Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
und lasse den Rasierkopf durch das eigene Gewicht aufliegen. Du spürst jetzt das Metall des Hobelkopfes auf der Haut und wenn du den Griff ziehst, dann gleitet der Kopf über die Haut, ohne dass die Klinge sie berührt.
Hebe nun während des Ziehens den Griff etwas an, sodass der Winkel zwischen Klinge und Haut spitzer wird. Man nennt dies "die Klinge steiler führen", weil der Winkel zwischen Klinge und Haaren nun steiler wird. Weil er in dieser Phase der Übung noch nahe bei 0 Grad liegt, ist der Winkel zunächst immer noch "flach", also flach bezüglich der Haare. Wenn du den Winkel immer steiler machst (also den Griff immer weiter anhebst), dann bemerkst du irgendwann ein kratzendes Geräusch und dass die Klinge beginnt, die Haare zu schneiden.
Bei diesem flachen Winkel ist das Schneiden der Haare noch recht schwierig und es rupft oft, weil die Klinge eben sehr "stumpf" zum Haar geführt wird und daher eher abschabt als schneidet. Sie schneidet besser, wenn sie steiler zum Haar steht. Das merkst du, wenn du den Griff noch weiter anhebst und damit die Klinge immer steiler zum Haar stellst (das heißt, der Winkel zwischen Haut und Klinge spitzer wird). Zwar schneidet man damit leichter die Haare, aber leider auch leichter in die Haut. Das wird nicht passieren, solange du nicht aufdrückst, sondern den Hobelkopf nur durch sein eigenes Gewicht aufliegen lässt.
Stellst du die Klinge immer steiler zu den Haaren, dann wird der Hobelkopf sie irgendwann anheben, und du wirst wieder das Gleiten des Kopfes auf der Haut spüren, ohne dass die Klinge rasiert. Der Winkelbereich zwischen der Kopfstellung, bei der der Hobel gerade anfängt zu schneiden und bei der er wieder aufhört, ist der Bereich, in dem du rasieren kannst.
Der Winkel ist wie Gas geben und Bremsen: Gas geben heißt, die Klinge steiler zu den Haaren zu stellen. Damit rasiert man leichter, schneidet sich aber auch leichter. Bremsen ist das Flachstellen der Klingen zum Haar: Es schabt eher als dass es schneidet, dadurch rupft es mehr, aber man schneidet sich nicht. Erinnere dich an diesen Zusammenhang beim Rasieren. Ein Konstruktionsprinzip des Hobels besteht darin, den Winkel in einem sinnvollen Bereich zu begrenzen und somit die Führung der Klinge zu vereinfachen, im Vergleich zum Rasiermesser.
Beim Seifenspalthobel befindet sich die Schneide der Klinge zwischen zwei Begrenzungen im Rasierkopf, die einen offenen Spalt bilden. Diese Rasierer geben einen recht engen Winkelbereich vor, im Gegensatz zu Zahnkammhobeln, die einen weiteren Spielraum lassen. Beim Seifenspalthobel ist der vorgegebene Winkel erreicht, wenn beide Seiten des Seifenspaltes gleichzeitig auf der Haut aufliegen, also die Seite des Kopfes, die sich oberhalb der Klingenschneide befindet und die andere unterhalb. Prüfe auf deinem Arm, welches dieser Winkel ist, indem du seitlich auf den aufliegenden Hobelkopf siehst (er wird bei etwa 45 Grad liegen, mehr dazu gleich).
Beim Zahnkammhobel ist die Klinge fest zwischen zwei Teilen des Rasierkopfes eingespannt, sodass sie nicht von einem Spalt umgeben ist. Diese Bauweise ist heutzutage selten geworden, wogegen Seifenspalthobel der Normalfall sind. In den Hobelbeschreibungen unten sind nur die Modelle der Merkur-25c-Familie Zahnkammhobel.
In gewissen Weise war die Entwicklung des Seifenspaltes schon ein Weg, den Benutzer exakt zu leiten und ihm weniger Möglichkeiten zu lassen, den die Systemrasierer später weitergegangen sind. Es gibt aber zwischen den Seifenspalthobeln sehr große Unterschiede. Während ein Merkur 34c einen winzigen Winkelbereich vorgibt, lassen der Futur oder Vision einen sehr weiten.
Der Winkel zwischen Griff und Haut beträgt beim Rasieren etwa 45 Grad. Dies ist aber nicht der Winkel zwischen Klinge und Haut: Da sie verformt eingespannt ist, beträgt ihr Winkel zur Senkrechten auf den Griff etwa 15 Grad, sodass sie in einem Winkel von etwa 30 Grad zur Haut steht. Dies ist der Winkel, der häufig als Idealwinkel genannt wird, allerdings kann man ihn im Realbetrieb nicht sehen.
Wer die Arm-Übung von oben tatsächlich vorgenommen hat, hat auch etwas anderes Wichtiges gelernt: Die Kraft, mit der der Hobelkopf angedrückt wird, sollte nicht größer sein als durch sein Eigengewicht ausgelöst wird.Wie beim Systemrasierer auch, hilft die Vorstellung, der Hobel sei eine Feder, mit der man nur die Haut der Wangen streichelt. Nur, dass es hier überlebenswichtig ist, das
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