsel subjektiv miteinander vergleicht.
Der Erfahrungswert der Trocknungsdauer von zwei Tagen ist durchaus korrekt. Im Archivraum bei konstanten 21 Grad und 50% Luftfeuchtigkeit dauert es etwas mehr als zwei Tage, bis die Pinselfeuchtigkeit auf 5% des Ausgangswertes abgesunken ist, sodass man beide Pinsel nach zwei Tagen als trocken ansehen kann (sie enthalten dann noch etwa drei kleine Tropfen Wasser). Bei sehr warmen Außentemperaturen geht es schneller, bei ungünstigem Wetter werden die zwei Tage aber knapp und du solltest daher die Anschaffung eines Dritt- oder Viertpinsels erwägen.
Ein sehr klares Ergebnis ist der Einfluss der Aufbewahrung in einem Schrank . Dass es einen negativen Einfluss gibt, lässt sich sogar bei einem sehr großen Schrank zeigen: Der Unterschied beträgt dann knappe fünf Stunden und ist signifikant (0,1%). Bei der Aufbewahrung in einem kleinen Spiegelschrank dauert es mehr als einen Tag länger, bis der Pinsel endlich trocken ist, und die Luftfeuchtigkeit im Schrank ist zwei Tage lang über 65%, sodass man dort auch gut Champignons züchten könnte.
Bezüglich der Lage des Pinsels konnte ich bei meiner Versuchsanordnung nur einen sehr geringen Einfluss auf die Trockendauer nachweisen. Das Hängen oder Stehen bewirkte in fast keinem Fall einen signifikanten Unterschied. Bei meinen Studenten waren die Ergebnisse dagegen eindeutiger. Die Position hatte dort durchaus in der Regel einen messbaren Einfluss, und zwar auf unerwartete Weise: Der Pinsel trocknet nämlich im Stehen etwas schneller. Was bei meiner Methode zwar als Tendenz sichtbar wurde, aber nur selten signifikant war, erwies sich bei den meist robusteren Anordnungen der Studenten als immer wiederkehrendes Muster: Die Trockendauer ist bei stehendem Pinsel um einige Stunden kürzer. Der Effekt ist bei Dachshaar etwas größer als bei Borsten und dort wiederum größer als bei einem veganen Pinsel. Eine Gruppe hatte die clevere Idee, den Pinsel auch einmal liegend auf einem Ständer zu lagern, und siehe da: dies ist die beste Position. Das Stehen holt einige Stunden Trockenzeitgewinn heraus, das Liegen (sofern es luftig auf einem Ständer erfolgt) setzt noch ein klein wenig oben drauf. Liegen auf einer Unterlage hingegen verschlechtert die Luftströmung wieder und verlängert die Trockenzeit. Die beste Art der Aufbewahrung wäre somit ein Pinselständer aus Draht, in dem der Pinsel ähnlich wie eine Weinflasche liegend gelagert wird.
Die Pinselexperten der Firma Mühle vertreten übrigens die Ansicht, dass Probleme mit stehend gelagerten Pinseln aus einer Zeit stammen, in der die Haare nicht mit Kleber befestigt waren und so das Wasser bei schlecht abgeschüttelten Pinseln im Stehen in den Griff eindringen konnte. Wenn es also jemals ein Problem dieser Art gegeben haben sollte, dann gilt es heute schon aus zwei Gründen nicht mehr: Wegen der Verklebung und weil wir heute wissen, dass es im Stehen
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